Der Sohn des Apothekers (German Edition)
an und dabei gerät
die Situation außer Kontrolle. Hinterher sind die Mädchen tot. Sie verstecken
die Leichen und der Polizistensohn wendet sich an seinen Vater. Der Vater weiß,
wie er die Ermittlungen entscheidend beeinflussen kann, legt falsche Spuren,
beseitigt die Leichen und schiebt dem behinderten Apothekersohn auch noch ein
Kettchen unter, damit der Verdacht auf ihn fällt.«
Trevisan spitzte die Lippen. »So ähnlich könnte es doch gewesen
sein.«
Margot lächelte. »Aber in diese Geschichte passt der Rucksack
nicht.«
Trevisan runzelte die Stirn. Einen Augenblick lang geriet seine
Theorie ins Wanken. »Vielleicht wollte Klein ursprünglich den Verdacht vom Ort
ablenken, aber der Rucksack wurde einfach zu spät gefunden. Und da der Druck im
Ort immer stärker wurde, musste er handeln und legte die Spur, die zu Sven
führte.«
Margot betrachtete nachdenklich die Kerze auf dem Tisch. »Na
ja, wäre eine Möglichkeit«, antwortete sie. »Ich will nur nicht, dass du den
gleichen Fehler wie dieser Dittel begehst und dich auch viel zu früh auf eine
Indizienkette einlässt, die am Ende ins Nichts führt.«
Trevisan blickte nachdenklich auf sein Glas. »Reden wir morgen
weiter«, sagte er. »Noch jemand ein Glas Wein?«
33
Der Sonntag begann regnerisch und stürmisch. Trevisan hatte
sich mit Margot und Hanna erst gegen dreizehn Uhr auf der Dienststelle
verabredet. Er schlief aus und ließ die Badewanne volllaufen, genoss die
Wärme, frühstückte in aller Ruhe und brach eine Dreiviertelstunde vor dem verabredeten
Termin auf. Hanna war am gestrigen Abend nach Hause gefahren, da sie ihren Sohn
heute zu seinem Onkel auf ein Fußballturnier nach Celle bringen musste. Sie
begegnete dem leicht verspäteten Trevisan auf dem Flur, als sie zwei Tassen Tee
aus der kleinen Küche gegenüber den Toiletten holte.
»Na, die richtige Abzweigung wohl nicht gefunden«, grüßte Hanna
mit einem Lächeln.
Er zuckte mit der Schulter und hauchte ihr einen Kuss auf die
Wange, so dass eine Tasse überschwappte. »Viel Verkehr.«
»Vorsicht!« Hanna wich ein Stück zur Seite aus. »Das ist heiß.«
»Hast du Margot rechtzeitig abgeholt?« Er hatte es Hanna
überlassen, denn das Hotel, in dem Margot logierte, lag direkt auf ihrem Weg
zur Dienststelle.
»Und nicht einmal verfahren!«, scherzte Hanna und streckte
Trevisan die Zunge heraus. »Wir sind im Konferenzraum, Lisa war gestern
fleißig.«
Trevisan warf Hanna einen
fragenden Blick zu und folgte ihr. Im Konferenzzimmer saß Margot am Computer.
Neben ihr lag ein Aktenordner. Trevisan schaute sich um, da entdeckte er, was
Hanna gemeint hatte. Lisa hatte von jedem der verdächtigen Jugendlichen ein
Datenblatt mit Bild und Lebenslauf erstellt und in eine freie Ecke der Tafel
geheftet. Er trat näher. Nur das Datenblatt von Sarah Meierling wies kein Bild
auf.
Hanna stellte die Tassen auf dem Schreibtisch ab und gesellte
sich an seine Seite. »Von Sarah Meierling war kein aktuelles Bild im
Melderegister gespeichert«, erklärte sie. »Die hat nur noch einen Zweitwohnsitz
hier. Der Erstwohnsitz ist in Kempten, in dem Hotel, in dem sie arbeitete. Und
die Bayerischen Behörden sind nicht ganz so fix.«
Margot erhob sich und trat ebenfalls an die Tafel. »Das sind
also deine Verdächtigen.«
»Kevin Klein, Carsten Rosenberg, Sebastian Hermann und Mirko
Stolz«, antwortete Trevisan. »Die Clique, die gerne am Bannsee feiert. Dazu
gehören noch Annika Treu, Friederike Neuss und Sarah Meierling, ich glaube aber
nicht, dass die Mädchen etwas mit der Sache zu tun haben.«
»Milchbubis«, murmelte Margot.
»Milchbubis, aber letztlich gibt es kein typisches Aussehen für
einen Mörder«, antwortete Trevisan. »Sonst würde es unsere Arbeit wesentlich
erleichtern.«
Margot nickte und wandte sich wieder dem Computer zu. »Immer
noch dieses alte Datenverwaltungsprogramm«, murrte sie, bevor sie die nächste
Maske des Spurenanalyseprogramms aufrief. »Das ist mir zu umständlich, habt
ihr das auch auf Papier?«
Trevisan wies auf die Akten mit den roten Aufklebern, die im
Regal standen. »Das Programm ist besser. Aber du musst auch den
Übersichtsmonitor einschalten.« Er drückte die F1-Taste. »Jetzt okay?«
Margot nickte.
Über eine Stunde brauchte sie, bis sie sich in die Materie
eingearbeitet hatte. Zwischendurch stellte sie Fragen, die Hanna und Trevisan
beantworteten, so gut sie konnten. Auf manche erntete sie jedoch nur ein
Schulterzucken oder ein fragendes
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