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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Dystariel.
    »Nein, ich glaube er sagt die Wahrheit.« Fi ließ das mondeiserne Schnitzmesser sinken und ärgerte sich darüber, dass ihr der Gedanke nicht schon eher gekommen war. »Nikk, ist dir nicht auch ab und zu der eisige Wind hier in der Ortschaft aufgefallen?«
    Nikk verengte die Augen. »Du meinst, Finsterkrähe lässt Rüstringen durch den Nordwind ausspionieren?«
    »Gut möglich. Auf diese Weise gerät er auch nicht selbst in den Einflussbereich des Füllhorns.«
    »Und was ist mit dir?« Dystariel verstärkte den Griff um Tandarins Hals wieder. »Du bist doch ebenfalls wegen des Füllhorns hier.«
    Tandarin würgte. »Ich sagte doch schon, ich habe mit der Welt abgeschlossen. Außerdem neigt sich mein Leben dem Ende entgegen. Warum sollte ich noch die Mühsal eines solchen Wettstreits auf mich nehmen?«
    »Ich glaube dir nicht«, herrschte Nikk ihn an. »Jemand, der mit einem Kerl wie dem Hexenmeister jahrelang durch die Lande zieht, hat doch ebenfalls Dreck am Stecken.«
    »Bei allen Schattenmächten!«, keuchte Fi entsetzt. »Jetzt weiß ich endlich, welches Spiel Tandarin treibt. Er kann andere kontrollieren!«
    Sie trat einen Schritt vor und griff nach einer Marionette unter der Decke, die ihr aufgefallen war, weil sie eine Geige trug. Entgeistert starrte Fi die maskenhaften Züge der Puppe an. Sie hatte das Gesicht des Minnesängers! Und da war noch etwas. Die Fäden der Marionette bestanden aus Haaren, die ohne Zweifel der Mähne eines Einhorns entstammten. All das konnte kein Zufall sein. Zornig schnappte sie sich die Gliederpuppe und hielt sie Tandarin angewidert vor die Nase. »Wie kannst du die Magie nur so missbrauchen? Wer bist du, dass du dein eigenes Volk so schändlich verrätst?«
    Erschrocken sah Tandarin zu ihr auf, doch er vermochte Fis Blick nicht standzuhalten. »Ich tue das nur, um zu überleben«, hechelte er.
    »Er kann andere kontrollieren? Bist du dir sicher?« Dystariel beäugte die unzähligen Marionetten um sie herum. Offenbar nahm sie die Puppen erst jetzt bewusst wahr.
    »Die meisten Marionetten bestehen aus Golderlenholz. Ich habe mich schon in Jada’Maar gefragt, wofür Tandarin das magische Holz benötigt. Man verwendet es nicht für einfache Gebrauchsgegenstände. Und als Fäden benutzt er auch keine einfachen Bänder.« Fi ließ die Gliederpuppe sinken. »Den ganzen Nachmittag habe ich mich gewundert, warum sich der Minnesänger mit der Geige so merkwürdig benimmt. Jetzt weiß ich es.« Fi sah verächtlich auf Tandarin herab. »Wie vielen hast du das bereits angetan? Los, sag es!«
    Tandarin schwieg.
    »Die Frage kannst du dir selbst beantworten, Elfchen.« Dystariel fletschte die Zähne. »Zähl einfach die Marionetten aus dem Zauberholz durch.« Die Gargyle beugte sich drohend über den Puppenmacher. »Hast du auch Marionetten von Ritter Egbert und seiner Gemahlin angefertigt?«
    Tandarin funkelte die Gargyle böse an.
    »Ich glaube, du nimmst mich nicht ganz ernst, Spitzohr.« Dystariel fuhr eine Kralle aus und stieß sie wie ein Messer ins Bein des Puppenmachers. Schreiend bäumte er sich auf und sie zog die Kralle wieder ein.
    »Aufhören!«, wimmerte Tandarin. »Nein, das habe ich nicht.«
    Fi dachte über die plötzliche Mitteilung Tandarins nach, dass Morbus Finsterkrähe in Rüstringen sei. Hatte er sie damit bloß ablenken wollen? Wenn ja, wovon? Sie legte die Marionette vorsichtig auf einem Regal ab und riss die Schubladen aus dem Werktisch. Darin lagen weitere Werkzeuge aus Mondeisen: Schnitzmesser, Feilen, Bohrer, und alle besaßen diese merkwürdigen Griffe, die an Rabenköpfe erinnerten. In der untersten Schublade fand Fi noch etwas anderes: eine Urkundenhülle aus gewalztem Gold, auf der eine stilisierte Krone zu sehen war. Fi nahm das kostbare Futteral heraus und öffnete es. Darin eingerollt befand sich ein altes Pergament. Sie zog es heraus und überflog es. »Ich habe hier ein uraltes Dokument gefunden«, sagte sie zu den anderen. »Es handelt sich um eine Bestallung zum Grafen, dem die Aufsicht über eine Festung namens Kerkerburg nahe Colona anvertraut wird. Es ist auf Tandarin ausgestellt und gesiegelt wurde es von … das kann doch nicht sein! Es trägt Kaiser Kirions Siegel!« Fi wandte sich erstaunt zu Tandarin um. »Kaiser Kirion lebte vor eintausend Jahren zur Zeit der Schattenkriege. Was hat das bitte zu bedeuten?«
    Gemeinsam mit Nikk durchsuchte Fi nun den kompletten Wagen. Schließlich stießen sie auf ein Geheimfach im Boden, in dem

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