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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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liebkost, aber er brachte es nicht fertig, auch nur einen Fuß vor den anderen zu setzen. Der König würde ihn schon morgen mit der Tochter eines de Hauville verheiraten und William so zum Mitglied der berühmtesten Falknerfamilie des Landes machen. Das war eine große Ehre, rief er sich in Erinnerung. Darum hatte auch er sich ehrenhaft zu verhalten!
    Er holte tief Luft, straffte die Schultern und entschloss sich zurückzugehen. Das Bad, das man ihm bereitete, würde ihm jetzt sicher guttun. Er musste Marguerite endlich vergessen. Wenn er erst Lord Roford war, würde eine Menge Arbeit auf ihn warten. Die Falknerei, die Dörfer, der Wald – um all das würde er sich kümmern müssen, da würde für Trauer um Marguerite hoffentlich keine Zeit bleiben.
    Gebadet und mit glatt geschabtem Gesicht ging es William ein wenig besser. Doch in den fremden Kleidern, die John ihm hatte bringen lassen, fühlte er sich, als wäre er in das Leben eines anderen geschlüpft. Bald war er kein einfacher Mann mehr. Nicht, dass er niemandem mehr Rechenschaft abzulegen haben würde – es gab immer einen Lehnsherrn, der über einem stand. Selbst König John hatte Philipp, dem Franzosenkönig, den Lehnseid für die Ländereien auf dem Festland schwören müssen und war ihm darob zur Treue verpflichtet. Aber William würde als Gutsherr Macht über viele Menschen haben. Bauern, Tagelöhner, Knechte, Jäger und Handwerker, sie alle und mit ihnen ihre Familien würden sich auf ihn verlassen. Im Badezuber hatte er bereits begonnen, sich Gedanken über seine weiteren Schritte in Roford zu machen.
    Der Eden floss am Rand des Dorfes vorbei gen Osten. Ob er geeignet war, eine Mühle anzutreiben? Mit einer Mühle konnte man Getreide mahlen, aber auch Schmiedehämmer betreiben oder Wolle walken.
    »B ist du so weit? « Roberts Frage riss ihn aus seiner Versunkenheit. »D er König erwartet uns an seiner Tafel. «
    William nickte schweren Herzens.
    »D ann gehen wir … Mylord? « , fügte Robert mit einem spitzbübischen Lächeln hinzu.
    »G ehen wir « , bestätigte William. Daran, demnächst Mylord genannt zu werden, würde er sich erst noch gewöhnen müssen. Mehr als ein gequältes Lächeln brachte er darum nicht zustande.
    Marguerite ließ sich entschuldigen und nahm an dem Essen nicht teil, wofür William dankbar war. Zu schwer wäre es ihm gefallen, freundlich über Belanglosigkeiten mit ihr zu parlieren, während er sich danach sehnte, sie in seine Arme zu schließen, zu küssen und ihr ewige Liebe zu schwören.
    John sprach dem Wein ausgelassen zu und wurde von Augenblick zu Augenblick fröhlicher, während William nur schweigend dasaß und auf seinem Fleisch herumkaute, als handelte es sich um ein Stück Schuhsohle.
    Erst am nächsten Morgen erzählte William seinem Freund von der Begegnung mit Marguerite.
    »D u liebst sie sehr, nicht wahr? « , fragte Robert mitleidig.
    William nickte nur stumm.
    Als sie in die kleine gemütliche Halle des Gutshauses kamen, sahen sie, dass König John angeregt mit dem Steward sprach.
    »A h, der Bräutigam! « , rief er freudig aus, als William näher trat. »S ieht er nicht großartig aus? « John schaute sich um. »I st die Braut ebenfalls bereit? « Er runzelte die Stirn.
    »S ie ist fertig, Sire, aber sie weint sich die Augen aus « , erklärte der Steward.
    »V ersteh einer das Weibervolk! « , knurrte John. »E rst sagen sie Ja, dann wieder Nein. Ständig ändern sie ihre Meinung. Lass dir das gleich gesagt sein, William: Nur ein Lügner würde behaupten, es sei leicht, ein guter Ehemann zu sein. « Er hob die Augenbrauen und seufzte. »I ch weiß, wovon ich rede. Ich war nicht umsonst schon einmal verheiratet. «
    »S ire, wenn sie nicht will, vielleicht sollten wir dann nicht … « , stammelte William.
    »W as soll das Possenspiel? « , fuhr der König auf und bekam einen roten Kopf.
    »V erzeiht, Sire, ich wollte Euch nicht verärgern. «
    John machte eine herrische Geste. »V erschon mich und komm endlich! Ich habe nicht vor, auch noch die nächste Nacht hier zu verbringen! « Er stürmte aus der Halle. »S ie soll zur Kirche kommen! « , rief König John und ging voran.
    Mit hängendem Kopf folgte ihm William, und auch Robert eilte ihm nach.
    William sah Marguerite aus den Augenwinkeln auf ihren Onkel zugehen und senkte umgehend den Blick. Es war zu schmerzhaft, sie anzusehen. Der Kummer schnürte ihm die Kehle zu und ließ keinen vernünftigen Gedanken mehr aufkommen. Sein Kopf fühlte sich

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