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Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Titel: Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Heinzelmann
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Liebe. Damit umzugehen muss er erst lernen. Welcher Art und Ausprägung seine Gabe ist, kann ich dir nicht sagen, doch spüre ich, dass sie da ist. Er ist wohl von einem großen Geist beseelt.”Hannah schaute an sich herunter zu Alexander, der sich immer noch an ihrem Hosenbein festklammerte und leicht verstört zu ihr hochblickte.
    “Ach du mein kleiner Liebling”, sagte sie von tiefen Gefühlen der liebenden Mutter erfüllt. Sie lächelte ihn zärtlich an und nahm ihn hoch. Zu Nathan gewandt sagte sie, “ich werde Alexander eine gute Mutter sein.” Sie hatte sich jetzt wieder gefangen.
    “Das weiß ich. Ich habe nichts anderes erwartet”, antwortete er. “Du bist ebenso ein ganz besonderer Mensch”, bekräftigte er das eben gesagte.
    “Aber sag Nathan, warum hast du mir damals nicht mehr gesagt? Ich hätte doch auf Alexander Einfluss nehmen können, dass er an jenem Abend nicht mit dem Auto wegfährt.”
    “Meine Liebe, wie hätte ich dir etwas sagen sollen, das noch nicht eingetroffen ist? Erstens hättest du mich für einen Spinner, einen Wichtigtuer gehalten und mich verurteilt, dass ich dir in deinem Zustand einen solchen Schrecken einjagte.
    Zweitens, wie hättest du deinen Freund schützen wollen, wenn du nicht weißt, wie und wann etwas passiert. Ich wusste es doch selbst nicht.”
    Nach einer Pause, in der Hannah alle Informationen in ihrem Kopf zu ordnen versuchte, stimmte sie ihm, zumindest halbwegs, zu: “Wahrscheinlich hast du recht. Dennoch auch die Feststellung ‘Du brauchst viel Kraftmein Kind’ hat mich nicht gerade beruhigt zurückgelassen, auch wenn ich das Ausmaß der Bedeutung noch nicht kannte. Ich war ziemlich verwirrt. Zugegeben, es hatte sich nach einer Weile gelegt, doch die Frage blieb.”
    “Du hast Recht Hannah. Es war nicht gerade geschickt”, stimmte Nathan zu. “Es war mir damals, als müsste ich dir Mut zusprechen, ohne zu bedenken, was dieser Satz bei dir auslösen könnte.” Er schaute Hannah mit einem, väterlichen Blick mitfühlendend an und schloss mit den Worten: “Es war deine Bestimmung, Hannah, so wie es die deines Sohnes war und so wie alles Künftige für ihn sein wird.”
    “Muss ich Deine Worte, jetzt wo du über ‘alles Künftige’ meines Sohnes sprichst, wieder als Orakel verstehen? Etwas, worüber ich mir Gedanken oder Sorgen machen müsste?”
    “Nein”, sagte er schmunzelnd. “Nein, wirklich nicht.”
    Er streichelte zuerst den Kleinen über die Wange, umarmte Hannah nochmals flüchtig und verabschiedete sich. Als er sich zum Gehen wandte, rief Hannah: “Nathan?”
    Er hielt inne und drehte sich nochmals zu ihr um.
    “Es ist kein Zufall, dass du ausgerechnet heute gekommen bist, oder?”
    Er lächelte: “Nein. Ich habe auf dich gewartet.”
    Als Nathan weg war, hatte sie ein gutes Gefühl. Es war das Gefühl, einen Freund gewonnen zu haben.
    Am Tag darauf, den 3. Juli feierte die kleine Patchworkfamilie den Geburtstag von Alexander. Joey und Thomas übernahmen wie selbstverständlich die Patenschaft. Sie liebten den Kleinen und es sollte ihm an nichts fehlen. So klein der Knirps auch war, er spürte, dass er an diesem Tag die Hauptperson war. Das kleine Kinderpiano, das er von Carsten erhielt, war der große Favorit des Tages. Für den Rest des Tages war er nur noch damit beschäftigt.
    *
    Ende Juli erhielt Hannah die Nachricht, dass Onkel Paul nun im Krankenhaus sei und nur noch künstlich ernährt würde. Eine lange Zeit der Agonie folgte, bis er endlich drei Monate später einschlafen durfte. Es war ein friedlicher Hinschied im Kreise der Familie, denn alle waren anwesend: Tante Sophia, Onkel Robert und die knapp 16jährige Geraldine. Trotz der traurigen Nachricht, freute sich Hannah, dass dem Mädchen das gleiche Glück zuteil wurde, wie es ihr damals vergönnt war, als sie im fast gleichen Alter auch ihren Vater verlor. Sie würde außergewöhnliche Ersatzeltern haben, die alles für sie tun würden. Eltern, die sie lieben würden, als wäre sie das eigene Kind.

Teil 2

1996

Alexander
(Kindheit)

10
    Es war ein verregneter Montag im August. Der inzwischen sechsjährige Alexander saß in der Gaststätte am Klavier und Carsten neben ihm. Carsten, der sein Studium inzwischen abgeschlossen hatte und sich nun mitten im Aufbaustudium in klassischer Komposition befand, begann schon vor drei Jahren mit ersten Klavierstunden für Alexander. Er machte es freiwillig, denn längst hat er diesen aufgeweckten, begnadeten Knaben ins Herz

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