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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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unerfahren zu sein wie er, und so versuchten sie gemeinsam, einen Weg der Vereinigung zu finden.
    Als er behutsam in sie eindrang, antwortete Enid mit einem leisen Stöhnen, das ihn sowohl ängstigte als auch erregte. William zog sich fast ganz zurück und glaubte, vor Lust zu vergehen. Er bewegte sich nur sehr zaghaft, trotzdem dauerte es nicht lange, bis ihn ein heftiges Zucken erlöste und er erschöpft neben Enid ins Gras sank.
    »L ass mich nicht allein « , flüsterte sie nach einer ganzen Weile des Schweigens. Ihre Lippen berührten dabei sanft sein Ohr. William erschauderte trotz der sommerlichen Wärme: Er begehrte sie schon wieder! So schnell, wie er zunächst gedacht hatte, würde er die Hütte im Wald wohl nicht verlassen können. Beherzt ergriff er Enids Nacken, zog sie zu sich und küsste sie voller Leidenschaft.
    Von diesem Tag an liebten sie sich immer wieder. Sie lachten und tollten miteinander wie Kinder, lebten mit David wie eine richtige Familie zusammen und verbrachten einen sorglosen Sommer. An seinen ursprünglichen Plan, aus dem Wald fortzugehen, dachte William nicht mehr.
    Er baute sich eine Schleuder, um mit Enid jagen gehen zu können, sammelte Kräuter mit ihr und lernte alle Wurzeln, Beeren und Pilze des Waldes kennen. En, wie er sie jetzt immer öfter nannte, lehrte ihn, welche Pflanzen giftig und welche essbar waren, und zeigte ihm, wie man sie zubereiten musste, um eine köstliche Mahlzeit zu erhalten oder ein Heilmittel herzustellen.
    David, der tollpatschig und einfältig war wie ein Kind, obwohl er die Größe eines Mannes hatte, liebte William und freute sich über die Aufmerksamkeit, die ihm dieser schenkte. Die beiden saßen oft vor der Hütte, und William zeigte ihm kleine Handgriffe, die der Junge auch mit seinen ungeschickten Fingern erledigen konnte. Am Anfang hatte William ihn mit Zurückhaltung betrachtet und sich gefragt, wie zwei so unterschiedliche Menschen Geschwister sein konnten. Während Enid zart und schön war, hatte David für seinen massigen Körper viel zu dünne Beine, streckte seinen fassrunden Bauch heraus wie ein kleines Kind und benahm sich auch wie eines. Sein Haar war stumpf und störrisch und hatte die Farbe von schmutzigem Sand, statt zu glänzen wie das goldfarbene Haar seiner Schwester. Aber David war liebenswert, leicht zu durchschauen und immer fröhlich und gut gelaunt, sodass sich William schnell mit ihm angefreundet hatte.
    Enid hingegen hatte etwas wunderbar Geheimnisvolles, Wildes und Ungezügeltes, das William ungeheuer anzog. Sie war unersättlich in der Liebe und loderte vor Begierde wie ein Feuer, das hungrig am Holz leckte. So kam es, dass sie sich beinahe täglich liebten, manchmal auch zwei- oder gar dreimal, lasterhaft, ungebührlich, hemmungslos und leidenschaftlich. Sie taten es im Wald, auf einer Lichtung oder unten am Bach, an ihrem Lieblingsplatz. Und nachts, wenn David schlief, wohnten sie einander in der Hütte auf ihrem gemeinsamen Lager bei.
    So kam der Winter, und William blieb bei Enid und David im Wald.

April 1189
    M arguerite stand zähneklappernd an dem klaffenden Grab, in das man ihren Vater hinabgelassen hatte. Der feine Regen weichte die Erde auf und durchnässte ihre Kleider. Wie kleine Tränen rann das Himmelswasser an ihrem Gesicht entlang.
    »E r ist tot! « , hatte ihre Mutter Alix de Hauville ihr wenige Tage zuvor schluchzend erklärt, doch Marguerite verstand noch immer nicht wirklich, was es bedeutete. Zwar hatte sie schon Tiere sterben sehen, wenn sie geschlachtet wurden, und sie hatte Menschen beobachtet, die weinten, weil sie jemanden verloren hatten, den Ehemann oder ein Kind. Aber es fiel ihr schwer zu verstehen, was es hieß, tot zu sein.
    »W ir werden ihn nie wiedersehen « , flüsterte ihre Mutter, und Marguerite hatte das plötzliche Verlangen, ihren Daumen in den Mund zu stecken, wie sie es noch vor kurzem jeden Tag getan hatte. Nuckeln tat gut, aber es gehörte sich nicht für ein großes Mädchen wie sie, hatte ihr Vater gesagt. Doch Marguerite war noch klein. Sie klemmte ihren Daumen in der Faust ein und starrte auf das Loch in der Erde. Es musste kalt sein dort unten. Frierend zog sie an ihrem Umhang, doch das nutzte nichts. Marguerite seufzte. Sie hatte schon häufig gehört, dass Tote in den Himmel kamen, doch wann immer sie nach oben geschaut hatte, war nie mehr als blauer Himmel oder Wolken dort oben zu sehen gewesen. Marguerite hob den Kopf und suchte die graue Unendlichkeit ab, aber es war

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