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Der Spion, der aus der Kälte kam

Titel: Der Spion, der aus der Kälte kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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die ich bei der Bank hinterlegen mußte, hatte mir die Direktion mitgegeben. Wie es dann weiterging, kann ich nur vermuten, aber wahrscheinlich wurde dem Agenten das Kontobuch gegeben und ein falscher Paß, den er auf der Bank vorzeigte, wenn er das Geld abholte. Alles, was ich wußte, war der Deckname.« Er hörte sich selbst reden, und alles klang auf eine lächerliche Art unglaubwürdig.
    »War dies das übliche Verfahren?«
    »Nein. Es war eine spezielle Zahlung. Diese Aktion umfaßte eine ganze Liste von Zahlungen.«
    »Wieso?«
    »Die Aktion hatte einen Codenamen, der nur sehr wenigen Menschen bekannt war.«
    »Wie war der Codename?«
    »Ich sagte es Ihnen schon - ›Rollstein‹. Die Operation umfaßte unregelmäßige Zahlungen in verschiedenen Währungen in verschiedenen Hauptstädten im Gesamtwert von zehntausend Dollar.«
    »Immer in Hauptstädten?«
    »Soviel ich weiß. Ich kann mich erinnern, in den Akten gelesen zu haben, dass es andere ›Rollstein‹-Zahlungen gegeben hatte, bevor ich zu der Abteilung kam, aber in diesen Fällen veranlaßte die Bankabteilung unseren ständigen Mann dort, die Sache abzuwickeln.«
    »Diese anderen Zahlungen, die stattfanden, bevor Sie kamen: Wo wurden die gemacht?«
    »Eine in Oslo. Ich kann mich nicht erinnern, wo die andere gemacht wurde.«
    »Benützte der Agent immer denselben Decknamen?«
    »Nein. Das war eine weitere Sicherheitsmaßnahme. Ich hörte später, dass wir die ganze Technik den Russen abgeschaut hätten. Es war das durchdachteste Zahlungssystem, das mir je untergekommen ist. Auch ich verwendete auf jeder Reise einen anderen Decknamen und selbstverständlich einen anderen Paß.« Diese Mitteilung würde Peters freuen und ihm helfen, die Lücken zu schließen.
    »Diese falschen Pässe, die der Agent bekam, damit er das Geld abheben konnte: Wußten Sie irgend etwas darüber? Wie sie ausgestellt und verschickt wurden?«
    »Nein. Nur, dass sie für das Land, in dem das Geld deponiert war, Visa haben mußten. Und Einreisestempel.«
    »Einreisestempel?«
    »Ja. Ich nehme an, dass die Pässe nie an der Grenze gebraucht wurden - dass sie nur bei der Bank als Ausweis vorgezeigt wurden. Der Agent muß mit seinem Paß ganz legal in das Land, in dem die Bank war, eingereist sein. Den falschen Paß wies er nur bei der Bank vor. Das ist jedenfalls meine Vermutung.«
    »Ist Ihnen der Grund bekannt, warum frühere Zahlungen von Ihren örtlichen Beauftragten gemacht wurden und spätere Zahlungen durch jemanden, der aus London kam?«
    »Ich weiß den Grund. Ich fragte die Frauen der Bankabteilung, Thursday und Friday. Der Chef fürchtete, dass …«
    »Der Chef? Wollen Sie damit sagen, dass der Chef selbst den Fall bearbeitete?«
    »Ja, das hat er. Er fürchtete, dass unser ständiger Mann dort auf der Bank erkannt werden könnte. Deshalb gebrauchte er einen Briefträger: mich.«
    »Wann machten Sie Ihre Reisen?«
    »Kopenhagen am 15. Juni. Ich flog noch in derselben Nacht zurück. Helsinki Ende September. Ich blieb zwei Nächte dort und: flog um den 28. herum zurück. Ich habe mich in Helsinki ganz gut amüsiert.« Er grinste, aber Peters nahm keine Notiz davon.
    »Und die anderen Zahlungen - wann wurden die gemacht?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, tut mir leid.«
    »Aber eine war ganz bestimmt in Oslo?«
    »Ja, eine war in Oslo.«
    »Welcher Zeitraum lag zwischen den beiden ersten Zahlungen, den Zahlungen, die durch den jeweiligen ständigen Mann gemacht wurden?«
    »Ich weiß nicht. Kein langer, glaube ich. Ein Monat vielleicht. Vielleicht auch etwas mehr.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass der Agent schon einige Zeit gearbeitet hatte, bevor die erste Zahlung gemacht wurde? Ging das aus dem Akt hervor?«
    »Keine Ahnung. Im Akt war nur die Tatsache der Zahlungen vermerkt. Erste Zahlung Anfang neunundfünfzig. Kein anderes Datum. Das ist das Prinzip, nach dem vorgegangen wird, wenn es sich um eine begrenzte Zahl von Empfängern handelt. Verschiedene Akten befassen sich mit den verschiedensten Einzelheiten eines einzigen Falles. Nur jemand, der den Hauptakt hat, wäre imstande, alles zusammenzufügen.«
    Peters schrieb jetzt die ganze Zeit. Leamas nahm an, dass irgendwo im Räume versteckt ein Tonbandgerät lief, dessen Übertragung ins Manuskript aber Zeit erforderte. Was Peters jetzt aufschrieb, war sicherlich das Rohmaterial für das abendliche Telegramm nach Moskau. Darüber hinaus werden die Mädchen in der russischen Botschaft in Den Haag die ganze Nacht damit

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