Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
Kerl heirate ich nicht! « , verkündete sie entschlossen und erntete dafür Roberts schallendes Gelächter.
William dagegen sah ihr hilflos nach, als sie aufgebracht davonstapfte. Sie bedeutete ihm mehr, als gut für ihn war. Etwas Unbeschreibliches, Intensives, Außergewöhnliches verband ihn mit ihr. Sogar Robert, der an allen Frauen, die William gefielen, etwas auszusetzen hatte, schien es bemerkt zu haben.
»S ie wäre die Richtige für dich, Will « , sagte er mit einem leisen Seufzer und sah ihr ebenfalls nach.
William wusste, wie recht er damit hatte, aber Marguerites Zukunft sah wohl genauso aus, wie Robert sie im Spott beschrieben hatte. Darum war jeder Augenblick, den er mit ihr in der Falknerei verbrachte, wie ein kostbares Geschenk für ihn. Mit jedem Tag jedoch, den sie in seiner Nähe weilte, bedeutete sie ihm mehr. Ihre Unbeschwertheit, ihr Lachen, aber auch ihre Ernsthaftigkeit und ihre Neugier im Umgang mit den Falken beglückten ihn über alle Maßen.
Lange hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, womit er sie erfreuen könnte, und de Ferrers schließlich vorgeschlagen, ihr zu erlauben, einen kleinen Rotfalken abzutragen und ihr das Tier anschließend zu schenken. De Ferrers hatte der Gedanke sofort gefallen, denn mit dem Falken für Marguerite konnte er nicht nur seine Beziehung zu Prinz John festigen, sondern auch die seiner Söhne. William wusste, dass es durchaus vernünftig war, sich mit dem Prinzen gut zu stellen, denn seit einiger Zeit stand dieser seinem Bruder Richard wieder so nah, dass es hieß, der König werde – in Ermangelung eigener Söhne – John als seinen Erben einsetzen.
Zunächst hatte es so ausgesehen, als machte Arthur das Rennen. Der Sohn von Richards älterem Bruder Geoffrey, der einst Herzog der Bretagne gewesen war, hatte als möglicher Nachfolger gegolten, solange John seinem königlichen Bruder das Leben schwer gemacht hatte. Nun aber waren sie wieder in brüderlicher Liebe vereint, soweit das bei so unterschiedlichen Männern überhaupt möglich war, und die Gerüchte besagten, dass Richard sich für John entscheiden würde.
William ging es indessen weniger darum, sich bei Prinz John beliebt zu machen, ihn interessierte vor allem Marguerite. Beim Abtragen des jungen Lerchenfalken, den er für sie ausgewählt hatte, würde er genügend Zeit für sie haben und sich ihr voll und ganz widmen können. Die Jagdgehilfen murrten zwar, weil Marguerite überall dabei sein durfte, obwohl sie doch kein Mann war, aber William ließen ihre Klagen kalt. Er wäre nicht der Sohn der Schwertschmiedin gewesen, hätte er geglaubt, dass Frauen weniger fähig seien als Männer. Außerdem wusste Marguerite schon seit geraumer Zeit besser über die Falken Bescheid als die Gehilfen, von denen ohnehin keiner je allein einen Greif abtragen würde. Marguerite dagegen würde später ganz gewiss einen oder gar mehrere Falken besitzen und mit ihnen beizen gehen, so wie es sich für eine Dame ihres Standes geziemte.
Wie erwartet ging Marguerite ganz in ihrer Aufgabe auf und nahm sie überaus ernst. Sie war alles andere als zimperlich und jammerte auch dann nicht, wenn ihr der Arm vom Tragen des Vogels lahm wurde. Sie würde meiner Mutter gefallen, und das, obwohl sie die Tochter eines Barons ist, dachte William, als er sie beobachtete, und die Erkenntnis traf ihn bis ins Mark.
Marguerite hatte ihm oft bei der Behandlung von Johns Falken zugesehen, war ihm hin und wieder auch dabei zur Hand gegangen und hatte viel gelernt. William hatte den offenen Bruch am Flügel mit Kräuterauflagen behandelt, deren Rezeptur zu jenen gehörte, die er von Enid kannte.
Zunächst war es dem Vogel kaum besser gegangen, und William war niedergeschlagen gewesen, doch nach einer Weile hatte der Falke zu genesen begonnen. Es hatte gut drei Monate gedauert, bis der offene Bruch verheilt war und sich auch die Fleischwunde darüber wieder geschlossen hatte. Dank Williams aufmerksamer, liebevoller Pflege und der Auswahl der besten Leckerbissen kam der Falke wieder zu Kräften, was William die unverhohlene Bewunderung Marguerites eintrug. Als er damit begann, den Falken erneut fliegen zu lassen, war John noch nicht wieder nach Ferrières zurückgekehrt und Marguerites Lerchenfalke bereits bestens abgetragen, sodass sie nicht mehr ganz so häufig zum Falkenhof kam. Immerhin bestand de Ferrers darauf, dass sie in seinem Haushalt weiterhin zur Dame erzogen wurde. Sie bekam Unterricht von einem Priester, musste
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