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Der Staubozean

Titel: Der Staubozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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transparentem Kunststoff ersetzt; eine Schicht aus einer klaren, schlüpfrigen Substanz sollte den Staubabtrieb bremsen … zumindest für eine Weile.
    Während das erledigt wurde, ging Desperandum in den Laderaum und öffnete das verborgene Schott. Der Motor, der Sauerstofftank, das Leimfaß und die Batterien wurden an Bord gehievt.
    Desperandum schleppte den Motor in die Körperhöhle des Wals. Drei Männer bohrten von innen ein Loch der Länge nach durch den Schwanz des Ungeheuers. Die Schmiede stellten für Desperandum einen langen Propellerschaft her und steckten ihn durch das Loch. Während sie den Propeller anschweißten, schloß Desperandum die Batterie an und setzte sie in Gang. Der Propeller schnurrte wie eine Kreissäge.
    Befriedigt begann Desperandum an den Flossen zu arbeiten. Sie wurden mit langen Eisenhebeln im Innern des Tiers verbunden. Die Matrosen waren kaum in der Lage, sie von der Stelle zu bewegen, aber Desperandums Körperkraft, unter doppelter Schwerkraft entstanden, erlaubte es ihm, sie fast so gut wie der Wal selbst zu bewegen.
    Desperandum strich alle äußeren Verschlüsse mit Leim ein und machte sie so völlig luftdicht. Mit dem Propellerschaft hatte er einige Probleme, und die Reibung würde die massiven Dichtungen und die Seisinge aus Kunststoff bald zerstören. Aber er schien zufrieden.
    Als wir gemeinsam die Abendmahlzeit vorbereiteten, waren wir beide, Dalusa und ich, geistesabwesend und unruhig. Als ich etwas Fleisch briet, mußte sie zur Seite treten, um den winzigen Spritzern heißen Fetts zu entgehen. Sie nutzte ihre momentane Untätigkeit zu einer Frage.
    »Was macht er, John? Was macht der Kapitän da eigentlich?«
    »Dalusa«, sagte ich, »zuerst konnte ich es nicht glauben, aber jetzt ist es offensichtlich, daß es sich bei dem verdammten Ding um ein Unterseeboot handelt.« Und ich erklärte ihr die Funktion eines U-Boots.
    »Um unter die Oberfläche zu kommen? Wird er es benutzen?«
    »Er hat lange darüber nachgedacht«, antwortete ich, »und ich glaube, er wird mich auffordern, mit ihm zu kommen. Ich bin mir sogar fast sicher.«
    »Ihr? Ihr beide?«
    Ich antwortete aus dem Stegreif: »Irgend jemand muß sich um den alten Knaben kümmern, meinst du nicht auch? Er ist zu sorglos. Warum nicht ich? Ich verstehe ihn, und ich habe keine Angst.«
    »Aber John, es könnte gefährlich sein.«
    »Oh, gewiß«, sagte ich. »Ich selbst hätte es nicht getan. Aber der Kapitän hat sein Herz daran gehängt, und ich bin ihm noch einen Gefallen schuldig, falls er mich fragt.«
    »Du könntest doch getötet werden, John! Was dann?«
    »Das ist bisher noch nie passiert«, sagte ich. Dalusas verwirrte Reaktion zeigte mir, daß sie meinen Witz nicht verstanden hatte. »Es ist ein bißchen riskant«, fuhr ich fort, »aber ich bin ein findiger Typ - schlauer, als der Käpt'n glaubt.«
    »Oh, John, geh nicht! Das Ding, das die beiden Matrosen letzte Nacht holte, kann immer noch da sein. Sag dem Kapitän, er soll nicht gehen!«
    »Welches ›Ding, das die Matrosen holte‹? Dalusa, sei nicht albern. Sie sind über Bord gefallen. Da unten ist nichts.« Ich bedauerte die Worte, sobald ich sie ausgesprochen hatte - sie ließen mich frösteln. Aber Dalusa schien beunruhigt.
    »Ich verstehe die Menschen nicht«, sagte sie. »Aber das ist menschlich, oder? Jemandem zu helfen, der einen braucht, selbst wenn es gefährlich ist - selbst wenn es weh tut?«
    »Ja«, bestätigte ich mit einem weisen Kopfnicken. »Das gehört dazu.«
    »Dann ist es gut, John! Ich kenne das. Ich habe ebenfalls keine Angst. Eines Tages werde ich das auch tun, und dann kannst du stolz auf mich sein - so wie ich stolz auf dich bin, John.«
    »In Ordnung, Schatz«, sagte ich. Ich schnüffelte. »Ich glaube, dein Kuchen brennt an«, sagte ich. Danach sorgte ich dafür, daß wir über ein anderes Thema sprachen.
    Am Abend rief Desperandum mich in seine Kajüte.
    »Jetzt haben wir's, Newhouse!« meinte er aufgeregt. »Ich werde hinabgehen, um es mit eigenen Augen zu sehen! Ich will unmittelbaren Zugang zu den Daten!«
    »Das ist wunderbar, Käpt'n«, sagte ich. »Eine bemerkenswerte Ingenieurleistung. Aber es ist hohl. Wie bringen Sie es zum Sinken?«
    »In diesem Augenblick ist die Mannschaft dabei, Ballast zu laden.«
    »Und wie kommen Sie an die Oberfläche zurück?«
    »Einfach. Wie man ein Flugzeug fliegt. Das ist auch schwerer als das umgebende Medium, verstehen Sie? Und ich habe einen starken Motor.«
    »Und wie kommen Sie

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