Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
was er denken sollte. Es gelang ihm nicht mehr, sich auf dieses neue Leben zu freuen, wenn nicht einmal Robert einen Platz darin haben sollte. Wie sollte es nur weitergehen?
Bei Sonnenaufgang gab John den Befehl zum Aufbruch. Sie wollten Sevenoaks gerade verlassen, als Robert herangesprengt kam.
»D a bin ich wohl gerade noch rechtzeitig gekommen « , sagte er verschämt lächelnd und bat, sich ihnen anschließen zu dürfen.
Der König nickte, und William fiel ein Stein vom Herzen. Mit Roberts Hilfe würde er seinem zukünftigen Leben mit all den neuen Aufgaben leichter entgegentreten können. Denn auch wenn er Stolz empfand, weil er nun königlicher Falkner war, so wurde ihm der Gedanke, dass Marguerite ihm niemals gehören würde, immer deutlicher bewusst und zunehmend unerträglich. Wenn er durch die Aufgabe von Richard de Hauvilles Tochter und ihrer Ländereien je Marguerites Hand hätte gewinnen können, so hätte William ohne Reue auf den neuen Wohlstand verzichtet. Er hätte lieber arm und unbeachtet mit Marguerite gelebt als in Ehren ohne sie. Doch diese Möglichkeit stand nun einmal nicht zur Wahl.
Schweigend ritt er neben Robert her. Der Nebel, der sie in Sevenoaks umgeben hatte, war einem sonnigen Tag gewichen, der die winterkarge Landschaft in weiches Licht tauchte und zu sehnsüchtigen Gedanken anregte. Da König John es jedoch eilig hatte, hielt er sie zur Eile an, und so erreichten sie nach einem strammen Ritt noch vor Sonnenuntergang ihr Ziel.
Einer der Ritter war bei ihrer letzten Rast früher aufgebrochen und vorausgeritten, um den König anzukündigen. So kam es, dass bei ihrer Ankunft ein gut aussehender Mann in den Vierzigern mit breiten Schultern, wachem Blick und offensichtlich ebensolchem Verstand aus dem Gutshaus auf den König zukam und ihn begrüßte.
»S ire, welche Freude! Es ist eine große Ehre, Euch auch als König wieder hier begrüßen zu dürfen. « Er verbeugte sich tief.
John seufzte. »S eit meinem letzten Besuch scheint eine Ewigkeit vergangen zu sein. « Er nickte mit einem leicht wehmütigen Lächeln. »I ch habe nicht viele Tage hier verbracht, dafür umso glücklichere. « Der König sah den Mann freundlich an. »D as Gut und Richards Tochter liegen mir sehr am Herzen. Darum habe ich als künftigen Herrn einen – wenn auch recht jungen – so doch überaus fähigen Mann gewählt, der die Arbeit Richard de Hauvilles fortsetzen und den Falkenhof wieder aufbauen wird. « Er legte William die Hand auf die Schulter. »D as ist William FitzEllen, der Sohn der berühmtesten Schwertschmiedin des Landes. « Er klopfte bestätigend auf seinen Schwertgürtel, an dem seine neueste Waffe von Ellen hing.
William errötete. Seine Mutter hatte bereits für König Richard geschmiedet, dass auch John immer eines ihrer Schwerter bei sich trug, erfüllte ihn mit ungeheurem Stolz.
»V or allem aber ist er ein großartiger Falkner « , fuhr John fort. Dann sah er William an. »D er Steward hat immer gute Dienste geleistet. Du solltest dich, was das Gut betrifft, auch künftig auf ihn verlassen. «
»M ylord « , begrüßte der Steward William mit einer schwungvollen Verbeugung. »W illkommen in Roford. «
William blickte ihn verblüfft an und räusperte sich. »W ie, habt Ihr gesagt, heißt das Gut? « , fragte er verstört.
»R oford Manor, Mylord. « Der Steward wagte einen fragenden Blick.
Ein weiches Lächeln huschte über Williams Gesicht. »R oford « , wiederholte er geradezu zärtlich. »E rinnert stark an Orford, nicht? « , meinte er sehnsüchtig. Und dann erklärte er: »O rford ist eine Hafenstadt in East Anglia, meine Mutter ist dort geboren. « Er lächelte den Steward an.
»N un, das wird wohl ein Wink des Himmels sein und bedeuten, dass der Herr mit dir und dieser Ehe ist! « , spöttelte John und klopfte ihm jovial auf die Schulter. »W ie es aussieht, hast du nicht nur meinen Segen für die bevorstehende Hochzeit, sondern auch die des Allmächtigen. Was kann man sich mehr wünschen? « John wandte sich wieder an den Steward. »H abt Ihr alles vorbereitet? «
»J a, Sire. «
»D ann wird die Trauung gleich morgen vollzogen « , sagte der König an William gewandt. »I n aller Kürze und nicht sehr feierlich, aber schließlich bist du nicht der einzige Glückliche, der sein Weib schnellstmöglich in die Arme schließen will. Ich habe meine liebste Isabelle lange nicht gesehen und habe es eilig, endlich wieder zu ihr zu kommen. Sie erwartet mich sicher schon
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