Der Steinwandler pyramiden2
es allein zu versuchen, aber ich wollte Isphets Unterstützung.
Jetzt würde ich Laylas zusätzlich dazu bekommen. Ich wußte, daß Isphet sie in der Kunst der Elementisten unterrichtet hatte, und heute abend würde sie zum ersten Mal die Verbindung mit den Soulenai und der Zuflucht im Jenseits erleben.
In den Tiefen des Palastes gab es ein rundes Schwimmbecken.
Ich hatte seine Benutzung vermieden, weil es mich zu sehr an das überdachte Schwimmbecken erinnerte, das Boaz und ich bei der Pyramide benutzt hatten, aber Isphet meinte, wir sollten es jetzt benutzen.
Ich fuhr mir nervös und aufgeregt mit den Fingern durchs Haar. Ich würde Boaz wiedersehen! Nur als Schatten, aber es würde sein Geist, sein ihm eigenes Wesen sein, und das würde mich trösten.
Ein Rascheln, und Isphet und Layla standen vor mir. Isphet war kühl und ruhig, Layla so aufgeregt wie ich, wenn auch aus anderen Gründen. Beide küßten mich, und Isphet streichelte mir mit dem Handrücken über die Wange.
»Bald ist es so weit«, flüsterte sie, »aber jetzt mußt du erst einmal für Layla stark sein. Das ist ihr erstes Mal, und sie hat weder deine noch Boaz’ Fähigkeiten. Sei stark für sie, hilf ihr.«
Isphets Macht brauchte nicht mehr die Hilfe des Metallpulvers. Sie vergewisserte sich, daß Layla und ich ruhig und aufmerksam an ihrer Seite standen, dann beschrieb sie einen Halbkreis mit ihrem Arm.
Das Wasser drehte sich.
Die Aufregung drohte mich zu überwältigen, aber ich beruhigte und sammelte mich, spürte Laylas Aufregung und griff mit meiner Macht nach ihr.
Isphets Hand beschrieb erneut einen Bogen, und im Wasser kreisten die lebhaften Farben.
»Sieh dir die Farben an, Layla. Du spürst sie. Hör ihnen zu… hör zu… fühlst du, wie auch wir ihnen zuhören? Spürst du mich? Und Tirzah?«
»Ja«, flüsterte Layla.
Fühle. Hör zu. Gib dich hin.
Es war so schön, sich den Soulenai hinzugeben. Oh… Ich schloß die Augen, fühlte ihre Macht durch mich hindurchziehen, mich erforschen, berühren, trösten.
Ich atmete aus, dann holte ich wieder tief Luft. Layla zögerte noch kurz, dann gab auch sie nach, und ich teilte ihr Staunen über ihre erste enge Verbindung mit den Soulenai.
Sie wogten durch mich hindurch, aufgeregt, beinahe stürmisch, und ich glaubte, es läge daran, daß es so lange hergewesen war… so lange…
Ich öffnete die Augen und ließ mich von den wirbelnden Farben tiefer in die Umarmung der Soulenai ziehen, fühlte Isphet und Layla an meiner Seite, spürte die Soulenai… schwelgte in ihrer Gegenwart und ihrer Nähe.
Tirzah! Tirzah! Ja, ich bin hier. Tirzah! Was hast du? Ich war traurig, aber jetzt… Nein! Nein! Etwas stimmt nicht. Wo ist Boaz? Wo ist…
Alles in mir war Leid, und sofort hüllte Isphet mich in ihre Macht und hielt meine Verbindung mit den Soulenai aufrecht.
Wo ist Boaz? Hat er das Lied der Frösche nicht verstanden?
Er müßte hier sein! Er müßte…
Ich weinte jetzt, und diesmal berührte mich Isphet körperlich, während sie sich an die Soulenai wandte.
Er hat es verstanden. Aber… wißt ihr denn nicht, was geschehen ist?
Er ist verschwunden.
Und Nzame?, rief ich. Und Nzame? Wo ist er hin? Wohin?
Sie sind beide verschwunden. Wir konnten ihnen nicht dorthin folgen, wo sie hingegangen sind.
In die Unendlichkeit?
Möglicherweise. Wir sind nicht fähig, ihnen dorthin zu folgen.
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, um mich zu beruhigen.
Von der Unendlichkeit zur Zuflucht im jenseits muß es eine schwierige und lange Reise sein.
Vielleicht. Wir hoffen, daß das der Grund ist. Vielleicht kämpfen Boaz und Nzame noch immer in der Unendlichkeit miteinander, und er hatte noch keine Gelegenheit, das Lied der Frösche zu singen.
Und vielleicht war Boaz tot und Nzame…
Isphet bemühte ihre Macht, und wir schauten in die Zuflucht.
Wir sahen nur Aufregung, emporgestreckte Hände, flehentlich blickende Gesichter…
»Es tut mir leid, Isphet«, sagte ich laut. »Aber ich glaube nicht, daß ich noch mehr davon ertragen kann.«
Da verabschiedete sie sich von den Soulenai.
»Tirzah. Die Soulenai haben recht. In der Zuflucht im Jenseits und der Unendlichkeit hat Zeit keine Bedeutung. Boaz könnte noch immer in der Unendlichkeit sein und nicht wissen, daß die Soulenai nach ihm rufen.«
Ich schlug den Blick nieder.
»Layla«, sagte Isphet leise. »Mehr werden wir heute abend nicht machen. Geh zu deinem Vater und berichte ihm, was geschehen ist.«
»Ja.« Layla küßte mich auf
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