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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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ihrer Freundin zum Wochenende hinauskam. Ich war bereits dabei, meine Tochter zu verraten. Aber sie hatte mich doch schließlich zuerst verraten.
    »Ja also«, sagte Steffi zögernd, »dann am Sonntag …?« Plötzlich hatte ich eine bessere Idee.
    »Nein«, sagte ich, »wie wär's mit Freitag abend. Oder arbeiten Sie Samstag?«
    »Nein.«
    »Prima. Morgen ist Donnerstag, ich habe sowieso in der Stadt noch zu tun, da fahren wir Freitag zusammen hinaus. Was halten Sie davon?«
    »Wenn Sie meinen …«
    »Ich meine! Und wie ich meine.«
    Wir machten noch aus, daß ich sie im Büro anrufen würde, dann küßte ich ihr die Hand, und sie verschwand im Haus. Die Haustür machte leise bum, und ich stand allein auf der nachtstillen Straße.
    Ich schob die Hände in die Taschen und setzte mich langsam in Bewegung. Und wie immer, wenn ich zufrieden bin, pfiff ich leise vor mich hin. Sehr schön. Freitag abend würde ich zusammen mit Steffi ins Waldhaus fahren. Nicht allein diesmal. Für einen Abend und zwei Tage würde ich Gesellschaft haben. Eine reizende Gesellschaft.
    Wenn nicht … ich blieb plötzlich stehen. Wenn sie sich nicht morgen oder übermorgen doch noch mit diesem blödsinnigen Eberhard versöhnen würde.

Noch nicht
    Meine Bedenken waren durchaus berechtigt. Als ich Steffi am Freitag vormittag anrief, teilte sie mir mit, daß es ihr sehr leid täte, aber sie könne nicht mit mir fahren.
    »Aha«, sagte ich.
    »Was heißt aha?« fragte sie zurück.
    »Demnach ist alles wieder in Butter.«
    »Nicht, was Sie denken. Nein, Tante Josefa ist krank. Sie liegt in der Klinik. Wissen Sie, ich habe Ihnen doch von ihr erzählt. Ich muß sie heute abend besuchen, und da könnte ich den Zug nicht mehr erreichen.«
    »So.«
    »Glauben Sie mir etwa nicht?« fragte sie zurück.
    Ich zögerte mit der Antwort. Nein, ich glaubte ihr nicht. Die Krankheit von Tante Josefa war eine faule Ausrede. Wahrscheinlich saß der wunderbare Eberhard gleich neben dem Telefon und grinste sich eins.
    »Ich wünsche Ihrer Tante gute Besserung«, sagte ich steif.
    »Hören Sie, Herr Schmitt, seien Sie nicht albern. Sie ist wirklich krank. Ich kann nicht einfach wegfahren, ohne mich um sie zu kümmern. Es wäre eine Gemeinheit. Verstehen Sie denn das nicht?«
    »Doch.«
    Ich glaubte ihr kein Wort.
    Sie schien es zu merken. »Eigentlich sollte ich mich ärgern, daß Sie mich für eine Schwindlerin halten«, sagte sie ein wenig böse. »Ich kann jetzt nicht reden. Ich bin zwar im Moment allein, aber es kann jeden Augenblick jemand kommen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wie wäre es, wenn ich morgen abend hinauskäme?«
    Tat ich ihr am Ende unrecht?
    »Warum dann nicht morgen vormittag?« schlug ich vor. »Da bleibe ich eben heute nacht noch in der Stadt, und wir fahren morgen zusammen mit dem Zug um halb elf.« Na, nun würde es sich ja zeigen, ob sie wollte oder nicht.
    »Gut«, rief sie. »So können wir es machen.«
    Ich freute mich, sagte ihr auch noch die genaue Abfahrtszeit, und wir verabredeten uns am Bahnhof.
    Muni war sehr überrascht, daß ich noch eine Nacht bei ihr blieb. Und neugierig natürlich auch. Es blieb mir nichts anderes übrig, als ihr ungefähr zu erzählen, was vorging.
    »Muß das sein?« fragte sie ein wenig pikiert. »Eben bist du die andere losgeworden, und jetzt fängst du schon wieder so eine Geschichte an.«
    »Ich fange gar nicht ›so eine Geschichte‹ an«, erwiderte ich ein wenig ärgerlich. »Und nimm bitte zur Kenntnis, daß ich nicht die Absicht habe, den Rest meines Lebens als Eremit zu verbringen.«
    »So?« fragte sie spitz. »Das ist mir neu. Ich dachte gerade, das hättest du vor.«
    »Nein.«
    »Nein? Na bitte, du wirst ja sehen, was du dir da wieder zusammenrührst.«
    Mütter sind was Liebes. Aber auf diesem Gebiet nun mal eben nicht ansprechbar. Um weiteren Gesprächen über meine zukünftigen Abenteuer auszuweichen, lud ich Muni abermals ins Kino ein, was in meine Kasse ein großes Loch riß, aber damit brachten wir den Freitag abend mit einigem Anstand hinter uns.
    Und Samstag vormittag, o Wunder, kletterte Steffi wirklich mit mir in den Zug nach Tanning.
    Sie hatte ein kleines Köfferchen dabei und eine große prallgefüllte Einkaufstasche.
    »Was haben Sie denn da alles drin?« fragte ich.
    »Ich habe eingekauft«, sagte sie vergnügt. »Schließlich müssen Sie auch mal was anderes bekommen als Rühreier.«
    Sie hatte eingekauft! Das enthob mich verschiedener Sorgen, denn ich war mit meinem Geld

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