Der Steinwandler pyramiden2
entweder Erfolg haben oder auch nicht. Welches Ende wäre vorzuziehen, Tirzah? Möchtest du lieber, daß Boaz scheitert… und stirbt? Oder soll er lieber siegen… und die Unendlichkeit in meiner Umarmung verbringen?«
Ich fing an zu schluchzen, wand mich, wünschte, ich könnte durch die Felder vor diesem Hohn fortlaufen.
»Ist er ein guter Liebhaber? Sollte ich die Unendlichkeit in seiner Umarmung genießen?«
Und plötzlich waren meine Beine frei, und mein Wunsch wurde mir erfüllt. Ich drehte mich um und rannte, so schnell ich konnte, barfuß durch das weiche Gras.
Nzames Gelächter verfolgte mich. »Was wäre dir lieber, süße Tirzah? Was? Ich werde dafür sorgen, daß es geschieht. Was wünscht du deinem Geliebten? Den Tod? Oder…«
18
Uns blieben nicht einmal mehr diese zwei Tage zur Vorbereitung, denn irgendwie schaffte es Nzame, seinen Steinmännern größere Schnelligkeit zu verleihen, und sie griffen am nächsten Tag gegen Sonnenuntergang an.
Wir wurden eine Stunde vorher gewarnt, denn Nzame konnte ihr Vorrücken nicht völlig verbergen. Ein kurzes, unbehagliches Zögern trat ein, nachdem die Späher ihre schreckliche Nachricht vorgetragen hatten, weil Zabrze und Iraldur einander anstarrten und sich fragten, wer den Befehl übernehmen sollte. Zabrze, dessen Kampf es eigentlich war?
Oder Iraldur, der die Mehrzahl der Männer kommandierte?
Es war Iraldur, der die Sache regelte. »Sagt mir, wie ich meine Männer einsetzen muß, aber beeilt Euch!« fauchte er, und Zabrze gab seine Befehle.
Isphet, Boaz und ich wurden in Iraldurs Zelt verbannt, mit einer Einheit Soldaten zum Schutz. Boaz schäumte, aber Zabrze ließ ihn nicht in die Nähe des Kampfes.
»Du bist zu wichtig, um unter einem umstürzenden Steinkörper zu enden«, sagte er. »Wir haben bereits Yaqob verloren, dabei könnten wir ihn gut gebrauchen. Du wirst hier bleiben. Kiamet! Sorge dafür, daß er es auch tut!«
Mir war ganz schlecht vor Sorge, als ich am Zelteingang stand und zusah, wie er in den Sattel stieg und fortritt.
Zehntausend Steinmänner. Zehntausend!
Ich ließ die Zeltplane zurückfallen, dann wickelte ich Kelch und Buch wieder aus und dann wieder ein und versuchte mich zu beruhigen.
»Ihr werdet sie noch zerbrechen, Hohe Dame«, sagte Holdat leise. Er hatte trotz meiner Proteste angefangen, mich so zu nennen, und ließ sich auch nicht davon abbringen. »Kommt, ich nehme sie.«
»Sei vorsichtig!« Aber er war schon weg.
Um Fetizza machte sich niemand Sorgen. Beim ersten Ruf hatte sie sich in einen unglaublich engen Bodenspalt gezwängt – sie würde selbst dann geschützt sein, wenn ein Steinmann genau auf sie drauftrat.
Die Hündin bereitete mehr Schwierigkeiten. Sie spürte die allgemeine Unruhe und lief allen jaulend zwischen die Beine; als Isphet über sie stolperte, wurde sie aus dem Zelt verbannt.
Boaz schritt auf und ab. »Verdammt!« murmelte er, als wir eine Einheit Berittener vorbeigaloppieren hörten, und er war aus dem Zelt gestürmt, bevor ich etwas sagen oder tun konnte.
»Tirzah!« rief Isphet mir hinterher, aber auch sie war nicht schnell genug, und ich eilte nach draußen in das Chaos.
Iraldur und seine Männer hatten bereits eine genaue Vorstellung davon, was sie tun mußten, um die Steinmänner zu besiegen, aber sie waren von ihnen überrascht worden, bevor sie alle Vorbereitungen getroffen hatten. Jetzt eilten sie umher und versuchten fieberhaft, sich mit allem zu versehen, das sie benutzen konnten, um dicke Steinbeine zum Stolpern bringen zu können. Seile, Lederzügel, selbst Sattelgurte. Viele der Tausende Pferde im Lager waren jetzt frei; andere waren im Einsatz, aber die meisten Männer wollten diesen Kampf zu Fuß bestehen. Kein Pferd würde angesichts eines Steinmannes ruhig bleiben, und ein berittener Soldat würde für wild um sich schlagende Arme zu leicht verwundbar sein.
Zwanzigtausend wild um sich schlagende Arme.
Ich hatte Boaz in dem Durcheinander aus den Augen verloren, und ich bemerkte, daß ich mich viel zu weit von dem Zelt entfernt hatte. Was tat ich da? Ich war eine Närrin.
Plötzlich wurde mir bewußt, daß der Felsboden unter meinen Füßen erbebte.
Die Bewegung von den vielen Menschen um mich herum, versuchte ich mir einzureden. Aber kein menschliches Heer konnte die Erde so erzittern lassen, wie sie es jetzt tat.
Bumm. Bumm. Bumm.
So nah? Wirklich schon so nah? Ich zitterte, dann versuchte ich mich damit zu beruhigen, daß zwanzigtausend Steinfüße eine
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