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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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los.
    „Es ist geradezu beleidigend, für wie dämlich uns manche Gäste halten.“ Chefportier Pelz schüttelte den Kopf. Er war inzwischen zusammen mit seinem Pagen wieder in die Hotelhalle zurückgekommen. „Er hat in den ersten Tagen zwei Ferngespräche geführt, und damit hatte es sich. Ich weiß es, weil ich doch seine Rechnung gemacht habe. Von einem Anruf gestern abend keine Spur. Sein ganzes Gefasel war so unecht und so verlogen wie der Stammbaum eines Gebrauchtwagens. Aber mir soll’s egal sein, weshalb er früher abgereist ist. Vermutlich hat er sich einfach nur gelangweilt.“
    „Immerhin fünf Mark Trinkgeld“, bemerkte der spindeldürre Page Fridolin mit den Goldknöpfen auf seiner Weste.
    „Zuviel für einen wirklichen Mann von Welt“, stellte der Chefportier trocken fest und legte seinen Kopf ein wenig auf die Seite. „Was ist jetzt los?“
    „Musik“, stellte Fridolin Paschulke fest.
    „Frappierend, wie dein Gehör noch funktioniert“, bemerkte der Chefportier.
    Als sie dann durch die gläserne Eingangstür spazierten und danach nebeneinander auf der breiten Eingangstreppe standen, sahen sie, wie drüben auf dem Rathausplatz gerade die Mannschaft des FC Bad Rittershude lachend und teilweise mit ausgestrecktem Zeigefinger und Daumen in einen Omnibus kletterte. Die Feuerwehrkapelle spielte, und mindestens zweihundert Menschen standen herum, riefen durcheinander und schwenkten blau-gelbe Fähnchen.

    Das alles passierte zur selben Zeit, als Tesu zusammen mit Mrs. Webster noch durch Chicago bummelte und eine gute Woche bevor sie mit ihrem Mann gemeinsam an Bord einer siebzig Meter langen Boeing 747 mit fauchendem Triebwerk auf dem O’Hare International Airport zur Startbahn rollte.

    Auf dem Marktplatz in Rittershude spielte die Feuerwehrkapelle inzwischen einen Tusch, und der erste Bürgermeister, der so halb im Laufschritt aus dem Rathaus gekommen war, wippte jetzt auf den Zehenspitzen und rief: „Ich möchte aussprechen, was wir in diesem Augenblick alle denken.“ Er hob seine Stimme an. „Gute Reise, liebe Freunde vom FC Bad Rittershude, und ein erfolgreiches Spiel.“
    Die Leute applaudierten und schwenkten wieder ihre Fähnchen.
    Und da der erste Bürgermeister unterdessen zwischen der Mannschaft den Redakteur Hildesheimer zusammen mit dem jungen Fotografen der Bad Rittershuder Nachrichten entdeckt hatte, kletterte er zwei Stufen in den Omnibus und steckte seinen Kopf ins Innere: „Werdet ihr in München noch Zeit zu einem Training haben?“ fragte er so fachkundig wie möglich.
    „Deshalb fahren wir ja jetzt schon los“, rief Herr Kliemann aus einer der hinteren Sitzreihen. „Zwei Stunden heute noch im Olympiastadion, das hab’ ich von den Bayern verlangt. Damit wir das Monstrum kennen, wenn wir morgen zum Pokalspiel einlaufen.“
    Die Spieler riefen durcheinander: „Sehr richtig!“ oder „Unser Trainer ist eben Klasse“ oder auch nur „Bravo, Hugo!“ Das war nämlich Herrn Kliemanns Vorname.
    Da der junge Pressefotograf währenddessen sein Blitzlicht gleich dreimal auf den ersten Bürgermeister abgeschossen hatte, beließ es dieser bei dem kurzen Gespräch und verabschiedete sich jetzt endgültig von der Mannschaft. „Wir kommen ja alle hinterher, und morgen habt ihr die ganze Stadt im Rücken!“
    Die Feuerwehrkapelle fing wieder an zu spielen, die versammelten Menschen winkten noch einmal, und aus dem abfahrenden Omnibus winkten die lachenden Spieler durch die Fenster zurück.
    „Abwarten und Tee trinken“, bemerkte Chefportier Pelz drüben vor dem Hotel zum Kurfürsten und wandte sich wieder der gläsernen Drehtür zu. „Wie kommst du nach München, mit einem Sonderzug oder mit einem Bus?“
    „Per Anhalter“, antwortete der spindeldürre Page Fridolin pfiffig. „Ich heiße doch Paschulke und nicht Rothschild. Zudem spar’ ich jeden Groschen für ein Mofa.“
    „Aus dir kann noch was werden“, stellte Herr Pelz grinsend fest. Dabei blickte er auf seine Armbanduhr. „So, und jetzt kannst du so langsam die Zeitung auf Zimmer 18 bringen.“
    Im Frisörsalon Treutlein hatte sich mittlerweile Fleischermeister Karfunkel den Bart stutzen lassen, Studienrat Dr. Purzer wurde schon zum zweitenmal vom Chef persönlich eingeseift, und Bademeister Pohmann bekam von Fritz für München einen neuen Haarschnitt verpaßt. Bei seiner Schwester Corny döste drüben in der Damenabteilung Frau Kubatz unter der Trockenhaube vor sich hin. Frau Erika Bandel blätterte in einer

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