Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin
die einen Partner verloren hatten, sei es durch Tod wie bei Antonia oder durch Trennung, immer wieder an den gleichen Typen Mensch geraten. Er hatte wirklich das Gefühl, vor ihm stünde der leptosome Claus mit etwas helleren Haaren.
“Mein Gott, ist das Alexander junior”, rief Antonia entzückt, als sie den Sechsjährigen vorüberhuschen sah. Bevor Joey antworten konnte, blieb der Kleine, durch den lauten Ausruf aufmerksam geworden, abrupt stehen, drehte sich zu Antonia und fragte: “Bist du Mamas Freundin Antonia?”
“Ja, das bin ich. Ich habe dich nur einmal vor sechs Jahren gesehen, als du geboren wurdest”, antwortete Antonia und stellte im Stillen fest, wie sehr er doch seinem Vater ähnlich sah.
“Schön, dass du kommen konntest. Eine wunderschöne Überraschung, die sich Joey ausdachte. Meine Mama wird sich riesig freuen”, war Alexanders charmante Art,Antonia willkommen zu heißen. Antonia, die sich über die Ausdrucksweise des Jungen, weil sie irgendwie so reif klang, wunderte, lächelte und bestätigte, dass sie sich nach so langer Zeit ebenso auf ihre Freundin freute. Während sie sprachen, ging erneut die Türe auf und Nathan trat ein. “Oh, bitte entschuldige mich, Antonia, ich muss Nathan begrüßen”, sagte er höflich mit dem Kopf zur Tür weisend und rannte zu Nathan. Der nahm Alexander in die Arme und drückte ihn herzlich. Jetzt waren alle da. Fast alle, denn die größte Überraschung sollte erst noch folgen. Die Anwesenden wurden in Position gebracht, das heißt, dass Alexander sich ans Klavier setzte und die kleine Gesellschaft - Joey, Thomas, Antonia, Thorsten, Nathan, Susi und Carola, zwei Kellnerkolleginnen - sich daneben als Chor formierte.
“Probe”, verkündete Carsten laut und Alexander spielte einen Takt vor und dann sang man das alt bekannte “Happy Birthday” mit Klavierbegleitung. Es klang wunderschön, denn es hatte recht gute Stimmen dabei und Carsten sang eine zweite Stimme, die in der Tonlage über den anderen lag. “Wir sind ja fast perfekt”, meinte Carsten anerkennend. Joey hing schon am Telefon, um das Geburtstagskind endlich herunter zu bitten. Gleich anschließend folgte noch ein kurzes, Telefonat, als wolle er nur jemandem ein Zeichen geben.
Es ging nicht lange, da kam Hannah durch die Tür. In ihrem schlicht-eleganten schwarzen Kleid und mit ihrem blonden streng nach hinten zu einem Knoten im Nacken zusammen genommenen Haar wirkte sie so richtig edel, fast aristokratisch. Sie war geradezu eine Erscheinung, die so manchen hier in bewunderndes Erstaunen versetzte. Bevor Hannah richtig erfassen konnte, wer denn nun alles hier neben dem Klavier formiert stand, gab Carsten schon das Zeichen und das “Happy Birthday” erklang, wie eben in der Probe. Hannah hatte Tränen vor Rührung in den Augen. Plötzlich erkannte sie Antonia. Mit tränenverschleiertem Blick lächelte sie ihr entgegen. “Danke euch allen”, konnte sie nach Abklingen des Liedes, immer noch unter dem Eindruck ihrer Überraschung, nur hervorbringen. Als erstes rutschte Alexander vom Klavierstuhl, rannte zu ihr und sie umarmten sich. “Alles Gute, Mama, zu deinem Geburtstag.”
“Danke mein Schatz. Was für eine Überraschung. Danke” und wieder aufgerichtet zu den Gästen schauend “Euch allen vielen Dank.” Dann hielt es sie nicht mehr länger und im nächsten Moment lagen sie und Antonia sich in den Armen.
Gratulationen, Umarmungen, Small Talks folgten als plötzlich die Türe zum Restaurant erneut aufging. Alles schaute plötzlich zur Tür.
Hannah hob beide Hände vor den Mund, als könne sie nicht glauben was sie eben sah. “Tante Sophia, Onkel Robert, Geraldine”, brachte sie vor Überraschung nur hervor. Nachdem sich die erste Spannung gelegt hatte, lagen sie sich vor Freude weinend in den Armen.
Geraldine ist eine junge Frau von zwanzig Jahren geworden und als Hannah sie begrüßte, musste sie der damaligen Äußerung von Tante Sophia, dass sie sich sehr ähnlich seien, Recht geben. Sie hätten in der Tat Schwestern sein können.
Joey schaute zufrieden. Die Überraschung war gelungen, das Fest ein Erfolg.
“Joey. Ich danke euch für diese gelungene Geburtstagsfeier, die eigentlich eines runden Geburtstags würdig wäre. Ich habe meinen Runden doch erst in zwei Jahren.”
Von Tante Sophia erfuhr Hannah, dass ihr Hiersein einem Klassentreffen der Fünfzigjährigen zu verdanken gewesen sei. Tante Sophia feierte nämlich im April dieses Jahres ihren fünfzigsten
Weitere Kostenlose Bücher