Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin
Hannah kurz anrief, um Bescheid zu geben, dass es später würde, machten sich die beiden Verschworenen an die Verwirklichung des Planes. Zuerst kauften sie einen guten Kopfhörer, ließen ihn schön einpacken, fuhren dann nach Unterschleißheim in Carstens kleines Apartment, um seine Digitalkamera zu holen und schließlich zum Bürgerhaus am Rathausplatz.
Carsten besaß einen Schlüssel, da er dort des Öfteren zu Spielabenden engagiert wurde und dafür auch hier üben durfte. Der Festsaal des Bürgerhauses war für eine Fotografie natürlich die ideale Kulisse. Alexander saß am Flügel und Carsten schoss eine ganze Auswahl von Fotos, woraus er die beste Aufnahme für das Cover verwenden wollte. Als sie zurück ins Restaurant kamen, war es schon halb neun. Hannah kam gerade von einem Gast zurück und meinte: “Na ja, ein bisschen später, ist aber schon leicht untertrieben.”
“Sorry Hannah”, beschwichtigte Carsten, “ich weiß es ist spät, aber der Test bei Professor Haas dauerte ja schon bis nach sechs, dann wollte Alexander gerne mal mit zu mir in meine Wohnung kommen. Ich zeigte ihm alles und anschließend waren wir noch im Bürgerhaus in Unterschleißheim. Dort steht ein Steinway/Bechstein, ein hochwertiger Flügel, den Alexander gerne sehen und selbst einmal darauf spielen wollte.”
So im Großen und Ganzen war die Story, die Carsten als Entschuldigung hervorbrachte, nicht einmal gelogen.
Während Carsten mit Hannah sprach, ging Alexander zu Joey hinter die Theke und holte aus seiner Tasche das Geschenk heraus, damit Joey es dort gut versteckt deponierte. Joey vertraute Alexander an, dass sie eine Geburtstagsfeier im Restaurant planten und dazu Überraschungsgäste geladen haben. Das war gar nicht so einfach, weil sie bei einem Gast erst die Adresseausfindig machen mussten. “Da deine Mama wegen deiner Krankheit viel mit dir beschäftigt war, konnten wir natürlich ungestört planen, ohne dass jemand etwas mitbekam. Das wird eine große Überraschung geben”, erklärte Joey mit fast kindlicher Vorfreude. “Give me five”, sagte er und hob seine Hand hoch, damit Alexander mit seiner flachen Hand dagegen klatschen konnte und so besiegelten die beiden ihren Pakt als Geheimnisträger, denn schließlich durfte Alexander auf gar keinen Fall etwas verraten.
“Ach ja”, fiel Carsten noch ein, bevor er sich von Hannah verabschiedete, “ich müsste deinen Sohn morgen erneut entführen. Wir würden gerne nochmals ins Konservatorium. Wäre das für dich in Ordnung?” Als Hannah ihre Zustimmung durch ein leichtes Kopfnicken ausdrückte, umarmte er sie zum Abschied und meinte, “ich hole ihn Morgen gegen halb zehn ab.”
13
Hannah hatte an diesem Sonntag aus gegebenem Anlass keinen Dienst und es wurde ihr verboten, das Restaurant zu betreten, das hieß, dass sie erst kommen dürfe, wenn sie gerufen würde. Sie mutmaßte schon, dass das Dreierkomplott ‘Joey, Thomy und Alexander’ wahrscheinlich eine Überraschung plante und schmunzelte ob dieser wichtigen Geheimnistuerei, wie Alexander sie mit Begeisterung praktizierte.
Nachdem die letzten Gäste das Restaurant wegen der nachfolgenden geschlossenen Gesellschaft verließen, begann eine rege Betriebsamkeit. Alles wurde schön dekoriert, ein großes Glückwunschplakat aufgehängt und die Tische festlich gedeckt. Auf einem separaten Tisch lagen die Geschenke.
Die CD, die Carsten zusammen mit Alexander fertig stellte, ist sehr gut gelungen, ein wahrer Ohrenschmaus, wenn auch das ganze Unternehmen in äußerst knapper Zeit zu realisieren war. Carsten musste sich recht sputen, um alles fertig zu bekommen. Das gelungene Cover gab dem Geschenk einen professionellen äußeren Anstrich.
Die Tür zum Restaurant öffnete sich und herein trat Antonia. Ihr schwarzes Haar hatte sie elegant hochgesteckt. An ihrer Seite war Thorsten ihr neuer Freund. Sie kamen von Hamburg angereist, wo Antonia seit Abschluss ihres Studiums lebte. Joey nahm ihnen ihreMäntel ab und war beeindruckt über Antonias grazile Erscheinung. Sie trug ein schlichtes den Körper fließend umschmeichelndes Kleid in angenehmer sattroter Farbe. So hatte er sie gar nicht mehr in Erinnerung. “Du siehst gut aus”, schmeichelte er ihr.
“Danke”, nahm sie das Kompliment keck lächelnd entgegen, “Joey, darf ich dir meinen Freund Thorsten vorstellen? Wir sind seit zwei Jahren zusammen.”
“Sehr erfreut”, begrüßte Joey ihn und dachte bei sich, dass es bezeichnend sei, wie die Leute,
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