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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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schluchzte. Welchen Sinn konnte es haben, dass Gott ihm eine solche Prüfung auferlegte?
    »I ch schwöre bei unserem Herrn, dass ich euren Tod rächen werde! « , rief er schließlich drohend und schwang die Faust, bevor er hilflos weinend zusammenbrach.
    Williams qualvolle Beichte dauerte die halbe Nacht. Der Priester blieb ruhig bei ihm sitzen. Er versuchte, ihm Mut zuzusprechen, erlegte ihm eine milde Buße auf und sprach ihn von seiner Schuld frei, doch die erhoffte Erleichterung erfuhr William dadurch nicht. Verzweifelt und ratlos, wie er die Zukunft meistern sollte, bat er den Priester schließlich, ihm zu raten, was er tun könne, damit David in London nicht Not leiden musste.
    Der Gottesmann dachte eine Weile nach. »G eh mit ihm zur Kirche des heiligen Bartholomew, er hat schon viele Wunder vollbracht « , sagte er ihm dann. »M anchmal heilt er die Kranken und geistig Schwachen. « Der Priester warf einen kurzen Blick auf den friedlich schlafenden David. »R ahere, der Mann, der einst Kirche, Priorei und Hospital gegründet hat, ist der Mittler für die Gebete der Gläubigen. Der Junge soll sich auf den Boden vor Raheres Grab legen und in Demut um Heilung bitten. Sicher schadet es nicht, wenn du ebenfalls für ihn betest « , fügte er mit einem gutmütigen Augenzwinkern hinzu. »D u bist jung und wirst bestimmt Arbeit finden, doch nicht mit ihm an deiner Seite. Geht und bittet den heiligen Bartholomew um seine Hilfe. «
    William nickte dankbar, auch wenn er im Stillen fürchtete, dass niemand etwas an Davids Schicksal ändern konnte. Nicht einmal ein Heiliger. Er wischte sich die Tränen vom Gesicht und legte sich dicht neben den Jungen. David atmete ruhig und gleichmäßig. William schloss die Augen und schlief zum ersten Mal seit Enids Tod sofort ein.
    Als er am nächsten Morgen erwachte, war der Priester nicht im Gotteshaus. Ohne sich von ihm verabschieden zu können, machten sich die beiden auf den Weg. William fragte nach der Kirche des heiligen Bartholomew und erfuhr, dass er sie außerhalb der Stadtmauern, nicht weit von Smithfield finden würde. Zwar wagte er nicht, auf das Wunder einer Heilung zu hoffen, doch was konnte er sonst für David tun?
    Draußen in Smithfield ließ er den Habicht erst einmal jagen, bevor sie die Kirche betraten, damit wenigstens er nicht darben musste. Den Vogel fliegen zu sehen bereitete ihm Freude und zugleich bittersten Schmerz. Bei jedem Flügelschlag musste er an Enid und den Streit mit ihr denken. Ob sie trotz seiner harten Worte gewusst hatte, dass er sie niemals im Stich gelassen hätte? Williams Hals war wie zusammengeschnürt. Wenn er es ihr doch nur noch hätte sagen können!
    Als der Vogel fertig gekröpft hatte und wieder auf Williams Hand stand, betraten sie die Kirche. David rieb sich schon wieder den Magen, um zu zeigen, wie hungrig er war, doch diesmal ging William nicht darauf ein. Die Dunkelheit des Gotteshauses würde nicht nur dem Habicht guttun, auch er selbst sehnte sich nach Ruhe und Einkehr.
    An der Kirche wurde gebaut. Wie es schien, wurde sie vergrößert und, so konnte William beim Betreten feststellen, auch verschönert. Im Innern des Kirchenschiffs waren Maler und Lehrjungen damit beschäftigt, die weiß verputzten Wände mit bunten Bibelszenen zu schmücken. Die Männer saßen auf Holzgerüsten, schwatzten und ließen die Beine baumeln, während sich unter ihnen die Gläubigen drängten.
    Hatte William Ruhe und Muße zur Besinnung erwartet, so wurde er in St. Bartholomew enttäuscht. Zwischen all den Bauleuten, Steinmetzen, Malern und Gehilfen wimmelte es von Pilgern und Geistlichen. Wer noch auf den eigenen Beinen oder wenigstens auf allen vieren die Kirche betreten konnte, tat dies. Nur die Reichen und gar zu arg von Krankheit Gebeutelten ließen sich auf Bahren oder Sänften hineintragen. Egal, wie viel Geld der Einzelne besaß – eines hatten alle Besucher der Kirche gemeinsam: die Hoffnung auf die Gnade Gottes und Genesung.
    Auf dem Boden vor Raheres Grab war nicht genügend Platz für alle Betenden, und so musste David eine Weile anstehen, bevor er sich auf Williams Geheiß bäuchlings niederlegen konnte. Er sah seinen Freund fragend an. Offensichtlich verstand er den Sinn des Ganzen nicht, aber er gehorchte, weil William es verlangte.
    »B itte den Herrn um deine Heilung « , flüsterte William ihm zu, wohl wissend, dass David mit diesen Worten nichts anfangen konnte. Also kniete er sich nicht weit von ihm entfernt auf den harten

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