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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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neigte und in welcher Geschwindigkeit und welchem Muster er mit den Fingern wackelte.
    Harry führte die Bindung, die zwischen ihnen beiden entstanden war, auf einen ganz einfachen Sachverhalt zurück: Bedürfnis. Geiger hatte ihm aus Gründen, die Harry nicht verstand, einen wichtigen Aspekt seines Lebens anvertraut, und Harry hatte es auf sich genommen, Geiger mit dem leeren Zentrum seiner Existenz zu dienen. Ihre Partnerschaft war sehr merkwürdig – an den Hüften zusammengewachsen wie siamesische Zwillinge, waren ihre Köpfe Lichtjahre voneinander entfernt.
    Richard Halls Antrag ging weiter:
    Fragliche Person ist David Matheson. Er ist 34 und wohnt 64 West 75th Street. Seine Sozialversicherungsnummer lautet 397-11-6047. Ich halte ihn unter Beobachtung und wäre in der Lage, ihn zu »liefern«, was, wie man mir sagte, zum Ablauf gehört. Es ist wahrscheinlich, dass Matheson einen Käufer hatte, bevor er den Diebstahl beging, daher ist in dieser Sache Schnelligkeit entscheidend. Ich bin befugt, Ihnen zusätzliche 200.000 Dollar zu zahlen, sollten Sie Informationen erhalten, die zur Wiederbeschaffung des Gemäldes führen. Bitte setzen Sie sich bis heute 14 Uhr mit mir in Verbindung. Höre ich nichts von Ihnen, suche ich mir jemand anderes.
    Mit freundlichen Grüßen
    Richard Hall
    Geiger legte das erste Blatt weg. Harry grinste.
    »Nicht schlecht, was? Machst du einen Asap?«
    »Eins nach dem anderen, Harry. Wir haben unsere Methoden.«
    Harry nickte und unterdrückte einen Rülpser.
    Die anderen Seiten enthielten Nachforschungen über den Jones und über Richard Hall. Harry war auf ein Dutzend Goldadern gestoßen, wie er es gern nannte, als er über David Matheson recherchiert hatte: Bachelor in Politologie, Master in Kunstgeschichte; zehn Jahre Berufserfahrung als Kunstsachverständiger und -einkäufer. Matheson stand in Griechenland und Ägypten auf Überwachungslisten, weil er sich mit Personen getroffen hatte, die des Schwarzmarkthandels mit Antiquitäten verdächtigt wurden. Er wohnte seit dreizehn Jahren in New York und war geschieden; sein Sohn, sein einziges Kind, lebte bei der Mutter in Kalifornien.
    Von Hall hatte Harry nur Geburtsdatum und Sozialversicherungsnummer gefunden, außerdem eine ehrenhafte Entlassung aus der Nationalgarde 1996 und dreizehn Jahre Sozialabgaben von Elite Service Inc., einer Detektivagentur aus Philadelphia.
    Rita, die Kellnerin mit dem platinblonden Haar, von der sie oft bedient wurden, kam mit ihrer Kaffeekanne. Sie wusste, dass sie Geiger gar nicht anzusprechen brauchte. Bei ihm war es immer das Gleiche: schwarzer Kaffee, zweimal nachfüllen, kaum je ein Wort. Manchmal sah er ihr in die Augen, aber in seinem Blick lag kein Wunsch nach Kontakt. Zuerst hatte Rita sein Verhalten als Ablehnung aufgefasst, doch mit der Zeit war ihr klar geworden, dass dies eine Fehleinschätzung war: Sie hatte Geigers Mangel an Wärme als das Vorhandensein des Gegenteils interpretiert; tatsächlich gab es bei ihm überhaupt kein Gefühl.
    Rita zog seine Tasse zu sich, schenkte ein und schob sie zurück. Dann blickte sie Harry an.
    »Schatz?«
    Harry winkte ab. »Bin über meinem Limit, Rita, und ich zahle schon den Preis dafür.«
    »Möchtest du das Übliche, Harry?«
    »Heute nicht, Süße.«
    Rita ging weiter. Geiger legte die Blätter in die Mappe zurück.
    »Was hältst du davon?«, fragte Harry.
    »Nicht viel Material.«
    Harry verzog das Gesicht. »Ich hatte nicht viel Zeit.«
    »Ich habe nicht deine Arbeit kritisiert, Harry«, erwiderte Geiger.
    Harry nickte. Geigers Worte hatten keinen negativen Unterton besessen; so war es nie. Geigers Art, eine Tatsache neutral festzustellen, war wie ein akustischer Rorschachtest: Je nach Stimmung hörte Harry, was er hören wollte, oder was nicht. Manchmal trieb es ihn schier in den Wahnsinn.
    »Die Chancen stehen gut, dass Halls Klient das Gemälde illegal erworben hat«, sagte Geiger. »Deshalb will er nicht zur Polizei gehen.«
    »Der Gedanke ist mir auch gekommen. Spielt für uns aber keine Rolle, oder?«
    »Hast du nachgesehen, ob in den vergangenen fünfzig Jahren de Koonings gestohlen wurden, ohne wieder aufzutauchen?«
    »Ja. Zwei. 1979 und 1983.«
    Geigers Finger tanzten auf der Tischplatte.
    »Harry … Selbst wenn ich Hall die Informationen beschaffe, die er haben will, werden wir nie erfahren, ob sein Klient das Gemälde zurückbekommt. Die zweihunderttausend Dollar bekommen wir nie zu sehen.«
    »Wir könnten eine Bedingung stellen.

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