Der Steinwandler pyramiden2
wissen.
»Wir kauften eine Überfahrt auf einem kleinen Fischerboot«, sagte sie mit harter Stimme. »Der Kapitän wollte sich etwas dazuverdienen, und so übergab er uns eines Nachts Sklavenhändlern. Sie verkauften uns an die Magier der Pyramide. Wir haben es nie nach Setkoth geschafft.«
»Und dein Gemahl?«
»Er starb im ersten Jahr in Gesholme«, sagte sie. »Während der feuchten Jahreszeit brach oft ein tödliches Fieber aus.«
Zabrze nickte voller Mitgefühl, dann wandte er sich wieder seiner Frau zu und ermunterte sie leise, noch etwas Brot zu essen.
Ich ging zurück zu Boaz. Isphet hatte ihm vor einer Stunde einen betäubenden Kräutertrank gebraut. Eines der wenigen Dinge, die sie beim Verlassen des Wohnhauses in ihre Decke geschlagen und mitgenommen hatte, war ihr Kräutervorrat gewesen. Jetzt schlief er, auch wenn er manchmal etwas murmelte, und seine Haut war aschfahl und naß vor Schweiß.
Ich befühlte seine Stirn. Sie war heiß.
»Bitte Tirzah«, sagte Isphet leise hinter mir. »Im Augenblick können wir nichts mehr für ihn tun. Geh an Deck. Setze dich eine Weile an die frische Luft. Ich passe auf ihn auf.«
Ich nickte, berührte seine Stirn noch einmal und tat, wie sie mir geheißen.
Die Luft am Fluß war kühl und angenehm, und ich genoß den sauberen Geruch und den Anblick, der sich mir bot. Zu beiden Uferseiten erstreckten sich bewässerte Felder, im Schilf regten sich Wasservögel. Fische plätscherten, und ich sah die schattenhafte Gestalt einer der großen Wasserechsen in den Fluß gleiten.
Der Abendgesang der Frösche war sanft und ein wenig zögerlich… als würden sie die Stimmen ihrer versteinerten Kameraden im Norden vermissen.
Hinter uns in bunter Reihe kamen die anderen Schiffe unserer Flotte, und die letzten verloren sich im Zwielicht. Azam war zwei Stunden zuvor in ein kleines Boot geklettert und bahnte sich nun langsam seinen Weg durch die Flotte, fand heraus, wer sich an Bord befand, was jeder mit sich führte, und unterrichtete die Leute über unser Ziel und zweifellos auch darüber, wer uns anführte.
Mir fiel plötzlich Yaqob ein. Er mußte hier irgendwo an Bord sein. Ich sah mich um, dann fragte ich einen der vorbeigehenden Männer. Seinem Aussehen nach ein Sklave – nein, jetzt ein freier Mann, wie ich mich sofort berichtigte. Er zeigte zum Bug, und ich dankte ihm und ging nach vorn, mit langsamen, unsicheren Schritten.
»Yaqob?«
Er saß auf der kleinen Plattform, auf der die Musiker gestanden hatten, als Chad Nezzar am Kai der Pyramide angelegt hatte, und stand bei meinem Näherkommen auf.
»Ja, Tirzah.« Er schaute wieder auf den Fluß hinauf.
Wir standen Seite an Seite, betrachteten den ruhigen Fluß vor uns. Eine Weile lang sagte keiner von uns ein Wort.
»Nun«, brach ich schließlich das unbehagliche Schweigen, »wie es aussieht, sind wir frei, Yaqob. Ich habe mir beinahe nicht vorstellen können, daß wir…«
»Ich habe mir nie vorstellen können, daß du mich eines Tages auf diese Weise hintergehen würdest, Tirzah«, sagte er und schaute mir dabei fest in die Augen. »Ich wußte, daß sich da eine Kluft zwischen uns auftat, aber ich glaubte, das läge nur daran, weil du diese schändliche Rolle als Boaz’ Geliebte spielen mußtest. Aber ich habe dich seit heute morgen beobachtet. Dich genau beobachtet.«
»Ich habe mich in ihn verliebt, Yaqob. Es tut mir leid.«
Oh ihr Götter, wie dumm und abgedroschen das klang.
»Nach allem, was er dir angetan hat? Ich kann einfach nicht glauben, daß du hier stehst und sagst, daß unsere Liebe wegen eines Mannes, der dir solchen Schmerz bereitet hat, der dich umbringen wollte, gestorben ist! Ich verstehe das nicht. Boaz ist…«
»Boaz ist nicht der Mann, der er auf den ersten Blick erscheint. Yaqob, hör mir zu! Hinter seinem Auftreten als Magier verbarg sich ein Mann von solcher Zärtlichkeit, den ich einfach lieben mußte. Ich wollte ihn so sehr befreien, wie du alle deine Freunde aus der Sklaverei befreien wolltest. Yaqob, er ist auch ein Elementist! Er…«
Yaqob wollte das nicht hören und wandte sich ab.
»Yaqob! Du hast nicht verdient, was ich dir angetan habe.
Aber räche dich an mir, nicht an ihm… bitte!«
Er fuhr herum und packte mich an den Schultern. »Ich will keine Rache, Tirzah! Ich will nur dich!« Er beugte sich über mich, aber ich wandte das Gesicht ab, bevor er mich küssen konnte.
»Nein. Nein, es ist vorbei, Yaqob.«
»Ich hätte nie geglaubt, am ersten Tag der Freiheit
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