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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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in die Malaisen zu reiten! Also ich muss schon sagen –«
    Kühl wie ein Feldherr vor der Schlacht hatte Eleonore Schikanederin dieser kurzen Pause Angriffsplan und Waffen sortiert. Mit einer klirrenden Schärfe, die den Anwesenden durch Mark und Bein drang und den Tumult augenblicklich verstummen ließ, hob sie an: » Was war das, Herr Wallerschenk?! Das mit dem inneren Adel?!«
    Wallerschenk war davon überzeugt, von der Zustimmung des Ensembles getragen zu werden.
    »Das sage ich Ihnen, meine hochverehrte! gnädige! Madame Schikaneder!«, schäumte er. »Ihr werter Gatte ist ein völlig talentloser Emporkömmling! Ein dramatischer Sudler, wie ihn die Sonne noch nicht gesehen hat!«
    Ein lähmendes Schweigen folgte diesen Worten. Jeder im Saal hielt die Luft an. Alle Augen richteten sich auf Eleonore Schikaneder. Kein Zweifel, man würde jetzt Zeuge einer grauenhaften Tat werden. Einer blutigen Verstümmelung. Eines Mordes.
    »Na, was ist?«, sagte Emanuel Schikaneder aufgeräumt. Lässig warf er die Türe hinter sich ins Schloss. Er sah belustigt um sich. »Was ist denn hier los? Da ist ja eine Ruh heut wie auf einer Beerdigung? Und lauter offene Mäuler? Grad komm ich mir vor wie ein Gespenst. Ha!«
    Niemand erwiderte etwas. Dreißig Kehlen schluckten gleichzeitig. Wallerschenk sank in Zeitlupe auf seinen Stuhl zurück, bleich wie ein Toter.
    Schikaneder hob erstaunt die Brauen.
    »Ja – und Wein seh ich auch keinen mehr! Rätsel über Rätsel! Kann mich einer aufklären?«
    »Schani ... Emanuel...«, hauchte Eleonore. »Der Wirt –«
    »Sag bloß, er hat keinen Wein mehr! Das darfs doch nicht geben! Also, das kann ich mir doch beim besten Willen nicht vorstellen!« Er öffnete die Tür und rief in den Tenn: »Herr Wirt?«
    Kolber stapfte angriffslustig heran, doch bevor er den Mund öffnen konnte, hatte ihn Schikaneders Charme schon überrumpelt. Der Prinzipal öffnete die Arme und strahlte ihn an: »Herr Wirt! Bitte sehr! Meine Leute verdursten! Und – bevor ichs vergess,lieber Herr Wirt – ich hab Ihm doch für diese Tage die Begleichung der Rechnung zugesagt, nicht wahr?«
    Er schlug auf seine Rocktasche. Ein mattes Klimpern war zu hören.
    Kolbers Lider zuckten. Schikaneder hakte sich bei ihm ein und zog ihn zur Seite.
    »Wenn Er möcht, Herr Wirt, können wir das auf der Stelle erledigen. Es wär mir sehr recht. Er muss wissen, dass mir Verbindlichkeiten jeglicher Art immer eine innere Last sind. Deshalb bin ich bestrebt, mich so schnell wie möglich von ihnen zu befreien.«
    Langsam gewann der Wirt die Fassung zurück.
    »Nei-nei-nein! Das tuts doch morgen früh auch noch, Herr Direkteur!« Er drehte sich um und brüllte in Richtung Schänke: »Babett! Sepha! Auftragen!!«
    Ein erleichtertes Seufzen ging durch das Salett. Der Wirt wischte sich über die glänzende Stirn. Schikaneder setzte nach: »Mir wärs wirklich lieber, wenn wir das jetzt gleich erledigen würden, lieber Herr Kolber. Wenn ich ehrlich bin, so habe ich nämlich schon eine gewisse Beunruhigung Seinerseits geglaubt feststellen zu können –«
    Der Wirt hob abwehrend die Hände.
    »Ahwas! Herr Direkteur! Niemals!«
    »Ich bitte Sie dennoch inständig, lieber Herr Kolber: Tun Sie mir den Gefallen, und lassen Sie uns das hinter uns bringen, ja? – Nach meiner Erinnerung sind wir jetzt seit fünfzehn Tagen in Ihrer geschätzten Obhut, das dürften dann abzüglich meiner Anzahlung –«
    Kolber faltete flehend die Hände.
    »Lieber Herr Direkteur! Ich bin heut nimmer zur Rechnung imstand. Wenn der Herr Direkteur wüssten, was ich heut schon für Aufregungen gehabt hab! «
    »Na gut«, lenkte Schikaneder ein. »Dann erhalten Sie jetzt von mir eine Handsumme von 20 Gulden als erweiterte Anzahlung. In Ordnung? Den Rest exekutieren wir bei Abreise.«Kolber gab sich geschlagen. Er nickte erleichtert und nahm das Geld in Empfang. Hinter ihm huschte Sepha mit einem Weinkrug vorbei.
    »Wo ist die Babett?«, rief Kolber.
    Sie blieb kurz stehen und sah an ihm vorbei.
    »Hast doch gesagt, dass du sie heut nimmer brauchst«, sagte Sepha leise. »Soll ichs holen?«
    »Ja... nein!«
    »Alles in Ordnung, Herr Wirt?«, erkundigte sich Schikaneder. Der Wirt nickte abwesend.
    »Gewiss... ja...«
    Schikaneder nickte ihm gönnerhaft zu und ging in das Salett zurück. Die Stimmung hatte sich bereits wieder gebessert. Tastend setzte die Musik ein. Wallerschenk saß verstört in seiner Ecke. Niemand beachtete ihn.
    Eleonore flog auf ihn zu.
    »Erzähl«, sagte

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