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Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Titel: Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Heinzelmann
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starke Menschen um mich zu haben”, flehte Hannah eindringlich.
    “Soll ich kommen”, fragte Tante Sophia jetzt wieder etwas ruhiger.
    “Nein Tante Sophia. Du wirst in Neuseeland dringend gebraucht. Wie geht es überhaupt Onkel Paul?”
    “Es geht ihm nicht sehr gut. Doch er hält sich sehr wacker”, beantwortete sie Hannahs Frage und fügte ihrem Angebot, nach Deutschland zu kommen, hinzu, “Du brauchst doch jemanden von der Familie um dich herum. Du kannst das alles doch nicht alleine bewältigen.”
    “Ich bin nicht allein, Tante Sophia. Joey und Thomas kümmern sich rührend um mich. Ich wohne jetzt bei ihnen im obersten Stock. Wirklich, Tante Sophia, es ist gut, wie es jetzt ist.”
    Hannah war froh, als das Gespräch beendet war und sie den Telefonhörer auf die Basis zurücklegen konnte.
    Ein tiefer Seufzer durchzog sie. So schlimm hatte sie es sich nicht vorgestellt. Sie dachte, sie könnte alles geheim halten, um ihre Lieben nicht noch zusätzlich zu belasten. Immerhin stand Onkel Robert noch ein weiterer Verlust bevor, den seines Bruders.

9
    Es war früh am Morgen des 3. Novembers. Hannah hatte schlecht geschlafen, denn es war Vollmond. Sie trat auf den Flur, um ins Bad zu gehen und blieb abrupt stehen. Sie schmunzelte, denn mitten auf dem Flur stand ein kleines Tischchen. Darauf stand eine Torte schön verziert.
    Auf der Mitte der Torte prangte eine aus Marzipan geformte Zahl: 22. Drei Kerzen gaben dem Flur ein gedämpftes schönes Licht. Nur der blasse Vollmond, der spärlich durch ein kleines rundes Fensterchen auf der Giebelseite schien, gab dem Flur noch zusätzlich Atmosphäre. Eine Karte, auf der Alles Liebe zu Deinem Geburtstag’ stand gezeichnet von Joey und Thomas, war wie ein Hausdach aufgestellt. Daneben lag ein Geschenk, schön eingepackt. Die beiden mussten das alles zu ganz früher Stunde arrangiert haben, denn sie wussten, dass Hannah sehr früh aufstand. Sie waren so lieb. Sie taten alles für ihre junge Freundin, damit sie sich wirklich zu Hause fühlen sollte. ‘Meine Familie’, dachte sie dankbar. Darüber war sie sehr glücklich.
    Joey und Thomas verwöhnten nicht nur Hannah, sondern auch Alexander. Wenn Hannah arbeitete saß der Kleine in seiner Wippe und schaute mit seinen großen braunen Augen neugierig in die Welt. Er war mittlerweile vier Monate alt und ein äußerst ruhiges,zufriedenes Kind. ‘Der Sohn der Kellnerin’, wie man ihn gemeinhin nannte, war bald der Liebling der Gäste.
    Hannah war sehr beliebt. Wenn sie mal nicht da war, weil sie mit Alexander einen Arzttermin wahrnehmen musste, fragten die Gäste gleich besorgt nach ihr und ihrem Sohn. Und ganz besonders die jungen männlichen Gäste hatten ein spezielles Augenmerk auf diese junge schöne Frau mit dem reifen, ernsten Gesicht. Doch Hannah hatte keine Augen für interessierte Männer. Nur einer interessierte sie und das war Alexander. Für ihn wollte sie da sein. Und natürlich waren da noch Joey und Thomas, die für sie ihre Familie bedeuteten.
    Tante Sophia rief seit dem damaligen Gespräch, das sie so aufgewühlt hatte regelmäßig an. “Geht es dir gut? Was macht der kleine Liebling”, waren immer ihre Standardfragen. Das Foto, das ihr Hannah schickte, stand auf ihrem Nachttisch. Onkel Paul ging es zusehends schlechter, erfuhr Hannah von Tante Sophia, und ebenso, dass sie sich vor dem unabwendbaren Tag, der ihnen bevorstand, fürchteten.
    *
    Die Zeit verging im Fluge, so schien es Hannah zumindest. Nach einem harten kalten Winter, zeigten sich jetzt Ende März endlich die ersten Anzeichen des Frühlings. So oft es nur möglich war, ging Hannah mit Alexander hinaus an die frische Luft. Der Junge gedieh prächtig.Er war ein ganz außergewöhnliches Kind. Die Art, wie der Junge sehr ausdauernd beobachtete, war für ein Kind seines Alters ungewöhnlich. Hannah fragte sich manchmal, was im Kopf ihres Sohnes wohl vorging, wenn er sinnierend in die Welt schaute. Wenn sie dann seinen Blick erhaschen konnte, lächelte er und sah dabei so allerliebst aus. Zu Hause, wenn Hannah ihre Klassik-CDs einlegte, lauschte er ganz intensiv. Er war dabei ganz ruhig. Welche Ausdauer dieses erst neun Monate alte Kind hatte, dachte Hannah immer wieder verblüfft. Sie konnte nicht davon lassen, ihn immer wieder anzusehen.
    Ende Juni, eine Woche vor seinem ersten Geburtstag, machte Alexander seine ersten selbständigen Schritte. Seine dunklen Locken umspielten sein hübsches Gesicht, seine dunkelbraunen Augen schienen alles

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