Der Sprung ins Jenseits
Vertreter Indiens zu Wort:
»Was uns besonders interessiert, ist die Tatsache, daß der Fremde aus dem All ein Telepath sein soll. Es fällt uns schwer, an eine solche Möglichkeit zu glauben. Sie sind doch kein Telepath, Dr. Halström? Wenn er aber mit Ihnen in Verbindung trat, so müßten Sie eine derartige Veranlagung besitzen. Was wissen Sie davon?«
»Ich habe bis gestern nicht gewußt, daß ich telepathische Anlagen habe«, erwiderte der Astronom achselzuckend. »Der Fremde erklärte mir, er könne mit jedem Menschen der Erde in Verbindung treten, falls dieser Mensch die neutrale Fühlungnahme anerkenne. Ich nehme an, daß eine telepathische Veranlagung eine gewisse Rolle bei einer solchen Verbindung spielt. Mehr kann ich Ihnen darüber leider nicht sagen. Nur eines noch: Ich spüre Ihre Zweifel, aber sie sind unbegründet. Glauben Sie mir – der Fremde existiert. Das Verschwinden der Satelliten hat es wohl eindeutig bewiesen.«
Der sowjetische Ministerpräsident sagte in sein Mikrophon:
»Angenommen, es wird tatsächlich der Mond des Saturn von uns gefordert, wer soll die Erlaubnis zur Errichtung der Station geben? Wer übernimmt die Verantwortung dafür, daß sich eine fremde Rasse in unserem Sonnensystem ansiedelt? Sicher, sie sind uns überlegen. Das haben sie eindeutig mit dem Diebstahl unserer Satelliten bewiesen. Ist es aber klug, ganz einfach nachzugeben?«
»Ich finde es auf jeden Fall klug«, erklärte Dr. Halström.
Eisiges Schweigen antwortete ihm. Damit war der seltene Fall eingetreten, daß sich die Regierungen der Erde in die gleiche Front der Ablehnung eingegliedert hatten. Endlich einmal waren sie sich einig.
»Eigentlich könnte darüber nur jener entscheiden«, warf der Amerikaner ein, »dem der Saturnmond gehört. Er gehört aber keinem von uns.«
»Oh doch!« widersprach der englische Premier. »Titan gehört uns allen. Er gehört der Menschheit.«
Genau in diesem Augenblick fühlte Halström, wie der Fremde sich ihm näherte. Er spürte den Druck in seinem Gehirn, und dann hörte er die lautlose Stimme zu ihm sagen: »Ich werde durch Ihren Mund zu ihnen sprechen. Sagen Sie ihnen nur, daß von nun an nicht Sie, sondern ich mit ihnen rede.«
»Er ist da!« rief Dr. Halström und sah die neugierigen Blicke der Versammlung auf sich gerichtet. »Was ich von nun an sagen werde, sind nicht meine eigenen Worte, sondern die des außerirdischen Botschafters.«
Er schwieg einige Sekunden und fuhr dann mit unveränderter Stimme fort:
»Ich begrüße Sie als Vertreter der Völker des Planeten, den Sie Erde nennen. Verzeihen Sie mir bitte die vielleicht etwas seltsam anmutende Methode der Kontaktaufnahme, aber es ist mir unmöglich, persönlich bei Ihnen zu erscheinen. Wir müssen unter allen Umständen eine Panik verhindern. Noch nie zuvor in Ihrem Leben sind Sie einem außerirdischen Lebewesen begegnet – wenigstens nicht, soweit Sie sich zurückerinnern können. Ich spreche zu Ihnen durch den Mann, den Sie Dr. Halström nennen. Wenn Sie etwas zu sagen haben, so sprechen Sie. Ich höre mit Dr. Halströms Ohren und ich sehe mit seinen Augen. Ich sehe Sie deutlich vor mir, obwohl Sie mich nicht sehen können.«
Wieder schwieg Dr. Halström. Er begriff nicht ganz, wie das alles vor sich ging. Sein Mund hatte sich bewegt und er hatte Worte gesprochen, die er nicht gedacht hatte. Seine Stimmbänder folgten dem Befehl des unbekannten Telepathen. Die Gedankenimpulse des Fremden hatten völlig von ihm Besitz ergriffen. Er begegnete den neugierigen und erregten Blicken der Anwesenden, und er gab diese Blicke so ruhig als möglich zurück.
Dann sprach er weiter:
»Sie alle sind davon unterrichtet, welche Bitte ich im Namen meiner Zivilisation an Sie richte. Ich kann nur hoffen, daß Sie diese Bitte erfüllen. Für Sie bedeutet die Aufgabe des Mondes, den Sie Titan nennen, keinen Verlust. Seine Atmosphäre ist Gift für Menschen. Wir können jedoch dort frei atmen, da sie die gleiche Zusammensetzung hat wie die Atmosphäre auf meinem Heimatplaneten. Ja, Sie haben eine Frage …«
Dr. Halström nickte dem Ministerpräsidenten der Sowjetunion zu.
»Welches Interesse haben Sie an Titan?« fragte der Russe.
Es dauerte nur wenige Sekunden, dann kam die Antwort.
»Im Umkreis bis zu fünfzig Lichtjahren besitzen wir Stützpunkte in verschiedenen Sonnensystemen. Auch in anderen Systemen haben wir mit Erlaubnis der dort herrschenden Intelligenzen einen Mond leihweise in Besitz genommen. Es geschieht
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