Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin
anschaute. Den Rest des Satzes dachte er nur noch: ‘Es ist fast nicht zu glauben, nein unmöglich, dass du Mozarts Requiem beendet haben sollst. Du bist einfach noch zu jung, zu unerfahren für ein solches Werk. Es ist eigenwillig, so wie es nur von Mozart geschrieben worden sein konnte.’
“Lässt du mir die Partitur hier, damit ich sie mit meinen Kollegen diskutieren kann?”, fragte er stattdessen. Alexander nickte nur und schaute den Professor mit seinen großen dunklen Augen erwartungsvoll an.
“Gut, danke. Dann also, setz dich bitte ans Klavier und spiele mal …”, er blätterte in einem Notenstapel, legte ihm eine Auswahl von Klavierstücken hin, nicht nur von Mozart, sondern auch von anderen Komponisten, “… und spiele mal dies hier in dieser Reihenfolge und zwar immer nur so lange, bis ich stopp sage.”
Alexander spielte und spielte und ging förmlich auf in seiner musikalischen Welt. Die Stopps störten ihn gewaltig, doch beschwerte er sich nicht. Er wusste ja, dass er einem Test unterzogen wurde.
Immer wieder stellte der Professor Fragen, hieß ihn kurze Passagen oder ganze Absätze zu wiederholen und dabei seine Erklärungen zu berücksichtigen. Nach einer Stunde des Spielens, fragte er Alexander, ob er eine Pause einlegen möchte. Doch Alexander, für den Musik Entspannung genug war, schüttelte energisch den Kopf und so machten sie weiter. Drei Stunden vergingen wie im Fluge. Das war Alexanders Welt. Da fühlte er sich wohl. Eigentlich wollte er nicht mehr zur Schule gehen. Er wollte alles über Musik und ihre Meister wissen, das hieß, dass er studieren wollte und zwar hier am Richard-Strauss-Konservatorium.
“So, meine Junge, ich meine, wir sollten jetzt aufhören. Du hast drei Stunden hochkonzentriert gearbeitet. Du hast deine Sache sehr gut gemacht, was ja nicht anders zu erwarten war, nach der Vorstellung, die du vor sechs Wochen gegeben hast. Ich bringe dich jetzt wieder zu Carsten. Der wartet sicher schon ungeduldig”, beendete der Professor die heutige Sitzung.
Carsten saß vertieft in seine Arbeit, und als er die beiden kommen hörte, schaute er erwartungsvoll auf und versuchte aus den Gesichtern zu lesen.
“So Carsten, hier bringe ich Ihnen Ihren Schützling wieder zurück. Er hat seine Sache gut gemacht. Wir werden die weitere Vorgehensweise diskutieren. Es geht auch darum eine staatliche Förderung in Form eines Stipendiums zu erhalten. Das dürfte bei ihm, im Zuge der Begabtenförderung, jedoch kein Problem sein. Ich werde mich so bald wie möglich wieder bei Ihnen melden.”
Auf dem Heimweg war Alexander in Gedanken versunken. Irgendetwas beschäftigte ihn.
“Woran denkst du?”, fragte Carsten.
“Weißt du Carsten, ich möchte gerne etwas für meine Mama kaufen. Sie hat doch übermorgen Geburtstag.”
Alexander hatte Taschengeld, das er sich mit seinem Konzert selbst verdiente, mitgenommen und wollte etwas besorgen.
“Hm”, überlegte Carsten laut, der von Joey über eine geplante Geburtstagsparty schon eingeweiht war. Über eine Geschenkidee hatte sich Alexander längst schon Gedanken gemacht, nur fand er bis zu diesem Tage keine Gelegenheit für die Besorgung. “Mama hört so gerne klassische Musik und besonders gerne sitzt sie abends, wenn ich schon lange im Bett bin auf dem Sofa und genießt ihre Musik. Da sie aber niemanden stören will, weder mich noch Joey und Thomy, stellt sie die Lautstärke immer auf ganz leise. Aber Klassik, die so leise gestellt werden muss, dass sie niemanden stört,kann man doch nicht richtig genießen. Es muss einen doch richtig frieren können, wenn man das An- und Abschwellen der Musik mitbekommt. Und das geht bei so leise gestellter Klassik nicht. Deshalb, dachte ich, ein paar gute Kopfhörer zu kaufen.”
“Eine großartige Idee, Alexander. Komm, wenn wir schon in München sind, lass uns einen Kopfhörer besorgen”, schlug er vor, und es war genau das, was Alexander eigentlich wollte. Carsten hatte aber noch einen zusätzlichen Vorschlag.
“Ich habe noch eine Idee, was wir dem Geschenk beifügen könnten. Wir sind zwar knapp dran, aber wenn wir morgen gleich dran gehen, könnten wir es verwirklichen. Und zwar würde ich dich, wenn es dir recht ist, in der Uni beim Klavierspiel aufnehmen und davon eine CD brennen. Auf meinem Computer stelle ich ein Cover her, so dass es richtig professionell aussieht. Dann hat deine Mama von dir eine erste CD. Wie findest du das?”
“Klasse”, befand Alexander.
Nachdem Carsten bei
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