Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Jahren sehnsüchtig warten.
Wenn ihr beide mir also euren Nachwuchs anvertraut, werde ich
eine gute Tante sein und sogar dafür sorgen, dass sie sich vor
dem Schlafengehen das Gesicht waschen.“ „Hast du sie
verhext?“, erkundigte sich Marguerida ernsthaft und drehte sich
zu Kate um.
„Ich glaube nicht“, erwiderte Katherine, die immer noch in
ihren widerstreitenden Gefühlen gefangen war. Konnte sie Gisela ihre Kinder gefahrlos anvertrauen? Immerhin kannte sie
die Frau kaum. Und Herm traute ihr nicht uneingeschränkt. Doch dann wusste sie plötzlich, dass das Angebot aufrichtig
gemeint war und dass ihre Schwägerin nur großzügig sein
wollte, weil sie verstand, wie sehr es sie zu Herm zog. „Gut,
wenn du die Kinder nimmst, lasse ich sie gehen. Sie mögen
dich, und sie mögen deine Kinder. Danke, das ist sehr nett.“ Sie
runzelte die Stirn.
„Was ist, Kate?“ „Bevor sich Herm wie ein Dieb in der Nacht
davonmachte, meinte er noch, wir müssten Terese wegen einer
Art Prüfung nach Arilinn bringen.“ Sie biss sich auf die Lippen. „Ich will nicht, dass so etwas passiert, während ich nicht da
bin – ich erlaube nicht, dass man meiner Tochter Angst macht!“
„Ich kann dir versprechen, dass Terese nichts geschieht und dass
sie in deiner Abwesenheit nicht überprüft wird.“ Marguerida
überlegte kurz. „Sie ist noch ein bisschen zu jung, und bis jetzt
sind keine Anzeichen der Schwellenkrankheit zu sehen, deshalb
besteht keine Notwendigkeit dazu.“ „Ich nehme dich beim Wort,
Marguerida.“ Kate konnte die plötzliche Angst um ihre Tochter
kaum beherrschen. Aber sie wusste, dass Marguerida eine Frau
war, die Wort hielt, und langsam beruhigte sie sich wieder. „Da nun alles bestens geregelt ist, wollen wir ein anständiges
Frühstück bestellen“, sagte Gisela. „Ich helfe dir beim
Ankleiden für die Trauerfeier, Kate. Mein Laune dürfte sich ein
wenig bessern, wenn ich dir das Haar richte. Ob es wohl
jemanden stört, wenn ich einen schweren Schleier über dem
Kopf trage – oder vielleicht einen Sack?“ Marguerida
verschluckte sich fast an ihrem Tee. „Kates Haar richten?“,
fragte sie, als sie wieder Luft bekam, und sah von einer Frau zur
anderen. Zwischen den beiden musste sich irgendetwas ereignet
haben, das ihrer Aufmerksamkeit entgangen war, und sie konnte
sich nicht vorstellen, was es sein könnte. „Ich habe dich noch
nie so … hilfsbereit erlebt, Base. Es bekommt dir.“
„Ich sagte ja, ich habe mich geändert, aber du hast mir wohl
nicht geglaubt.“ „Nach dem, was ich gestern Abend mit
angesehen habe, Gisela, würde ich so gut wie alles glauben.“
„Was ist denn nun tatsächlich in der Ratssitzung passiert,
Marguerida?“, wollte Kate wissen.
„Du meinst, außer dass die telepathischen Dämpfer in Stücke
zersprangen und Regis Hastur sich aus dem Jenseits
manifestierte und uns alle beschimpfte?“ Sie seufzte. „Und dass
Javanne Mik verstieß und Dom Francisco Ridenow andeutete,
Regis’ Tod sei irgendwie verdächtig? Davon abgesehen war es
eine nützliche Sitzung. Schaut mich nicht an, als hätte ich den
Verstand verloren – gebt mir lieber einen Becher Wein. Tee ist
ja schön und gut, aber nicht das, was ich jetzt brauche. Mir tut
alles weh vor Müdigkeit.“ „Regis ist … erschienen?“ Gisela sah
erschrocken aus.
„Hat dir das Rafael denn nicht erzählt?“ „Nein, weil ich ihn
seit gestern nicht mehr gesehen habe!“ „Ja, richtig, das habe ich
vergessen. Mikhail hat ihn zu Rafe Scott geschickt, die beiden
sollen feststellen, ob die Söhne Darkovers eine echte Bedrohung
für den Comyn darstellen.“ „Wer?“ Der Name bedeutete Gisela
offenkundig nichts, sie musterte Marguerida aufmerksam, und
ihre grünen Augen blitzten im Schein des Feuers. „Kate, gib ihr
auf der Stelle einen Becher Wein“ Und du fang ganz von vorn
an., Marguerida, und erzähl uns alles. Tu einfach so, als wäre es
eine von diesen Geschichten, die du immer schreibst.“ Kate goss
einen Kelch voll Wein und reichte ihn Marguerida. Dann setzte
sie sich, wölbte die Hände um ihren noch warmen Tee und
lauschte der Geschichte. Sie hatte das Gefühl, die Zeit stünde
still und es gäbe nichts Wichtigeres, als dass sie hier saß und
sich die Geschichte anhörte. Und nachdem Marguerida rund
zwanzig Minuten später zum Ende gekommen war, wusste sie
nicht, ob sie auch nur die Hälfte dessen glauben sollte, was sie
eben gehört hatte.
Die drei Frauen blieben minutenlang in einträchtigem Schweigen

Weitere Kostenlose Bücher