Der Steinwandler pyramiden2
schlief wieder ein.
»Nun«, sagte Isphet und stand auf. »Es sieht so aus, als seien doch Frösche hier, Boaz.«
Die fünf Bernsteinfrösche planschten im Wasser zu Fetizzas Füßen, dann schwammen sie zur Flußmitte, und wir verloren sie aus den Augen.
An diesem Abend hörten wir ganz leises Quaken aus dem Wasser zu uns aufsteigen, das von den Felsen der Kluft zurückgeworfen wurde.
Am Morgen berichtete ein Kind, das Fetizza beobachtet hatte, daß noch mehr Frösche aus ihrem Maul gekommen seien. Alle bernsteinfarben.
»Elementenmeister sind Elementisten, die gelernt haben, sich der Macht der Elemente zu bedienen«, erklärte Solvadale am Nachmittag, als wir im Wassersaal in dem Halbrund versammelt waren.
Gardar nahm den Faden auf. »Die Elemente, vor allem Edelsteine und Metall, können für die magischen Künste benutzt werden, weil sie noch immer viel von der Energie enthalten, die zu ihrer Erschaffung nötig war. Darum flüstern und schwatzen sie in einem fort. Sie sind genauso lebendig wie wir. Das habt ihr alle schon gefühlt.«
Wir nickten. Boaz hörte mittlerweile das unaufhörliche Schwatzen von Metall, Edelsteinen und Glas genauso gut wie ich. Er hatte den Froschkelch an unser Bett gestellt, und letzte Nacht war ich aufgewacht und hatte ihn dabei ertappt, wie er ganz ruhig dalag, ihn ununterbrochen in den Händen drehte und seinem Lied lauschte.
»Elementenmeister nutzen diese Macht«, fuhr Gardar fort, »um Veränderungen zu bewirken. Boaz, du hast die Macht des Froschkelches dazu verwendet, Fetizza zu erschaffen – die, wie es den Anschein hat, selbst mehr als nur ein bißchen magisch ist. Ihr alle, Boaz eingeschlossen, müßt lernen, diese Macht zu erkennen und euch ihrer zu bedienen. Damit werden wir heute anfangen.«
Während der nächsten drei Wochen lernten wir bei den Weisen an jedem Nachmittag Meditationsübungen. Es waren Übungen, die uns nicht nur mit unserer inneren Kraft in Berührung bringen sollten, sondern auch mit der in den Elementen enthaltenen Energie. Die Übungen schienen leicht zu sein, aber sie kosteten uns viele Stunden harter Arbeit und gelegentlich auch Flüche, bevor wir sie wirklich beherrschten.
Ich wußte, daß Isphet und Yaqob genau wie Boaz und ich jeden Abend Stunden damit verbrachten, weiter daran zu arbeiten, und Boaz und ich gingen oft so erschöpft ins Bett, daß wir zu müde waren, um uns zu lieben.
Aber wir machten Fortschritte. Am Ende der drei Wochen konnten wir unsere innere Kraft berühren, und wir konnten die Macht eines jeden Objektes aus Glas oder Metall mit den Händen ohne sichtliche Anstrengungen spüren. Boaz meinte eines Abends zu mir, es sei so, als könne man in die Seele des Objektes schauen, von dem man vorher lediglich ein Flüstern gehört hatte.
»Ihre Seelen leuchten so hell«, sagte er. »So farbenprächtig wie Regenbogen.«
Ich nickte und bewunderte seine Fähigkeiten. Ich konnte auch etwas davon erkennen, aber es waren nur kurze Augenblicke.
Boaz war mächtig… aber vielleicht sah und fühlte jeder von uns doch etwas anderes.
Als die Weisen davon überzeugt waren, daß wir die Übungen beherrschten, die uns mit der Lebenskraft der Elemente in Berührung brachten, unterrichteten sie uns darin, diese Kraft einzusetzen.
Weitere Übungsstunden, noch mehr Flüche. Verglichen mit dem, was jetzt von uns verlangt wurde, waren die Meditationsübungen einfach gewesen. Wir mußten eins mit dem Objekt in unseren Händen werden, so daß wir beinahe mit seiner Lebenskraft verschmelzen konnten.
»Aber ihr dürft dabei nicht zu weit gehen«, warnte Gardar, »verschmelzt nicht vollständig mit ihm, denn dann würden sich eure und die Seele des Objektes miteinander vereinigen… und euer Körper wird sterben.«
»Und dann hätten wir ein Objekt, vielleicht einen Armreifen, mit der Seele eines Boaz oder einer Isphet«, sagte Solvadale, »und das würde weder uns noch euch nutzen.«
Dieser Unterricht war anstrengend für die Weisen, denn sie konnten nichts praktisch vorführen. Es fehlten ihnen die Fähigkeiten dazu, und sie konnten nicht bis ins letzte Detail verfolgen, was wir taten oder wohin wir gingen. Sie mußten darauf vertrauen, daß wir ihnen folgten.
»Normalerweise würde ein Elementenmeister von einem Elementenmeister ausgebildet«, sagte Xhosm eines Tages zu uns. »Aber ihr habt nur uns. Wir hoffen, daß ihr später auch andere unterrichten könnt.«
»Nimm diese Glaskugel«, sagte Caerfom einmal zu mir, »und mach mit
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