Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
»W enn du ihn anständig bezahlst, sollte er dir wohl zu Diensten sein wollen. Und wenn er dir ein ergebener Freund ist, wie ich vermute, wird er sich nicht davor scheuen, dir zu folgen, auch wenn du ihm noch nicht so viel bieten kannst wie ein anderer Herr. « Der König lächelte. »D e Ferrers wird ihn sicher nur sehr ungern gehen lassen, aber dein Freund ist ein freier Mann. Er kann selbst entscheiden, was er tun will. «
»D ann erlaubt Ihr mir, dass ich mich entferne, um ihn zurückzuholen? «
Der König nickte. »S toße in Sevenoaks, südöstlich von London, wieder zu uns, in acht Tagen. Mehr Zeit kann ich dir nicht gewähren. «
William strahlte ihn an. »D anke, Sire, danke! Wir sehen uns in Sevenoaks! «
Als William drei Tage später in Oakham ankam, empfing ihn de Ferrers erstaunt, doch mit offenen Armen.
»S olltest du nicht beim König sein? «
»E r hat mir gestattet, mich für ein paar Tage zu entfernen. Ich bitte Euch, Sir Walkelin, zürnt mir nicht. « William scharrte mit dem Fuß über die Binsen in der Halle. »I ch bin gekommen, weil ich Robert dafür gewinnen will, mir beim Aufbau meiner neuen Falknerei zu helfen. Ich weiß, dass Ihr ihn ebenso schätzt wie ich, darum komme ich zunächst zu Euch und bitte um Euer Einverständnis. «
» E rst du und jetzt er! « Walkelin drehte sich um und füllte sich einen Becher Wein ein, ohne William etwas anzubieten. »R obert ist ein verdammt guter Mann. «
»I ch weiß, Mylord, und er ist Euch zutiefst ergeben, so wie auch ich es immer war. Darum würde er nicht gehen, wenn er wüsste, dass Ihr ihm zürnt. Aber wir arbeiten schon so lange zusammen … Er … ich … « William brach ab. Walkelin hatte sich freiwillig für König Richard als Geisel gestellt; er wusste, was Freundschaft und Treue bedeuteten, er musste ihn doch verstehen!
»S eit du fort bist, vernachlässigt er seine Arbeit. Unter diesen Umständen kann ich ihn nicht zum Falkenmeister machen. Ich werde ihm jemanden vor die Nase setzen müssen, und das wird ihm nicht gefallen. Also soll er meinetwegen mit dir gehen. « Sir Walkelin keuchte und hielt sich am Rand des Tisches fest. Erst jetzt bemerkte William, wie schlecht sein früherer Herr aussah. »G eht es Euch gut? « , fragte er besorgt nach.
»W ie soll es mir gut gehen? Ich bin alt und verbraucht. Mein Kreuz schmerzt nach jedem Ritt, und wenn es regnet, was ja in dieser Gegend leider häufig der Fall ist, dann machen mir die alten Knochen zu schaffen. Ich werde nicht mehr viel zum Beizen kommen. Soll Henry sich neue Falkner suchen. Nun mach schon! Geh zu Robert, ich bin sicher, er wird dein Angebot nur allzu gern annehmen. «
»D anke, Mylord. Gottes Segen sei mit Euch und belohne Euch für Euren Großmut. « William verbeugte sich und machte sich auf den vertrauten Weg zur Falknerei.
»L ass mich in Frieden, Mylord! « , herrschte Robert ihn an, als William ihn bat mitzukommen. »H ier ist mein Platz! «
»A ber ich brauche deine Hilfe, um die Falknerei aufzubauen. Sie soll in einem grauenhaften Zustand sein. Der König hat mir nur wenige Tage gegeben. Wir sollen in Sevenoaks wieder zu ihm stoßen. Denk doch nur an die wunderbaren Herausforderungen, die auf uns warten! « William lächelte Robert aufmunternd an.
»E s tut mir leid, Will, ich kann hier nicht weg. «
»A ber Sir Walkelin ist einverstanden, bitte! «
Robert schüttelte trotzig den Kopf. »G eh jetzt! «
William brauchte drei lange Tage bis Sevenoaks, das er fast gleichzeitig mit König John erreichte. Der königliche Tross war merklich geschrumpft. Viele Barone waren für einige Tage auf ihre Güter zurückgekehrt, und nur wenige Männer waren beim König geblieben. Niedergeschlagen schloss William sich John an, und als der König sich nach Roberts Verbleib erkundigte, versuchte William vergeblich, die Bitterkeit zu verdrängen, die ihn überkam. Robert und er waren Freunde gewesen und nun, nach so vielen Jahren, im Streit auseinandergegangen. Warum war er nur so stur?
König John beachtete Williams düsteren Gemütszustand nicht, ließ sich in dem Ort mit den gepflegten Häusern und den freundlichen Menschen eine Nacht lang bewirten und verlieh ihm anschließend Stadtrechte, was Sevenoaks weniger abhängig vom Erzbischof von Canterbury machte. Am folgenden Tag teilte er William beiläufig mit, dass sich die Ländereien und das Gut, über das er nach seiner Hochzeit verfügen sollte, nur eine knappe Tagesreise entfernt befanden.
William wusste nicht,
Weitere Kostenlose Bücher