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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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unter der Annahme aufzwingt, ich sei eine willfährige Beute.«
    »Nur ein Dummkopf könnte das glauben«, meinte Robin leise.
    Sie lächelte ihn flüchtig an. »Wir hatten eine feste Route durch New England und den Norden des Staates New York. Neben einer Standardauswahl an Büchern konnten wir auch Aufträge der Leute erfüllen.«
    »Faszinierend.« Robin schlang seinen Arm um ihre Taille. »Was führten Sie für gewöhnlich mit sich?«
    »Vor allem das Neue Testament, Bücher mit Predigten und Chorälen, Raubdrucke englischer Buchausgaben. Aber es gab auch anderes. Ein Farmer in Vermont bestellte beispielsweise alljährlich ein philosophisches Werk. Beim nächsten Besuch diskutierten mein Vater und er dann über das Buch, das wir ihm ein Jahr zuvor geliefert hatten. Wir blieben stets zwei Tage bei Mister Johnson. Ich glaube, das war der Höhepunkt seines Jahres.«
    Maxie lächelte. »Hausierer wie mein Vater waren so erfolgreich, daß Verleger ausschließlich für dieses Gewerbe bestimmte Bücher
    herausbrachten.
    Die verlorene Tochter
    beispielsweise, in dem amoralisches Verhalten gegeißelt wird.«
    »In allen Einzelheiten, könnte ich mir vorstellen«, schmunzelte Robin.
    »Genau. Woher sollen die Leute wissen, wie verwerflich ein Verhalten ist, wenn es nicht ausführlich beschrieben wird?« Maxie lachte. »Wir haben Unmengen davon verkauft.«
    Ihre Schilderungen machten Robin deutlich, was für eine erstaunliche Mischung aus Reife und Unschuld Maxie doch war. Was für ein ungewöhnliches Leben sie geführt hatte –
    zwischen zwei Kulturen aufgewachsen, aber zu keiner von beiden wirklich gehörend.
    Zweifelsohne war ihr Vater sehr gebildet und charmant gewesen, und sie hatte ihn angebetet.
    Ähnlich zweifelsfrei stand für ihn fest, daß Max überaus unstet und labil gewesen war. Er hätte jede Summe darauf verwettet, daß sich Maxie um ihre Geschäfte gekümmert und rührend für ihren Vater gesorgt hatte.
    Und dieses Leben hatte eine unabhängige junge Frau hervorgebracht, die sich so perfekt in seine Umarmung fügte. Sie an sich zu drücken, vertrieb mit Sicherheit die Kühle der Nacht, und Robin war auf eine Weise warm, die mit Temperaturen nichts zu tun hatte.
    »Ein interessantes, aber sehr unstetes Leben«, bemerkte er, um sich selbst wieder auf andere Gedanken zu bringen.
    »Oft habe ich mir nichts mehr gewünscht als ein richtiges Zuhause«, gestand sie fast kläglich ein.
    »Den Winter verbrachten wie in Boston, bei einer Witwe, deren Kinder erwachsen waren. Ich war immer froh, dorthin zurückkehren zu können und zu wissen, daß ich für die nächsten Monate ein und dasselbe Dach über dem Kopf hätte. Aber alles in allem war es ein gutes Leben. Wir hatten stets genug zu essen, unendlich viele Bücher und Leute, mit denen wir uns unterhalten konnten.
    Das Dasein als Hausierer entsprach meinem Vater. Er hatte Hummeln in den Füßen.«
    Zumindest schien Maximus Collins ein liebevoller Vater gewesen zu sein, liebevoller jedenfalls als der verstorbene Marquis of Wolverhampton. Auch wenn die Welt ihm nicht zustimmen würde, glaubte Robin doch, daß Maxie mit ihren Eltern mehr Glück gehabt hatte als er mit seinen. »Was hat Sie nach England gebracht?«
    »Max wollte seine Familie wiedersehen. Und er wollte, daß ich sie kennenlerne.«
    »Und dann ist Ihr Vater hier in England gestorben?«
    »Vor zwei Monaten, in London. Sein Gesundheitszustand war nicht gut. Manchmal glaube ich, daß das der eigentliche Grund für seine Rückkehr war: Er wollte, England vor seinem Tod noch einmal sehen.« Einen Moment lang konnte sie nicht weitersprechen. »Er wurde in der Familiengruft in Durham bestattet. Doch dann, als ich gerade beschlossen hatte, nach Amerika zurückzukehren, hörte ich zufällig ein Gespräch zwischen meiner Tante und meinem Onkel mit an.«
    Dann schilderte sie den Inhalt der Unterhaltung, und wie sie beschlossen hatte, nach London zu gehen, um Nachforschungen anzustellen.
    »Und damit komme ich zur Gegenwart«, endete sie. »Eigentlich möchte ich noch nimmer nicht glauben, daß irgendein Geheimnis hinter dem Tod meines Vaters steckt. Und doch scheint die Tatsache, daß mir mein Onkel einen Mann wie Simmons nachschickt, meine schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen. Vielleicht reagiere ich übertrieben, aber sieht es nicht ganz so aus, als wolle er verhindern, daß ich die Wahrheit herausfinde? Was meinen Sie?«
    »Ganz offensichtlich verheimlicht Ihr Onkel irgend etwas«, stimmte Robin zu.

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