Der Stierkampf
sich abgestoßen, doch schließlich sagte er:
»Mich würde es sehr interessieren, in welcher Art Sie dabei Reklame machen wollen. Im übrigen möchte ich die Angelegenheit gern noch gründlich überdenken!«
Plötzlich wurde ihm bewußt, daß er unwillkürlich im gleichen Ton wie Miura und ebenso geschäftlich-knapp gesprochen hatte. Das verstimmte ihn leicht. Miura erklärte, er wolle an alle – mit einer Ermäßigung von zwanzig Prozent gekaufen – Karten ein kleines Päckchen Seiryō hängen und damit Kunden werben. Jeder Besucher erhält also ein Seiryō als Gratiszugabe; da der Preis für ein solches Päckchen sieben Yen betrug, bekam jeder außer dem Anrecht, dem Stierkampf zuzusehen, etwas im Wert von sieben Yen: für die Zeitungsfirma offenbar kein ungünstiger Vorschlag.
»Sie kaufen also jede Karte um zwanzig Prozent billiger und geben etwas für sieben Yen dazu. Lohnt sich das denn für Sie?«
»Es wird sich so ziemlich die Waage halten. Viel werde ich ganz sicher nicht daran verdienen …« »Wenn es sich lediglich die Waage hält …« Tsugami blickte Miura scharf an, während ein schmales ironisches Lächeln um seinen Mund zuckte, dann fügte er hinzu:
»Immerhin können Sie so gratis Propaganda für Ihr Seiryō treiben!«
»Ja, das trif für den Fall zu, daß sämtliche Eintrittskarten verkauf werden. Gelingt es jedoch nicht …«, grinste Miura und fuhr fort: »Soweit ich sie nicht verkaufen kann, wird es ein Verlustgeschäf für mich! Na, es ist eben eine Art von Glücksspiel!« Er blickte nur so lange, als er sich mit seinem Feuerzeug eine Zigarette anzündete, nach unten, dann hielt er sein Gesicht wieder stolz gerade. Tsugami vermochte nicht sofort zu entscheiden, ob Miuras Vorschlag tatsächlich günstig für die Zeitung war. Hatten sie mit der Stierkampf-Veranstaltung Erfolg, waren zwanzig Prozent der Gesamteinnahmen von 3,3 Millionen Yen, 660 000 Yen also, von Anfang an verloren. Das war ohne Zweifel verdrießlich. Doch daß mit Sicherheit achtzig Prozent und überdies sofort als Vorauszahlung hereinkamen, war für Tsugami gerade jetzt, da er nicht wußte, wie er die heute von Tashiro geforderten 00 000 Yen aufringen sollte, ungemein verlockend. Allein im gleichen Augenblick, als er die von Miura hingeworfenen, provokanten Worte »Tja, es ist eben eine Art von Glücksspiel!« hörte, stand der Entschluß bei ihm fest. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich kann Ihren Wunsch nicht erfüllen. Falls an alle Besucher Ihr Seiryō verteilt wird, entsteht nur zu leicht der Eindruck, daß der Stierkampf mit dem Kapital Ihrer Firma veranstaltet ist!« »Ah ja …«
Vielleicht täuschte sich Tsugami, aber für einen Augenblick schien aus Miuras Gesicht alles Blut gewichen zu sein. Wie um ihm eine Rettungsleine zuzuwerfen, sagte Tsugami, der jetzt erst seine alte Gelassenheit gegenüber diesem jungen Manne wiedergewann:
»Nun, ich kann Ihnen zwar nicht alle Eintrittskarten abtreten, aber wir könnten uns – falls Sie es wünschen – über die fünfausend RingsidePlätze zu je fünfzig Yen unterhalten!«
»Ringside? Das ist ein heikles Problem!« Vielleicht war Miura klargeworden, was Tsugami empfand, seine Stimme klang jedenfalls nicht wie die eines Mannes, dessen Bitte eben erst abgelehnt worden war, sie besaß einen hochmütigen Ton, als wiese nun er die Bitte seines Partners zurück. »Von der Reklamewirkung her gesehen«, setzte er hinzu, »sind die Besucher der besonders guten, also der Ringside-Plätze, für mich völlig uninteressant. Selbst wenn ich alle Eintrittskarten von Ihnen erhielte, zöge ich die Käufer dieser teuren Plätze von Anfang an nicht in Betracht!« Nach seiner Auffassung hatten sich die Zeiten nach Kriegsende von Grund auf geändert. Der bisherige Mittelstand, dessen Angehörige Lutschmedizinen wie das Seiryō gern mochten, Mittel also, die man ebensogut nehmen wie lassen konnte, war zusammengebrochen. Diese Leute gehörten jetzt zu der Klasse, die Plätze dritter Kategorie kaufe, und die besonders guten RingsidePlätze wurden nunmehr von der neuen Arbeiterklasse eingenommen, die sich für Dinge wie das Seiryō nicht interessierte.
»Tja, was wollen wir machen?«, fuhr Miura fort. »Wenn Sie mir nun lediglich einen Teil der Karten abtreten wollen, könnte ich da nicht die der dritten Kategorie haben?«
»Da käme nun ich in Schwierigkeit! Diese Karten verkaufen sich, nach meiner Überzeugung, gewissermaßen von selbst, es bedarf da keiner Bemühung
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