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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Steinboden, stützte die Faust mit dem Habicht auf einem aufgerichteten Bein ab und betete ungeschickt, doch mit großer Inbrunst.
    »H err, Sir Rahere, heiliger Bartholomew, ich bitte Euch aus tiefster Seele: Helft meinem David, er ist arm im Geist, aber reich im Herzen. Ihm ist großer Schmerz widerfahren. Erhebt ihn durch Euer Wohlgefallen. «
    William war vollkommen in sein Gebet versunken, als ihm jemand auf die Schulter tippte. Wer störte ihn in seiner Andacht? Ungnädig schaute er sich um. Ein Mann der Kirche, in dunkler Kutte, stand dicht hinter ihm und bedeutete ihm mit einem Fingerzeig, ihm zu folgen.
    » I ch kann ihn nicht allein lassen « , wandte William im Flüsterton ein und wies auf David.
    »K eine Sorge, wir entfernen uns nicht weit « , beruhigte ihn der Mönch leise, wartete, bis William sich erhoben hatte, und führte ihn aus der Menge der Betenden hinaus und in eine ruhigere Ecke.
    »E in schönes Tier. « Der Mönch deutete auf den Habicht.
    William lächelte scheu. Ob der Gottesmann andeuten wollte, dass die Anwesenheit des Vogels in der Kirche nicht erwünscht war? Adlige kamen häufig sogar zu Pferd in die Kirche, und so mancher Bauer holte sich den Segen für seine Tiere, indem er sie mit ins Gotteshaus brachte. Da konnte doch ein Habicht nicht stören! William zog die Augenbrauen zusammen.
    »D er Junge ist dein Bruder? « , erkundigte sich der Mönch freundlich.
    William verneinte und erklärte in kurzen Worten, wer David war und warum er sich um ihn kümmerte.
    Der Gottesmann nickte mitleidig und seufzte vernehmlich. »D ie Hilfe des heiligen Bartholomew wird jeden Tag von so vielen Kranken erbeten, aber wenn die Sünde, für die der Mensch mit seinem Gebrechen bestraft wurde, groß ist, dann ist Hilfe oft nicht möglich. « Er hob eine Braue und schickte einen kurzen Blick zu David. » B etet er regelmäßig? «
    »I ch bin nicht einmal sicher, ob er weiß, was Beten bedeutet. Er spricht nicht, und niemand weiß, was er denkt. David kennt Hunger, Durst, Angst und Freude und zeigt sie … aber weiß er, wer Gott der Herr ist? « William zuckte hilflos mit den Schultern.
    Der Mönch schüttelte bedauernd den Kopf. »D ass der heilige Bartholomew Blinden das Augenlicht wiedergibt oder Lahme wieder gehen lässt, kommt häufiger vor. Denen aber, die geistig arm sind, fällt das Bitten um die Vergebung ihrer Sünden schwer. Es ist barmherzig von dir, dass du für ihn betest, doch ich fürchte, die Gebete eines Einzigen werden nicht ausreichen. «
    William sah ihn verzweifelt an. »A ber was kann ich noch tun? « , flüsterte er flehend. » W ie soll ich für ihn sorgen? Ich habe keine Arbeit, und mit David werde ich schwerlich eine finden. Sollen wir ein Leben lang betteln, obwohl ich stark bin und arbeiten könnte? «
    Der Mönch sah ihn aus schmalen Augen an. »N ein, das wäre nicht gottgefällig. « Und nach einer kleinen Pause sagte er: »N un, vielleicht wüsste ich eine Lösung … « Er kratzte sich die kahle Stelle auf dem Oberkopf. »A ber … «
    »B itte, sprecht! «
    »W enn der Junge länger hier bliebe und jeden Tag für ihn gebetet würde – sicher würde es Monate brauchen, möglicherweise länger –, doch vielleicht … « Der Mönch seufzte ergeben und schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »B itte sagt, wie? Wie wäre das möglich? «
    Der Mönch kratzte sich noch einmal den Schädel. »E s gibt unzählige Hilfsbedürftige, und das Hospital hat viel zu wenig Platz … « Er hob die Schultern und ließ sie entmutigt wieder fallen. Eine Weile schaute er in die Ferne. Dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
    Williams Blick hing gebannt an seinen Lippen.
    Der Mönch räusperte sich und senkte die Stimme. »U nser Vater Prior hat deinen Vogel vorhin jagen sehen … Er ist ein großer Freund der Beizjagd. Ich weiß, dass er sich nichts sehnlicher wünscht, als selbst einen solchen Greif zu besitzen. « Der Mönch sah aus, als wäre er begeistert von seinem Einfall, doch William verstand nicht, worauf er hinauswollte.
    »L eider sind die Kassen der Priorei leer. « Der Mönch schnaufte hörbar. »V ielleicht ließe sich deshalb eine Übereinkunft treffen … « , schlug er zögerlich vor. Sein Blick schweifte kurz zu David ab, der noch immer brav auf dem Boden lag.
    »W elcher Art? « , erkundigte sich William bang.
    » N un, ich könnte versuchen, den Prior davon zu überzeugen, den Jungen bei uns aufzunehmen, damit meine Brüder und ich täglich für seine Genesung beten

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