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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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an Körper und Geist wird, stark für die Aufgabe, die vor ihm liegt. Du musst ihn zurückbringen …«
    Ich sah, wie sich die Saat einer Idee in seinen wechselhaften Augen bildete, und rasch wie der Blitz sprang ich auf, riss den schlafenden Johnny aus seinem Farnnest und hielt ihn fest in den Armen.
    »Ihr werdet ihn nicht mitnehmen!«, fauchte ich voller Angst und Zorn. »Feenvolk oder nicht, ihr werdet mir nicht meinen Sohn stehlen und mir einen Wechselbalg dalassen! Und ihr werdet seinen Vater auch nicht wegschicken. Sie gehören mir, sie gehören beide mir, und ich werde sie beide behalten. Ich bin nicht dumm. Ich kenne die Gefahr. Ich weiß von Lady Oonagh und … und …«
    Ich ging wieder zu dem Strohsack, wo ich die Arme um meine kleine Familie legen konnte, wo ich eine starke Mauer der Liebe bilden konnte, die uns drei zusammenhielt. »Wir werden in Sicherheit sein. Wir werden einander beschützen«, erklärte ich trotzig. »Ich weiß es. Wir haben viele Beschützer. Was die Prophezeiung angeht – wenn sie wahr wird, wird sie wahr werden, ganz gleich, was ich tue. Es wird geschehen, wie es geschehen muss.«
    Bei diesen Worten schien die Luft dicker zu werden und noch dunkler, obwohl die Nacht bereits von tiefster Schwärze war. Eine Kälte durchzuckte mich, die mehr als nur kalt war: eine eisige Umklammerung, die bis in die Knochen drang. Es war noch eine andere Präsenz hier; eine, die nun ebenfalls beobachtend am Strohsack stand. Im Dunkeln glaubte ich, ein wehendes Gewand zu erkennen und eine Kapuze, und unter dieser Kapuze, wo ein Gesicht hätte sein können, nichts als uralte Knochen mit leeren Höhlen statt Augen.
    »Du magst dich uns verweigern«, sagte die Herrin ernst. »Aber nicht ihr. Wenn sie ihn holen will, muss er gehen. Seine Zeit ist gekommen. Sie wird ihn dir wegnehmen, ganz gleich, wie fest du ihn hältst. Lass los, Liadan. Lass diesen gebrochenen Geist aus dem Gefängnis des Lebens. Das ist keine Liebe, sondern eigensüchtige Grausamkeit, ihn so zu halten. Die Dunkle wartet. Sie wird ihm die Ruhe geben, nach der er sich sehnt.«
    Ich biss auf die Zähne und blinzelte die Tränen weg. Als ich meine Stimme schließlich fand, war es das leiseste Flüstern. »Das stimmt nicht. Er darf nicht gehen. Wir brauchen ihn hier. Ich halte ihn fest. Ich kann es tun.«
    Die dunkle Gestalt regte sich, und ich entdeckte eine ausgestreckte Hand, die nicht mehr als Knochen und Sehnen war.
    »Geht«, hauchte ich. »Alle. Verlasst diesen Ort jetzt. Mir ist gleich, wer oder was ihr seid. Ich trotze eurer Macht und euren Forderungen. Ich bin eine Heilerin; meine Mutter hat mir ihr Handwerk mit Liebe und Disziplin beigebracht. Dieser Mann wird nicht sterben, nicht, solange ich ihn in den Armen halte. Solange ich sein Herz mit meinem wärme, wird er mich nicht verlassen. Ihr könnt ihn nicht nehmen. Er gehört mir.«
    Und als die Verhüllte nicht gehen wollte, sondern blieb und mit ihren knochigen Fingern winkte, begann ich zu singen. Ich sang sehr leise, als wollte ich ein Kind in den Schlaf wiegen. Wieder und wieder sang ich mein kleines Lied und strich mit den Fingern über das nachgewachsene Haar auf dem gemusterten Schädel meines gefallenen Kriegers, und ich starrte ins Dunkel, und Trotz stand in meinen müden Augen. Er gehört mir, ihr könnt ihn nicht haben.
    »Dummes Mädchen«, murmelte der flammenhaarige Lord. »Nur eine elende Sterbliche. Dass von ihnen so viel abhängen soll!«
    Aber die Herrin stand da und beobachtete mich nachdenklich. Ich fragte mich, warum sie nicht einfach ihre magischen Kräfte benutzten, um mich zu zwingen, meinen Sohn aufzugeben, oder warum sie Bran nicht seinen letzten Atemzug raubten oder alle Briten von den Inseln vertrieben, wenn es das war, was sie wollten. Johnny hustete leise im Schlaf und seufzte.
    »Wie du sagst, Kind«, meinte die Herrin. »Es wird geschehen. Deine Wahl wird entscheiden, ob es zu einem hohen Preis geschieht, mit Blut und Finsternis. Ihr seid so kurzsichtig, ihr könnt nicht sehen, wem ihr trauen könnt, und daher sind eure Entscheidungen fehlerhaft. Aber es ist eure Entscheidung, nicht unsere. Unsere Zeit ist beinahe zu Ende; es ist eure Art, die die Ereignisse weiterführen und den Gezeitenwechsel beeinflussen wird. Was immer geschieht, wir werden vergehen und uns verbergen, wie es die Alten getan haben. Für die Söhne und Töchter deiner Kindeskinder werden wir kaum mehr als eine Erinnerung sein. Der Weg, den du hier einschlägst, wird ein

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