Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
blaue Lippen. Der Meermann nickte aufgeregt und zog das Jagdmesser mit dem Delfingriff. »Das hier hat er mir einst geschenkt.«
    »Dann konzentriert Euch darauf.«
    Nikk presste das Messer an die Brust. »Vater! Bitte, ich brauche dich!«
    Unvermittelt kam Bewegung in die Geisterschar. Sie teilte sich vor dem Bug und aus der Ferne schwebte ein leuchtender Schemen mit einem langen, bis auf die Brust reichenden Bart heran. Voll Ehrfurcht erkannte Fi, dass der Geist einen Fischschwanz besaß. Ernst baute sich Meerkönig Aqualonius vor dem im Sternenmeer treibenden Boot auf und starrte Nikk mit hohlen Augen an.
    »Vater!« Nikk rannen Tränen über die Wangen und er kletterte zum Bug.
    Sohn, geisterten Fetzen einer dunklen Stimme zu ihnen. Du bist … weiten Weg gegangen. Aqualonius war kaum zu verstehen.
    »Vater, es tut mir so leid, dass ich dich nicht retten konnte«, klagte Nikk. »Ich habe mich von Effreidon täuschen lassen. Ich hätte erkennen müssen, dass er mich nur benutzt.«
    Nichts … wie es scheint. Hab Vertrauen, denn auch … nur ein Opfer.
    Fi sah, dass Nikk verständnislos den Kopf schüttelte. »Vater, kannst du mir sagen, wo ich den Dreizack finde?«
    Du bist … das Schicksal dir bestimmt. Zum Dreizack … ein Stern aus Licht und Traum.
    Abermals gewann Fi den Eindruck, als versuche weiter hinten der Geist des bärtigen Mannes im Magiergewand auf sich aufmerksam zu machen. Wer mochte das sein?
    Plötzlich stieg ein lang gezogenes Heulen aus der Finsternis auf und Aqualonius’ geisterhafte Gestalt wirbelte wie Laub im Wind davon.
    »Vater! Bitte bleib!«, rief Nikk verzweifelt.
    Aqualonius’ Stimme wurde noch unverständlicher. Geht! Euch … Gefahr!
    Irgendetwas stimmte hier nicht. Fi bemerkte, dass auch die übrigen Geister davonstoben wie ein Schwarm Vögel, der von einer Katze aufgeschreckt wurde. Rasch wandte sie sich zu Koggs um, der seltsam still geworden war und weiter hinten über der Bordwand lehnte. Er starrte einen Geist an, der Fi seltsam bekannt vorkam, sich nun ebenfalls vom Boot löste und zurück in die Unendlichkeit schwebte: eine kleine Frau mit struppigem Haar, tief eingesunkenen Wangen und fahlem Gesicht. Beim Traumlicht, das war die Klabauterin Kiela Schotbruch!
    Koggs richtete sich alarmiert auf. »Wir müssen weg von hier, sofort!«, rief er ihnen zu. Seine vor Kälte klammen Finger fassten nach dem Tau, doch sie griffen ins Leere. Die lange Leine hatte sich vom Boot gelöst und trieb lose hinter ihnen im Sternenmeer. »Oh nein!«
    In diesem Moment stieg neben dem Boot ein grauenhaftes Skelett mit schwarzer Kutte auf. Diabolisch bleckte es die Zähne. Suchst du etwas, Koggs Windjammer?, raunte der Knochenschemen spöttisch. Diesmal entkommst du mir nicht. Im Gegenteil, ich werde dir das Leben aussaugen und zurückholen, was mir gehört! Er streckte die Knochenhände nach Koggs aus und Fi entdeckte, dass an einer Hand der Ringfinger fehlte. Bei allen Schattenmächten, das musste der Zauberer sein, den Koggs einst daran gehindert hatte, die Flotte vom Meeresgrund zu holen.
    »Verschwinde!«, schrie der Klabauter zornig. Wie von einem Faustschlag getroffen trieb der Geist davon. Mit einem gehässigen Lachen riss er das Tauende mit sich. Schon bald wird dir die Kraft fehlen, dich mir zu widersetzen. Mit diesen Worten verschwand er in der Finsternis – und mit ihm das lange Seil.
    Fieberhaft suchte Fi den düsteren Horizont nach dem flackernden Sphärenriss ab, doch ihr Boot war längst weitergetrieben. Jede Möglichkeit, wieder zurück in die Wirklichkeit zu finden, war dahin.
    »Krakendreck, elender! Ich hätte wissen müssen, dass dieser Schwarzhummer hier noch irgendwo lauert!« Koggs hämmerte mit der Faust zornig gegen die Bordwand. »Es tut mir leid, Freunde. Ich wäre lieber im Kampf gestorben. Jetzt erfrieren wir hier wie Flundern auf einer Eisscholle.«
    »Das werde ich nicht einfach so hinnehmen!«, sagte Nikk mit zittriger Stimme. Er setzte sich auf die Ruderbank und griff nun selbst zu den Riemen. »Müssen wir nicht einfach wieder in gerader Linie zurückfahren?«
    »Nein, so einfach ist das nicht.« Koggs zog fröstelnd die Kapitänsuniform enger um die Schultern. »Das Boot hat sich gedreht. Die Chancen zufällig zurück in die Wirklichkeit zu finden, sind etwa so groß wie die Aussicht, einen ganz bestimmten Fisch in einem Heringsschwarm zu fangen.« Er verzog freudlos die Lippen. »Schätze, der Kerl kommt jetzt doch noch zu seiner Rache.«
    »Wartet!«

Weitere Kostenlose Bücher