Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
Vom Netzwerk:
hinreißen, darüber nachzusinnen, wie es wohl wäre, mit Marguerite verheiratet zu sein, sie küssen zu können, wann ihm danach zumute war und an welche Körperstelle auch immer! Bei diesen Gedanken wurde ihm ganz warm. Mit hochrotem Kopf blickte er sich um, doch glücklicherweise waren die anderen Barone dem König gefolgt und schenkten ihm keine Beachtung mehr. Nur Marguerite sah sich kurz nach ihm um, aber ihren Blick wusste er nicht recht zu deuten.
    Schweren Herzens suchte er den ihm zustehenden Platz an der unteren Tafel auf, ließ sich neben Robert auf die Bank fallen und atmete tief durch.
    Während des Essens heftete Marguerite den Blick fest auf das weiße Leintuch, das vor ihr auf dem Tisch lag.
    William konnte sie nicht aus den Augen lassen; er hoffte ständig, sie möge doch aufschauen und ihn ansehen. Gebannt starrte er zu ihr und brachte weniger herunter als ein Spatz. Auch Marguerite nahm nur ein paar Krümel zu sich. War sie etwa verärgert, weil er den König um ihre Hand gebeten hatte? Nein, William wagte zu hoffen, dass sie so wenig aß, weil sie sich nach ihm verzehrte statt nach Fleisch und Soße. Ihn selbst jedenfalls füllte die Liebe zu ihr so sehr aus, dass kein Platz mehr für Nahrung in seinem Leib war.
    William seufzte, als er an den vergangenen Nachmittag dachte, an Marguerites zarte Haut und ihren biegsamen Körper, der unter seiner vorsichtigen Berührung gebebt hatte. Es hieß, der König habe viele Mündel, doch Marguerite war ihm offenbar besonders lieb, denn sie verbrachte mehr Zeit in seiner Nähe als alle anderen. Kinder von Adeligen, die ihre Eltern verloren hatten, bevor sie alt genug waren, um ihr Erbe anzutreten, fielen unweigerlich unter die Vormundschaft des Königs. Das hatte für ihn den Vorteil, dass er seine Hand über ihre Ländereien halten und gleichzeitig die dort entstehenden Gewinne einstreichen konnte. Außerdem besaß der König das Recht, sofern noch keine Heirat vereinbart war, seine Mündel nach seinem Gutdünken zu vermählen, sodass sie je nach Reichtum und Ruf ihrer Familie ein hübscher Anreiz für ein Bündnis sein konnten. Wer weiß, was der König noch mit Marguerite vorhatte? William seufzte abermals. Vielleicht würde er sie nie wiedersehen, ihr niemals mehr allein begegnen!
    Als Robert ihn ansprach und aus seinen trüben Gedanken riss, zuckte William zusammen.
    »W as hast du zum König gesagt, dass er dich so plötzlich mit Nichtachtung gestraft hat? « , fragte er mit einem besorgten Blick hinauf zum König.
    William schüttelte nur unwillig den Kopf. Er hatte keine Lust, darüber zu reden. »E ntschuldige mich bitte, ich bin müde. Ich werde schlafen gehen « , murmelte er, stand auf und verließ die Halle ohne jede weitere Erklärung.
    Wie schon bei Richard zehn Jahre zuvor war den Engländern auch diesmal kaum genug Zeit geblieben, ihren König zu feiern. Nicht einmal drei Wochen, nachdem er englischen Boden betreten hatte, machte sich König John auf den Weg zurück aufs Festland. Als er und seine Begleiter sich beim ersten Tageslicht zum Aufbruch rüsteten, beobachtete William sie. Er stand in der Nähe der Halle hinter einer mächtigen Eiche. In der vergangenen Nacht hatte er kaum geschlafen und war schon lange vor der Morgendämmerung aufgestanden. Traurig hielt er nun Ausschau, um Marguerite noch ein letztes Mal sehen zu können, bevor sie seinem Leben vielleicht für immer entschwand.
    Als sie endlich aus der Halle herauskam und ihr Pferd bestieg, wirkte sie niedergeschlagen. Ob sie genauso verzweifelt war wie er? Oder dachte sie gar nicht an ihn? Als sie kurz ihren Blick schweifen ließ, gerade so, als suchte sie nach ihm, machte Williams Herz einen Satz. Er trat hinter der Eiche hervor und winkte ihr scheu, doch Marguerite entdeckte ihn nicht. Oder wollte sie ihn vielleicht nicht sehen? Sie wendete ihr Pferd und ritt los. Der Wind blies ihre langen dunklen Haare auf. William schloss die Augen und meinte beinahe zu fühlen, wie sie am Vortag über sein Gesicht gestreift waren, als er Marguerite vom Pferd gehoben hatte. Er rang nach Atem, doch Hals und Brust waren ihm so eng, dass er glaubte, ersticken zu müssen.
    Als er die Augen endlich wieder öffnete, war Marguerite fort.

St. Edmundsbury im Nove m ber 1199
    Z um ersten Mal seit langem verbrachte William das Martinsfest wieder in St. Edmundsbury.
    Ellenweore umarmte ihn herzlich, nahm ihren Sohn bei den Schultern und sah ihn stolz an. »H ast dich wirklich großartig gemacht « ,

Weitere Kostenlose Bücher