Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
Vom Netzwerk:
schlug er
es gegen das Brückengeländer.
    Kotze fiel
in den Staub.
    „Nein!“,
schrie Driftwood. Jetzt wurde er ernstlich böse. Ein weiterer Zauber - Adhuc -
und ihm wuchsen vier Arme. Wie ein großer Käfer übersäte er den Feind mit
Schlägen.
    Hwarf versuchte,
sein Gesicht zu schützen. Aber es war, als hätte er es mit einer ganzen Schar
von Angreifern zu tun. Benommen sank er auf die Knie.
    Driftwood legte
ihm eine Pfote auf den Kopf und sprach Somnar . Er hob Kotze auf und
schüttelte ihn. Sofort erwachte das freundliche Feuer zu neuem Leben. Er setzte
ihn zurück auf seinen Kopf, während die überzähligen Arme von ihm abfielen und
sich in Rauch auflösten. Den Menschenjungen hatte er ganz vergessen.
    Rolo wankte über
die Brücke. Plötzlich konnte er den Rauch fassen. Er entstieg ihm wie einem
Leichentuch. Hwarf lag reglos auf dem Bauch. Das kleine Monster heulte. Der
Nachtalb glotzte.
     
    Driftwood
bedachte den Jungen mit seinem finstersten Blick. Das sollte reichen, um ihn
los zu werden. Doch weit gefehlt. Die Augen des Jungen leuchteten vor wilder
Entschlossenheit. Dann ging er zum Angriff über.
    Mist, dachte
Driftwood noch. Schon riss der Junge ihn von den Füßen. Sie stürzten über das
Brückengeländer in den Fluss.
    Rolo war der
Erste, der festen Halt fand. Er tauchte auf und suchte mit tastenden Armen. Plötzlich
spürte er nasses Fell. Er zog den Nachtalb an die Oberfläche. Er schien
bewusstlos. Die Augen waren geschlossen, der Kopf baumelte schlaff. Rolo konnte
nicht fassen, was er sah. Was für ein Geschöpf war das nur? Plötzlich schlug es
die Augen auf. Doch statt Verschlagenheit und Wut war da große Angst in den mitleiderregenden
braunen Knopfaugen. Der Nachtalb wimmerte. Seine schmalen Lippen zitterten.
Versuchte er zu sprechen? Ganz nah brachte Rolo sein Ohr an den Mund des
Nachtalbs. „Was möchtest du mir sagen?“ Dann wurde es dunkel.
    „Trottel“,
flüsterte Driftwood. Er ließ den Stein ins Wasser fallen, trug den Jungen ans
Ufer und legte ihn ins Gras. Kotze kam über das Wasser gelaufen.
    „Na, da bist
du ja. Gut gemacht, mein Kleiner, gut gemacht.“ Kotze war stolz. So viel Lob
für so viel Spaß.
    „Und die
Wachen haben nichts gemerkt? Nein, das sind bestimmt nicht die alten Neolinga.
Die waren mehr auf Zack. Umso besser für uns.“
    „Brrr?“, fragte
Kotze.
    „Wer, der
Junge? Nein, der lebt noch. Hat nur eine Beule am Kopf. Aber, vielleicht sollte
ich ihn …“
    „Brrr“,
protestierte Kotze.
    „Aber, ich
bitte dich. Was hätte ich denn machen sollen? Und er hat alles gesehen. Also
wirklich. Wir müssen überlegen, wie wir weitermachen.“
     
    Wie es der
Zufall wollte, war unter den Nachtwehren am Tor einer, der seine Aufgabe
ernster nahm als die anderen. Sein Name war Dagrim. Dagrim war recht klein und
daher oft dem Hohn seiner Mitschüler ausgesetzt. Das hatte ihm im Laufe der
Jahre zu einem grimmigen Einzelgänger gemacht. Aber auch zu einem ausgesprochen
guten Nachtwehrer. Dagrim trat auf die Straße hinaus. Nachdenklich strich er durch
seinen dichten Bart, für den er ebenso viel Spott ertragen musste. Aber er trug
ihn mit Stolz und Würde.
    „Was ist
denn das? Nebel in der Stadt? Nein, das ist kein Nebel. Eher Rauch. Verdammt!“ Er
riss die Türe zum Wachhaus auf. „Feuer!“
    Das hörte
auch Driftwood. „Nein, verdammt. Sie halten den Fluch für ein Feuer. Gut Kotze,
ich glaube, wir sind für heute fertig. Wo ist das Cape? Ach, verdammt, dann
halt so!“ Die beiden stiegen vorsichtig die Uferböschung hinauf und schauten
die Straße entlang. Noch war sie leer, jedoch verflüchtigte der Nebel sich bereits.
    „Und los!“
Driftwood huschte davon wie ein schwarzer Windhauch. Kotze blieb ihm dicht auf
den Fersen. Aus dem Haus waren die Geräusche der Wachen zu hören, die sich
eilig von ihren Schlafplätzen aufrappelten. Als Dagrim auf die Brücke zulief,
traf ihn etwas an der Schulter und riss ihn herum. Dagrim war schnell, und noch
in der Drehung griff er nach seiner Axt, die er auf dem Rücken trug. Im selben
Augenblick lief etwas Kleines zwischen seinen Beinen hindurch. Er schaute zum
Tor, erahnte aber nur eine dunkle Silhouette, die der Nebel verschluckte. Er
drehte sich um und sah Hwarfs reglose Gestalt auf der Brücke. „Alarm!“, rief
er.
     
     

Kapitel 13
    Von all dem
ahnte Socke nichts. Was gut war. Er hätte sich nur furchtbar aufgeregt. Er war
allein auf dem Plateau zurückgeblieben. Unentschlossen hatte er da gestanden,
mit

Weitere Kostenlose Bücher