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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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trinken«, schlug Desdemona mühsam beherrscht vor und klingelte nach weiteren Tassen.
    Maxima setzte sich ihrer Tante gegenüber.
    »Warum hast du dir Sorgen um mich gemacht, Tante Desdemona? Hat dir Onkel Cletus geschrieben?«
    »Ich traf kurz nach deinem Verschwinden auf Chanleigh ein. Cletus und Althea räumten ein, daß du sie unerwartet verlassen und vermutlich nur wenig Geld hättest. Daraus folgerte ich, daß du möglicherweise vorhattest, zu Fuß nach London zu kommen.«
    Die Tassen wurden gebracht und Desdemona goß den Neuankömmlingen Kaffee ein. Dann fuhr sie fort: »Eine junge unbegleitete Frau, die ein ihr fremdes Land voller Ganoven, Schurken – und der Himmel mag wissen, was noch – durchwandern will… selbstverständlich habe ich mir Sorgen gemacht. Also beschloß ich, dir nachzufahren.«
    »Das war zwar sehr lieb von dir, aber diese Anstrengung hättest du dir sparen können.«
    Maxies große braune Augen zeigten leichtes Erstaunen darüber, daß jemand so besorgt sein konnte. »Es war eine angenehme, sehr interessante Reise, auf der sich nichts Nennenswertes ereignet hat.«
    Lord Robert verschluckte sich fast an seinem Kaffee. Maxima warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Ihr Begleiter nahm eine unglaubwürdige Unschuldsmiene an und wandte sich an seinen Bruder. »Und wie kommst du ins Spiel, Giles?«
    »Lady ROSS wurde berichtet, daß ihre Nichte unter Anwendung von Zwang durch meinen
    Schürzenjäger-Bruder entführt worden sei«, lautete die Antwort.
    Lord Roberts Brauen stiegen in die Höhe.
    »Schürzenjäger, Giles? Habe ich das nach meinen untadeligen Monaten in Yorkshire wirklich verdient?«
    »So haben es mir die Dorfbewohner erzählt«, erklärte Desdemona ausgesprochen schmallippig.

    »Also begab ich mich nach Wolverhampton, um ein paar Nachforschungen anzustellen.«
    »Lady ROSS wird der Wirklichkeit nicht ganz gerecht«, verkündete der Marquis fröhlich. »In Wahrheit ist sie wie eine Rachegöttin in mein Arbeitszimmer gestürmt, schleuderte mir ihren Schirm entgegen und beschuldigte dich in absentia aller denkbaren Verbrechen und moralischer Verkommenheit, bedrohte mich mit der Machtfülle der Gesetze und rauschte wieder hinaus.« Unter den interessierten Blicken ihrer Nichte und Lord Roberts tief errötend warf Desdemona dem Marquis einem tadelnden Blick zu. Sie war an diesem Tag vielleicht ein wenig unbeherrscht gewesen, aber es war ungemein unfein von ihm, das jetzt zu erwähnen.
    »Schürzenjäger und moralisch verkommen?« Lord Robert sah seine Gastgeberin mitfühlend an. »Als Sie das hörten, blieb Ihnen natürlich keine andere Wahl, als den Versuch zu unternehmen, Ihre bedauernswerte Nichte aus meinen Fängen zu retten.«
    Seine Erklärung brachte ihm ein vielsagendes Schnaufen von Maxima ein. »Deine Befürchtungen waren verständlich, aber absolut unnötig, liebe Tante. Lord Robert bestand ausschließlich aus Gründen meiner Sicherheit darauf, mich zu begleiten.« Eine Spur von gerechter Empörung war in ihrer Stimme unüberhörbar. »Wie du hielt er mich für hoffnungslos unfähig, London auch lebend zu erreichen.«
    Lord Robert lächelte sie unübersehbar zärtlich an.
    »Diese Fehleinschätzung hielt nicht lange an, Maxie.«

    »Maxie?« entfuhr es Desdemona. »Was für ein abscheulicher ›Kosename‹!«
    Ihre Nichte sträubte empört das Gefieder. »So hat mich mein Vater genannt, Tante Desdemona, und so habe ich es sehr gern.«
    »Mich hat dein Vater Dizzy genannt, und auch das hat mir nicht besonders gefallen«, entgegnete Desdemona trocken.
    »Dizzy?« erkundigte sich Wolverhampton interessiert.
    Ungerührt fuhr Desdemona fort: »Aber wenn du gern Maxie genannt werden willst, werde ich versuchen, mich daran zu gewöhnen.« Sie betrachtete die zierliche Gestalt ihrer Nichte.
    »Vielleicht solltest du aufhören, mich Tante zu nennen. Uns trennen lediglich ein paar Jahre, und ich habe mich offensichtlich als Tante nicht gerade bewährt. Vielleicht ist es besser, wenn wir einfach versuchen, Freundinnen zu werden.«
    Maxie lächelte scheu. »Das hätte ich sehr gern.«
    Desdemona trank einen Schluck Kaffee und seufzte tief auf. »Es ist ein heikles Thema und wahrscheinlich ein sehr ›tantenhaftes‹, aber ich sorge mich nun einmal um deinen guten Ruf.« Sie warf einen Blick auf Lord Robert. »Zweifellos ist es in Amerika anders, aber du bist dir doch sicherlich dessen bewußt, was in England schicklich ist?« Sie hoffte inständig, nicht deutlicher werden zu

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