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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Kind also nie gesehen?«
    »Nein.«
    »Gab es einen Lehrer, zu dem sie mehr Kontakt hatte als zu den anderen?«
    »Ich erinnere mich nicht so genau … den meisten Kontakt hatte sie natürlich zu den Lehrern unseres Hauptfachs, Landeskunde der Entwicklungsländer. Aber mir fällt keiner im Besonderen ein.«
    »Wie war denn das Verhältnis von Schülern und Lehrern?«
    »Gut. Den Lehrkräften an der Tärna Folkhögskola waren ihre Ideale wichtiger als ihre Karriere. Der Umgang zwischen Lehrern und Schülern war sehr familiär. Meiner Meinung nach ging das manchmal etwas zu weit. Einige Lehrer flirteten zu viel. Nicht mit mir, ich war zu dick, aber mit den anderen.«
    Mikaela Andersson lachte.
    »Haben sie auch mit Ylva geflirtet?«
    »Klar, sie war sehr beliebt.«
    »Erinnern Sie sich noch an Namen? Von Lehrern, die eventuell etwas zu weit gegangen sind?«
    Mikaela Andersson schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur noch, dass es mir auffiel. Eine Hand auf dem Arm oder auf der Schulter, Zweideutigkeiten. Sie wissen schon. Manchmal liegt das einfach in der Luft.«
    »Sie haben damals bei der Vernehmung erwähnt, Ylva hätte einen großen blauen Fleck auf dem Arm gehabt. Sie hat behauptet, gestürzt zu sein. Glauben Sie, dass sie die Wahrheit gesagt hat?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich habe damals nicht weiter darüber nachgedacht. Erst später habe ich mir Gedanken gemacht, ob jemand sie misshandelt haben könnte. Aber das war viel später, und da war sie bereits tot.«

22. KAPITEL
    Es hatte während der gesamten Überfahrt gestürmt. Kari war an Deck gegangen und hatte sich übergeben. Sie war nicht einmal fähig gewesen, die grandiosen Felsen zu bewundern, die immer imposanter wurden, je näher sie den Inseln kamen.
    Es war eine schlechte Nacht gewesen, und Karis Seekrankheit trug nicht unbedingt dazu bei, die Stimmung zu heben, als sie in Svolvsær das Schiff verließen. »Ich habe gehört, dass man etwas essen soll, wenn einem schlecht ist«, sagte Robert vorsichtig. Kari öffnete die Beifahrertür und begann zu würgen. »So geht das nicht«, murmelte Robert. Er beugte sich über die zusammengekrümmte Kari und zog die Autotür wieder zu. Zärtlich strich er über ihr Haar. Dann ging er zum Fahrkartenschalter im Hafen. Kari legte ihren Kopf zwischen die Knie. Robert kam rasch wieder zurück, startete den Motor und fuhr wortlos weiter.
     
    Eine Stunde und fünfzehn Minuten später lag Kari in einem frischgemachten Bett. »Wo sind wir?«, fragte sie.
    »In der Jugendherberge in Svol-was-auch-immer«, erwiderte Robert.
    »Versuch ein wenig zu schlafen, ich gehe so lange duschen. Danach besorge ich uns was zu essen.«
    »Pass auf, dass dich niemand erwischt«, sagte Kari.
     
    Am frühen Abend gingen sie ins Hafenviertel hinunter. Kari hängte sich bei Robert ein. »Danke«, sagte sie. Robert fühlte sich wie ein König.
    Die Restaurants und Pubs füllten sich allmählich. Robert überlegte, ob sie sich wohl ein Bier leisten konnten. »Warte«, sagte er und verschwand in einer Kneipe, die aussah wie ein umgebauter Lagerschuppen.
    Er schüttelte den Kopf, als er wieder herauskam. »Ein Bier kostet umgerechnet siebzig schwedische Kronen«, sagte er.
    »Die sind ja vollkommen verrückt.«
    »Wir teilen uns eins«, sagte Kari und zog ihn am Arm. »Na komm schon.«
    »Jetzt geht’s schon wieder besser«, freute sich Kari, als sie mit dem Glas zwischen sich dasaßen. »Obwohl es noch ganz schön lange unter den Füßen geschaukelt hat.«
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Robert. »Wie beginnen wir mit der Suche?«
    »Du hast gesagt, dass es Papiere über mich geben müsste, genau wie über dich.«
    »Wo haben sie dich gefunden?«
    »Auf der Treppe vor dem Haus meiner Adoptiveltern.«
    »Und wo lag das Haus?«
    »In einem Ort namens Flakstad. An das Haus kann ich mich kaum erinnern, aber so hieß der Ort.«
    »Dann lass uns hinfahren. Vielleicht finden wir jemanden, der sich an deine Adoptiveltern erinnern kann. Dein Vater war doch Norweger, oder?«
    »Ja.«
    »Hat er hier Verwandte?«
    »Weiß ich nicht. Vielleicht.«
    »Na, das müssen wir dann auch erfragen.«
     
    Sie tranken das Bier. Ganz langsam, denn vielleicht mussten sie gehen, wenn das Glas leer war.
    »Ich habe Angst, Robert«, sagte Kari.
    »Warum denn?«
    »Stell dir vor, ich finde etwas heraus, wovon ich gar nichts wissen möchte.«
    »Was sollte das denn sein? Ich meine, was wäre dir denn unangenehm?«
    »Ich weiß nicht … warum haben sie mich

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