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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Kind verstecken. Sie sagte ihm, er solle ganz still sein, als sie ihn in den winzigen Keller unter der Falltür herabließ. Er tat, was sie ihm gesagt hatte, obwohl ihm die Dunkelheit nicht gefiel und auch nicht die seltsamen Geräusche, die von draußen kamen. Ich nahm an, sie hat die wertvollen Dinge, die sie bei sich trug, mit ihm in den Keller gelegt – den Beutel, die Silberstücke, den Anhänger mit den Locken ihrer Lieben. Dann ging sie wieder hinaus und lief davon, um die Angreifer abzulenken, wie eine Vogelmutter flattert und den Flügel hängen lässt, um das jagende Raubtier von dem Nest abzulenken, wo ihre Jungen hilflos warten. Also ist sie gestorben, und das Kind blieb still und rührte sich nicht von der Stelle. Obwohl es lange dauerte, wartete er und wartete er und hoffte, sie würde zurückkommen. Endlich wurde sein kleines Gefängnis geöffnet. Aber die Hände, die ihn herausholten, waren nicht die seiner Mutter. Es waren die Hände eines Ungeheuers, und erst jetzt senkte sich die Finsternis wirklich über ihn.«
    Mein Vater nickte ernst. »Ich kann nicht anders, als dir zu glauben, denn das passt zu der Geschichte, die die Leute erzählen. Ich habe meinen Bruder gefragt, warum sie sich nicht wunderten, als dort plötzlich ein Kind auftauchte, nachdem ein anderes verschwunden war. Aber die Bürger von Elvington hatten dazu nicht viel zu sagen. Scheinbar hat Rory das Kind beträchtliche Zeit verborgen gehalten. Die Leute hörten nur manchmal ein Weinen. Statt sie neugierig zu machen, hatte es die gegenteilige Wirkung. In dieser Gegend sind sie ausgesprochen abergläubisch. Sie sagten, es sei ein Gespenst, das Gespenst des Kindes, das von den wilden Tieren geholt worden war. Das hielt die Leute fern. Später, als der Junge in Rorys Hütte auftauchte, glaubte niemand mehr, dass es derselbe sein könnte. Sie sagten, der Junge hätte nicht wie der Sohn von Adligen ausgesehen.«
    »Sie haben zugelassen, dass man ihn all die Jahre schlug und missbrauchte, und nichts dagegen unternommen?«
    »Es braucht großen Mut, um sich in die Angelegenheiten eines Mannes wie Rory zu mischen. Er war groß und stark und wild. Ein Mann mit einem schlechten Ruf. Alle fürchteten ihn. Simon wusste damals nichts davon. Hätte er es gewusst, dann hätte er vielleicht etwas unternommen. Aber er hatte eigene Probleme. Und dafür fühle ich mich verantwortlich, Liadan, und es ist ein schweres Gewicht, das auf mir liegt. Dass Johns Sohn solcher Grausamkeit ausgesetzt war, so nah an seinem Zuhause, ist unverzeihlich. Und daher hatte dein Mann Recht, als er mir die Schuld gab. Wenn er zum Ausgestoßenen geworden ist, kann er mir tatsächlich die Verantwortung dafür zuschreiben. Ich hätte den Tod seiner Mutter nicht verhindern können. Aber ich hätte ihn beschützen können.«
    »Die Vergangenheit kann nicht umgeschrieben werden, Vater.«
    »Das ist wahr. Aber wir können die Zukunft formen. Wenn er überlebt.«
    »Er wird überleben. Er muss nur erkennen, dass man ihn einmal wirklich geliebt hat, dass er einmal das Kind einer Frau und eines Mannes von großem Anstand war, die alles dafür gegeben hätten, ihn sicher und glücklich aufwachsen zu sehen. Er braucht das nur zu begreifen, und dann wird er frei sein.«
    »Ich kann nicht glauben, dass er tatsächlich gehört und verstanden hat, worüber wir gerade gesprochen haben.«
    »Du wirst es ihm noch einmal sagen müssen. Du wirst ihm erzählen müssen, was es für dich bedeutet. Vielleicht hört er es. Zumindest füllen unsere Worte das Schweigen. Wie geht die Geschichte weiter?«
    »Rory wurde getötet. Niemand weinte um ihn. Sie wollten nur die Hütte und die Hühner. Hat der Junge ihn getötet?«
    »Er hat ihn bestraft. Er wartete, bis er ein Mann war, und dann tat er, was er tun musste, und ging aus diesem Alptraum davon. Aber der Alptraum blieb wie ein Brandzeichen auf seinem Geist. Selbst jetzt trägt er es noch mit sich herum.«
    »Ein Mann? War er nicht erst neun Jahre alt?«
    Ich nickte. »Alt genug, seinen eigenen Weg zu gehen. Warum war dein Bruder nicht im Stande herauszufinden, was aus ihm geworden war?«
    »Er hat es versucht, aber seine Möglichkeiten waren beschränkt. Simon hatte damals große Schwierigkeiten. Edwin hatte sich inzwischen der Ländereien von Northwoods bemächtigt, und die Fehde war wieder aufgeflackert. Dass ich sie im Stich gelassen hatte, wie sie es sahen, machte es für Harrowfield nicht leichter, neutral zu bleiben. Und Simon war nicht

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