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Der Spitzenkandidat - Roman

Der Spitzenkandidat - Roman

Titel: Der Spitzenkandidat - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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du denn einen Job als PTA – nach der langen Pause?“
    „Wer spricht davon, dass ich in meinen alten Beruf zurückwill. Ich will was ganz anderes machen, was Kreatives, was mit Werbung.“
    „Aha.“
    „Ich werde an einem Wiedereingliederungsprogramm für Berufsrückkehrerinnen teilnehmen. Ich habe mich schon schlau gemacht. Klingt superinteressant. Es dauert sechs Monate und das Land bezahlt alles. Und dann helfen die einem auch noch bei der Jobsuche. In Hannover gibt es ja Werbeagenturen in Hülle und Fülle.“
    Ja, dachte Verena. Und alle klagen über massive Auftragseinbrüche und wachsende Konkurrenz. Ihre Freundin hatte die Berichte offenbar nicht gelesen, schwärmte von Tätigkeiten, bei denen sie endlich ihre vielen tollen Ideen ausleben könne.
    „Ich denke an Werbetexte und natürlich auch an Kampagnen für Produkte, vielleicht auch für Menschen. Für so einen wie Stein, das hätte mir gefallen. Das liegt mir, habe ich zwar noch nie gemacht, aber ich weiß es einfach.“
    „Mhm.“ Hoffentlich wissen es die Chefs der Werbeagenturen auch, wünschte Verena ihrer Freundin. „Dass ich Anfang vierzig bin und neu einsteige, macht überhaupt nichts, hat die Beraterin von der Frauenberatungsstelle gemeint. Gute Leute würde man immer brauchen.“
    Wie schön, dass es trotz der hohen Arbeitslosenzahlen in der Region und der anhaltenden Eurokrise noch Optimisten gab. Vielleicht stünde ihr etwas mehr Zuversicht auch gut zu Gesicht, dachte Verena. Dann brachte Dagmar das Gespräch auf die Dienstagsdamenrunde des Golfklubs und die neuesten Klatschgeschichten. Verena hörte nur mit halbem Ohr zu, da ihre Gedanken um den Fall Stein kreisten, und war doch dankbar, wenigstens eine Freundin zu haben, die sie an ihrem Geburtstag nicht allein ließ. Später im Bett fiel ihr ein, dass sie Jürgens Rosen im Büro vergessen hatte.

28
Kaum Fortschritte im Mordfall Uwe Stein
    Am Tag drei nach der Ermordung des angehenden Ministerpräsidenten Uwe Stein scheint die Polizei noch im Dunkeln zu tappen. Aus ermittlungstaktischen Gründen gab das LKA Niedersachsen keine weiteren Erklärungen zum Stand der Untersuchung bekannt. Wie aus gut informierten Kreisen zu erfahren war, ist Uwe Stein zuletzt im Schweizerhof beim Dinner mit einem Gast gesehen worden, über dessen Identität die Polizei keine näheren Angaben machte. Auch der Restaurantchef verweigerte jede Stellungnahme. Gäste im Schweizerhof berichteten der Niedersachsenpresse, dass es sich um einen älteren weißhaarigen Herrn gehandelt habe, der zusammen mit dem Politiker das Restaurant gegen halb zehn Uhr abends verlassen habe. Von einem Streit haben die Gäste nichts mitbekommen. Im Gegenteil, sie hatten den Eindruck, dass die beiden sich angeregt unterhielten. Ein Gast, der am Tatabend zu Steins Tisch gegangen war und den Politiker um ein Autogramm gebeten hatte, erzählte der Redaktion, dass die beiden das Gespräch sofort unterbrochen hätten
.
    Ali Hamad, Fahrer des ermordeten Politikers, bestätigte, den Politiker im Schweizerhof abgesetzt zu haben und danach nach Hause gefahren zu sein. Mit wem sein Chef sich getroffen habe, wollte er nicht sagen
.
    Inzwischen war vom Leiter des Institutes für Rechtsmedizin, Professor Zorn, zu erfahren, dass die Obduktion der Leiche überraschende Erkenntnisse gebracht habe. Allerdings sei er von seiner vorgesetzten Dienststelle, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, angewiesen worden, Stillschweigen zu bewahren. Dies habe er zu respektieren. Bei einer Nachfrage in der Pressestelle des Ministeriums verweigerte der Sprecher mit Rücksicht auf die Ermittlungen, nähere Auskünfte
.
    In der Bevölkerung lassen Anteilnahme und Trauer nicht nach. Jeden Tag bilden sich lange Schlangen vor der Parteizentrale der Bürgerpartei mit Bürgern, die sich in das Kondolenzbuch eintragen. Wie Wahlkampfmanager Bernd Wagner erklärte, erhalte die Partei zahllose E-Mails mit Beileidsbekundungen sowie Blumensträuße. Der Parteivorsitzende habe angeordnet, die Blumenspenden an Seniorenheime der Landeshauptstadt weiterzugeben. Dies sei im Sinn des Verstorbenen, für den das Wohl der Menschen im Lande oberste Richtschnur des politischen Handelns gewesen sei
.
    Wie weiter zu erfahren war, werden die Vorstandsgremien der Partei heute in Hannover zusammenkommen, um über die Zukunft der Partei zu beraten. Unterdessen kündigte der Oppositionsführer an, dass seine Partei aus Respekt gegenüber dem Ermordeten mit einer

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