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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Was also warf man ihm vor? Für eine Rache wegen des Steins, den er Odon vor langer Zeit an den Kopf geworfen hatte, war es ein bisschen spät. Ob es etwas mit dem Tod des Priesters zu tun hatte?
    Der rasende Schmerz in seinem Kopf machte William das Nachdenken nicht leichter. Nur Robert und Pater John wussten, was er gesehen hatte. Wie also sollte Odon davon erfahren haben? Der Pater war an das Beichtgeheimnis gebunden und Robert …
    William stöhnte auf. Robert hasste Odon. Ob er sich vergessen und ihm mit Williams Wissen gedroht hatte? Nein, so töricht konnte er nicht gewesen sein! Aber warum hatte man ihn dann hierher gebracht?
    »S teh auf! «
    William schreckte hoch, als ein Fußtritt ihn in die Rippen traf. Er musste beim Nachdenken erneut eingenickt sein. »M aster Odon! « Er bemühte sich, zuversichtlich zu wirken, und erhob sich mit zusammengebissenen Zähnen.
    »D u bist ein mieses Stück Dreck, William! «
    Durch die offen stehende Eichentür fiel ein schwacher Fackelschein in das schmutzige Verlies und enthüllte es in seiner ganzen Schäbigkeit.
    »I ch weiß, dass Ihr mich nicht ausstehen könnt, Master Odon. Aber denkt Ihr nicht, Ihr übertreibt? Wenn Euer Onkel … «
    » M ein Onkel? « , lachte Odon höhnisch. »G laubst du etwa, er kommt und rettet dich? Wer weiß, ob er überhaupt gesund zurückkehrt. « Er zog die Augenbrauen nach oben.
    Sir Ralph war schon seit Monaten mit dem König unterwegs. Es hieß, er halte sich irgendwo auf dem Festland, in der Normandie, auf. Niemand wusste, wie lange noch. Vielleicht hatte Odon ja sogar recht, und er lebte nicht einmal mehr. Verzweiflung packte William, und er scharrte mit dem Fuß in dem muffigen Stroh, damit Odon es nicht bemerkte.
    »E s war nicht meine Entscheidung, dich in den Kerker zu werfen « , behauptete Odon, hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »M eine Tante hat darauf bestanden. Sie meint, es sei die gerechte Strafe für den Tod des jungen Priesters. « Odon verzog sein Gesicht, als bedauerte er William.
    » A ber ich habe nichts damit zu tun! « William fuhr empört auf. »D as wisst Ihr genau! «
    »A ch ja? Als ich den Priester das letzte Mal gesehen habe, hat er noch gelebt. Ich habe drei Zeugen, die das bestätigen. Außerdem sagt Pater John, du hättest es gebeichtet. «
    »N ein, das ist nicht wahr! Das darf er nicht! Ihr habt den Priester in den Weiher gestoßen und ertrinken lassen! «
    »E r ist unglücklich gestürzt. Nass war er, das ist richtig, aber er war quicklebendig, als wir fortgeritten sind. Meine Tante sagt, dass du ihn ertränkt hast. Er soll sich gewehrt haben. «
    William schnappte verzweifelt nach Luft, hilflos wie ein Fisch an Land. »I ch habe ihn nicht angerührt! «
    Odon zuckte mit den Schultern. »W en kümmert das schon? Hast du den da schon bemerkt? « Er deutete in die Richtung, in der William Leonard wusste. Man konnte ihn leise vor sich hin summen hören. Bis zu seinem Platz reichte der Lichtschein jedoch nicht. »D u wirst hier ganz langsam verrecken, genau wie er. Niemand wird nach dir fragen, und falls doch, nun, dann bist du eben … « Odon tat, als überlegte er. »A n einem Fieber gestorben. Leider! « , sagte er bösartig grinsend. »A rmer William! «
    Getrieben von panischer Angst und hilfloser Wut, stürzte sich William mit bloßen Händen auf ihn. Doch Odon, der im Kampf geübt war, wich leichtfüßig aus, packte William an der Kotte und zog ihn dicht an sich heran.
    Wie abgeleckt sieht er aus, dachte William und betrachtete widerwillig Odons sorgfältig rasiertes, rosiges Gesicht.
    »V ielleicht sollte ich dich ja auch in Ketten legen lassen? « , überlegte Sir Ralphs Neffe laut und sah ihm drohend in die Augen.
    William zweifelte nicht einen Moment daran, dass Odon seine Drohung in die Tat umsetzen würde. Darum senkte er scheinbar zerknirscht den Blick.
    Odon stieß ihn zurück auf den Boden. »D u solltest deine Kräfte lieber schonen. Wirst sie hier brauchen, würde ich meinen. « Er sah sich vielsagend um. »W irklich grausig hier. Ich schätze, ich werde so bald nicht wieder herkommen. « Er grinste noch einmal bösartig und ging.
    Als sich die schwere Eichentür mit dem kleinen Gitter in Augenhöhe krachend hinter ihm schloss, sackte William zusammen. Solange Odon da gewesen war, hatte er wenigstens noch Wut empfunden. Nun aber, nachdem sich seine Schritte knirschend entfernten und absolute Stille einkehrte, fühlte er sich einsam wie nie zuvor. Gott, wo bist du?,

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