Der Sohn des Verräters - 21
ich dir nicht gesagt hätte, dass du ein gewisses Maß an Empathie besitzt, wärst du nie so empfindsam geworden, hab ich Recht?“ „Wahrscheinlich nicht, Also, was ist los?“ „Wir haben Informationen, nach denen die Truppen der Föderation möglicherweise einen Angriff auf den Trauerzug planen, nachdem wir Carcosa verlassen haben.“ „Ich dachte, ihr erwartet einen Angriff auf Burg Comyn?“ „Das auch.“ „Ich verstehe. Und Herm hat die Burg verlassen und ist zu diesem Carcosa geritten, weil er von dem geplanten Anschlag erfahren hat?“ „Ja.“ Marguerida war nicht wohl in ihrer Haut, weil sie Katherine tagelang die Wahrheit vorenthalten hatte, und mehr noch, weil sie die Frau nicht in Gefahr bringen wo llte.
Vielleicht ließ sie sich überreden, in Carcosa zu bleiben. „Das erklärt eine Menge. Kein Wunder, dass mir Herm nichts erzählt hat. Ich hätte natürlich darüber nachgedacht, und wer weiß, wer meine Gedanken aufgefangen hätte. Ich muss zugeben, ich habe mir nie überlegt, wie schwer es in einer Welt voller Telepathen sein könnte, ein Geheimnis zu bewahren. Es war wirklich besser, dass ich es nicht wusste.“ Sie hielt stirnrunzelnd inne, „Gisela wusste ebenfalls nichts von der Sache, oder?“ „Nein, denn damals waren wir uns nicht sicher, ob ihr Vater nicht etwa in die ganze dumme Geschichte verwickelt ist.“ Beim Gedanken an Dom Damon sprach Marguerida gefühlsbetonter, als sie beabsichtigt hatte, und offenbarte ihre unterdrückte Wut.
„Und jetzt?“ „Jetzt haben wir herausbekommen, dass Dom Damon nicht mit Lyle Belfontaine konspiriert hat, worüber wir sehr erleichtert sind, denn noch einen Feind in unserer Mitte zu haben, wäre mehr als …“ „Mein Schwiegervater scheint mir kein sehr fähiger Intrigant zu sein, Marguerida. Ich denke, er ist einfach nur ein sehr dummer Mensch, der Frauen schlägt, wenn er nicht bekommt, was er will.“ Sie blickte nach vorn, zu den Männern, die vor ihr ritten, und schließlich blieb ihr Blick an Dom Francisco Ridenow hängen. „Auf diesen Mann dort, in dem grüngoldenen Gewand sollte man Acht geben, wenn du mich fragst. Ich bin mir sicher, ich wurde ihm vorgestellt, aber aus irgendeinem Grund kann ich mich nicht an seinen Namen erinnern – ich weiß nur, dass er ein Mensch ist, bei dem mir sehr unwohl zu Mute ist.“ Marguerida staunte über diese Bemerkung. Wie hatte Kate ohne richtiges Laran erkannt, dass Dom Francisco eine potenzielle Gefahr darstellte? Und wie konnte sie ihr begreiflich machen, dass sie sich überprüfen lassen musste? „Warum gerade er?“ „Es liegt irgendwie an seiner Haltung und wie er Mikhail immer so … hasserfüllt ansieht.“ Marguerida nickte zustimmend und verzog das Gesicht.
„Ja, das hast du gut getroffen. Dom Francisco glaubt, er müsste von Rechts wegen die Matrix meines Mannes besitzen und benutzen, weil sie seinem Vorfahren gehört hat.“ „Aber Gisela hat mir erklärt, die Matrizen seien immer auf die jeweilige Person abgestimmt. Hermes trägt diesen Beutel um den Hals, er hat es immer getan, aber bis ich es von Gisela erfuhr, hatte ich keine Ahnung, was er enthält. Ich wusste nur, dass es etwas war, das ich nicht berühren und in das ich meine Nase nicht stecken durfte. Ich dachte, es handele sich um eine Art Amulett, wie mein Volk sie benutzt, um die Geister fern zu halten. Wie kann Dom Francisco also glauben, er könnte Mikhails Matrix benutzen, wenn er doch weiß, dass sie auf eine bestimmte Person ausgerichtet ist? Und wenn es stimmt, was Gisela sagt, wie kann dann Mikhail eine Matrix haben, die einer anderen Person, diesem Varzil, gehört hat?“ „Als Varzil seine Matrix an Mikhail weitergab, gelang es ihm irgendwie, dessen Sternenstein darin zu integrieren aber frag mich nicht, wie! Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen und verstehe es doch nicht! Es war pure Zauberei.“ „Was würde passieren, wenn sich Dom Francisco das Ding schnappen würde?“ „Ich weiß es nicht genau, aber wahrscheinlich würden er und Mikhail dabei umkommen.“ „Weiß Francisco das?“ „Ja, aber er glaubt es nicht, Kate.“ Als die Reisegruppe kurz nach Mittag in den Hof des Krähenden Hahns einbog, war Marguerida sehr froh, absteigen und die Beine ausstrecken zu können. Sie hatte seit mehreren Jahren nicht mehr längere Zeit auf einem Pferd gesessen und stellte fest, dass sie ziemlich steifgeworden war. Die Innenseit en ihrer Schenkel schmerzten, und sie sehnte sich nach einem heißen Bad,
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