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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Marquis abrupt ab. Es vergingen ein paar Sekunden, bis er hinzufügte: »Nur um Ihnen eine Vorstellung von den Leistungen zu geben, die Robin während seiner
    ›entwürdigenden‹ Laufbahn vollbracht hat. Im letzten Jahr hat er einen Coup vereitelt, der darauf abzielte, die Britische Botschaft während der Pariser Friedenskonferenz in die Luft zu sprengen.«
    Desdemona hielt unwillkürlich den Atem an, als sie daran dachte, wie viele Menschen bei einer derartigen Explosion hätten getötet werden können. Sehr wahrscheinlich der Außenminister Castlereagh, unter Umständen sogar Wellington.
    Die politischen Auswirkungen wären katastrophal gewesen – nicht nur für Großbritannien, für ganz Europa.
    Wolverhampton lächelte sparsam. »Sehen Sie jetzt, warum ich erklärte, das müsse vertraulich behandelt werden? Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Ich habe gehört, daß man in Whitehall darüber nachdenkt, ihn für seine Verdienste zum Baron zu ernennen, man weiß nur nicht, welche Gründe man der Öffentlichkeit angeben soll.«
    »Für Spionage geadelt zu werden, wäre auf jeden Fall eine Premiere.«
    »Für Robin nicht. Er hat schon immer ganz neue Wege beschritten. Selbst als Junge konnte er auf verblüffend durchtriebene Weise erfindungsreich sein.« Jetzt lächelte der Marquis wirklich.
    »Beispielsweise war er meines Wissens der einzige Junge, der schon an seinem ersten Schultag Eton wieder verlassen mußte.«
    Desdemona schmunzelte. »Eine recht zweifelhafte Ehre. Wie hat er das fertiggebracht?«
    »Er hat sechs Schafe in das Arbeitszimmer des Direktors geschmuggelt. Keine Ahnung, wie er das geschafft hat. Aber es war eine sehr bewußte Tat, weil er lieber nach Winchester wollte als nach Eton.« Giles lächelte versonnen. »Selbst wenn ihm ein Titel angeboten werden sollte, bin ich mir gar nicht so sicher, daß er ihn annehmen würde.
    Als wir als Jungen im See von Wolverhampton schwammen, bekam ich plötzlich einen Krampf und wäre fast ertrunken. Er hat mich herausgezogen – eine beachtenswerte Leistung angesichts der Tatsache, daß ich doppelt so groß war wie er und wie mit Windmühlenflügeln um mich schlug. Nachdem ich mich wieder ein wenig erholt hatte, wies ich ihn darauf hin, daß er der nächste Marquis of Wolverhampton sein könnte, wenn er mich nicht gerettet hätte.«
    »Und?«
    Seine Augen blitzten vergnügt. »Er erklärte, das nicht werden zu müssen, sei sein Hauptgrund gewesen, mich rauszuziehen.«
    Desdemona biß sich auf die Lippe. »Je mehr ich über Ihren Bruder erfahre, desto liebenswürdiger kommt er mir vor.«
    »Robin ist der charmanteste und schneidigste der ganzen Familie. Und ganz im Gegensatz zu Ihrer Vermutung ist er auch überaus nobel.«
    Desdemona musterte die anziehenden Züge des Marquis mit einem kleinen Lächeln. »Sie scheinen von allen drei Tugenden aber auch ein gerütteltes Maß abbekommen zu haben.«
    Giles starrte sie einen Moment lang an. Tiefe Röte übergoß sein Gesicht. Abrupt stand er auf und trat ans Fenster. Es war das erste Mal, daß sie ihn außer Fassung sah.

    Geschieht ihm ganz recht, dachte Desdemona befriedigt. Mich hat er vom ersten Moment unserer Bekanntschaft an aus der Fassung gebracht. In der Erkenntnis, daß es Zeit war, allzu persönliche Themen zu verlassen, fragte sie:
    »Glauben Sie, daß Simmons und seine Männer unsere Ausreißer inzwischen eingeholt haben?«
    Der bislang flüchtige Blick des Marquis aus dem Fenster wurde konzentrierter. »Möglicherweise.
    Ich sehe da gerade zwei ziemlich ramponierte Gestalten die Straße entlang kommen. Da ich einen von beiden kürzlich in der Gesellschaft von Simmons beobachtet habe, nehme ich an, daß sie kein Glück beim Ergreifen von Robin und Ihrer Nichte hatten.«
    Desdemona trat zu ihm ans Fenster und blickte konsterniert auf die beiden
    zusammengeschlagenen Männer. »Das hat Ihr Bruder getan?«
    »Vermutlich. Als Junge war er klein und fast mädchenhaft hübsch. Der Schrecken englischer Public-Schools war so groß, daß er sich zwischen Kämpfen und Unterwürfigkeit entscheiden mußte.
    Wenn er in Eton geblieben wäre, hätte ich mich um ihn kümmern können, aber so…«
    Wolverhamptons Stimme versickerte.
    »Offensichtlich hat Ihr Bruder für Unterwürfigkeit absolut nichts übrig.« Plötzlich machte sie sich bewußt, wie nahe sie der hochgewachsenen, männlichen Gestalt des Marquis war und trat schnell einen Schritt zur Seite. »Was nun, Mylord?
    Ich bezweifle, daß sie zu den

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