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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wieder verging, dass sie fast glaubte, sie hätte ihn sich nur eingebildet. sie blinzelte mehrmals, und der zunächst verschwommene Raum wurde wieder klar.
    Für einen Moment saß sie einfach nur da, zu überrascht, um denken zu können. Es hatte sich wie eine Art Anfall angefühlt, aber sie hatte seit Jahren keinen mehr gehabt. Erst nach einer Weile begriff Marguerida, dass das, was sie gerade erlebt hatte, nicht ihr widerfahren war, sondern jemand anderem.
    Ihr erster Gedanke galt Mikhail und den Kindern. Ihr vorheriges Unbehagen musste eine jener unangenehmen Heimsuchungen durch die Aldaran-Gabe gewesen sein, ein Blick in die Zukunft. Diese hatte sie nicht häufig, und sie schienen sich immer um Ereignisse zu drehen, die ihr Leben unmittelbar betrafen.
    Dann, ohne dass sie genau begriff, warum sie es wusste, war Marguerida plötzlich klar, was nicht stimmte. Sie stand abrupt auf und stieß gegen den Schreibtisch, sodass das Tintenfass umfiel. Dunkle Flüssigkeit ergoss sich über die Schreibunterlage, die eben kopierten Seiten und ihr Gewand, aber sie nahm kaum Notiz davon.
    Mikhail! Die Alton-Gabe ertönte aus ihrem Geist und ließ alle Telepathen in dem großen Gebäude aufhorchen.
    2
    Was gibt es?
Regis ist etwas zugestoßen! Ein kalter Windstoß schlug Katherine Aldaran ins Gesicht und ließ sie nach Luft schnappen. Es war ein Schock nach der Heizungswärme im Gebäude des Raumhafens. Die Angst, die Katherine umfangen hielt, seit Herm sie mitten in der Nacht geweckt und ihr befohlen hatte, für Darkover zu packen, schien ihren Würgegriff für einen Augenblick zu lösen; an ihre Stelle trat nun Zorn. Sie würde nie vergessen, wie er in jener schrecklichen Nacht im Halbdunkel des Schlafzimmers ausgesehen hatte, wie sich seine Pupillen selbst bei der ungenügenden Beleuchtung noch zusammengezogen hatten. Der verzweifelte Ausdruck auf seinem für gewö hnlich ruhigen, vertrauten Gesicht hatte sie so sehr erschreckt, dass sie nicht einmal Fragen stellte, sondern einfach tat, was er verlangte.
Sie hatte die Angst in der winzigen Kabine auf dem Schiff ausgehalten und beim Umsteigen auf Vainwal. Katherine schluckte schwer und öffnete den Mund, um endlich eine Erklärung zu verlangen, aber der eisige Wind entriss ihr die Worte und löste ihren Dutt auf. Sie sah, dass der Gepäckträger, den man ihnen zugeteilt hatte, direkt hinter ihr war, und zwang sich, die Fragen nicht zu stellen, die ihr auf der Zunge lagen. Stattdessen fluchte sie heftig in ihrer Renney-Mundart, machte ihrer Angst und Wut in farbigen Ausdrücken Luft, ohne sich darum zu kümmern, ob ihr Sohn ein paar Schimpfwörter aufschnappte. „Du hättest mich vorwarnen können, dass wir hier in einen Sturm kommen.“ Ihre Worte klangen matt im Vergleich mit denen, die sie gern losgeworden wäre.
Herm sah zu, wie Katherine ihr langes schwarzes Haar bändigte und die Strähnen wie Peitschenschnüre aus dem erschöpften Gesicht zog. Sie besaß ein lebhaftes Temperament, seine Kate, Und dass man sie mitten in der Nacht aus ihrem Bett zerrte und dann ohne vernünftige Erklärung durch die halbe Galaxis verfrachtete, hatte ihre Selbstbeherrschung bis zum Äußersten strapaziert. Er hatte die Fragen, die in ihr aufstiegen, ein paar Mal aufgefangen – nach telepathischen Maßstäben hatte sie praktisch geschrien – und wusste, was es ihr abverlangt hatte, sie zurückzuhalten. Nur Kates Einsicht, dass ihr Diplomatengatte nicht offen sprechen würde, solange die Föderation mithörte, hatte ihn bislang vor einem zermürbenden Kreuzverhör bewahrt. Stattdessen war er mit kaltem Schweigen gestraft worden, was seiner Meinung nach noch schlimmer war.
Aber Herm musste unwillkürlich lachen, auch wenn er wusste, dass er sie damit noch wütender machte, als er den wunderbaren, reinen Herbstgeruch wahrnahm, der von Westen kam. Er konnte nicht anders. Die beißende Kälte strich ihm über die Wangen, erfrischend und vertraut, aber es lag noch keine Spur von Schnee in ihr. Er hatte vergessen, wie es sich anfühlte, und erst in diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass Heimweh sein täglicher Begleiter gewesen war. Seit mehr als zwanzig Jahren war er nicht zu Hause gewesen, und das war zu lange.
Nun legte er den Arm um Kates schlanke Taille und zog sie an sich. Er spürte die Wärme ihres Körpers und roch den schwachen chemischen Duft des Lufterfrischers aus dem Raumschiff. Sie wehrte sich gegen seine Berührung, und er ließ sie widerstrebend los.
„Ein Sturm?. Davon kann

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