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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Indianerbrauch bei mäßigem Feuer gebratener Affe, der dann eine verführerische goldgelbe Farbe annimmt, ist ein Gericht, wie man ein schmackhafteres schwerlich finden kann.
    An diesem Abend mußte man sich mit den Bisamschweinen genügen lassen, die unter die drei Piroguen vertheilt wurden. Auch der Sergeant Martial hätte wohl kaum den Antheil, den ihm Jacques Helloch überbrachte, zurückweisen mögen; eine Aufmerksamkeit, wofür Jean diesem seinen Dank aussprach.
    »Wenn unser Landsmann den am Spieße gebratenen Affen rühmt, so betont er nicht minder die guten Seiten das Bisamschweines und versichert sogar, bei seiner Expedition nie etwas Besseres gegessen zu haben…
    – Damit hat er völlig recht, lieber Jean, erwiderte Jacques Helloch, und wenn man solche Affen nicht hat…
    – Dann verzehrt man zur Noth auch Spatzen!« fiel Sergeant Martial ein, der diese Worte gleich einem Danke erachtete.
    Die Bisamschweine, in der Indianersprache Boquiros genannt, sind in der That höchst schmackhaft, selbst der Sergeant Martial mußte das zugeben. Trotzdem erklärte er Jean, er werde fernerhin nur noch von solchen essen, die er mit eigner Hand erlegt habe.
    »Man kann ein derartiges Anerbieten aber doch nicht abschlagen, lieber Onkel… Herr Helloch ist so zuvorkommend…
    – Ja wohl, gar zu zuvorkommend, lieber Neffe! Sapperment, ich bin doch auch noch da! Es mag mir nur ein Bisamschwein in Schußweite kommen, das treffe ich gewiß ebensogut, wie der Herr Helloch!«
    Der junge Mann mußte unwillkürlich lächeln, als er seinem wackern Gefährten die Hand entgegenstreckte.
    »Na, zum Glück, brummte dieser, werden alle diese Höflichkeiten, die mir ganz und gar nicht passen, in San-Fernando aufhören, und ich meine, das ist auch gar nicht zu zeitig«
    Am nächsten Morgen ging es mit Tagesanbruch weiter, als die Passagiere noch unter ihrem Deckhause schliefen. Da der Wind noch immer von Norden her wehte, hofften die Schiffer Valdez, Martos und Parchal, wenn sie frühzeitig aufbrachen, noch denselben Abend in Cariben, etwa vierzig Kilometer unterhalb der Mündung des Meta, anzukommmen.
     

    Zwischen den Franzosen und den Venezuolanern herrschte das beste Einvernehmen. (S. 133)
     
    Der Tag verlief ohne jeden Zwischenfall. Der Wasserstand war noch ziemlich hoch, so daß die Piroguen ohne Schwierigkeiten die oft winkligen Angosturas zwischen den Klippen passieren konnten, die vorzüglich am stromaufgelegenen Ende der Insel Paraguay schroff aufragten. Nach dieser Insel ist auch ein Nebenfluß des rechten Ufers benannt.
    Die Fahrtlinie bildet hier eine Art Raudal (Stromschnelle), wogegen in der trocknen Jahreszeit nicht leicht aufzukommen war. In ihrer Länge steht es jedoch weit hinter den andern Raudals zurück, die die Falcas in der Nähe von Atures, etwa dreißig Lieues vom Anfang des oberen Orinoco an, überwinden sollten. Jetzt brauchte also nichts ausgeladen, nichts zu Fuß weiter befördert zu werden, was so viele Beschwerden und Verzögerungen veranlaßt.
    Das Land am rechten Stromufer bot jetzt einen gegen den früheren so verschiedenen Anblick, wo ungeheure Ebenen sich bis zum Horizont ausdehnten, an dem man gerade noch das Profil von Gebirgszügen erkannte.
    Zwischen deutlich abgegrenzten und eng nebeneinander liegenden Bodenwellen strebten hier isolierte rundliche Hügel empor, Bancos von seltsamem Aufbau – eine orographische Gestaltung, die nach Osten zu in wirkliche Bergketten überging.
    Man glaubte eine Art Ufercordilleren vor sich zu haben, die mit den Ilanos der linken Seite scharf abschnitten. Zwischen jenen Cerros konnte man auch noch die von Carichana unterscheiden, die sich aus dicht bewaldetem, üppig grün erscheinendem Boden erhoben.
    Am Nachmittag – das rechte Ufer erschien jetzt abgeflacht – mußten die Piroguen nach dem linken hinübersteuern, um durch das Raudal von Cariben, die einzige Fahrstraße, die der Strom hier bietet, hinauszusegeln.
    Im Osten dehnten sich die weiten Sandgründe aus, wo früher ein ebenso ergiebiger Schildkrötenfang wie bei la Urbana betrieben worden war. Die ungeregelte, ohne jede Rücksicht fortgesetzte Jagd auf die Chelidonier, von denen die Eingebornen nie genug erlegen konnten, führte aber nach und nach zur völligen Ausrottung der Thiere, mindestens haben sie die Strandgebiete dieses Theiles des Strombeckens gänzlich verlassen. In Folge dessen hat auch das in geringer Entfernung vom Meta, einem der größeren Zuflüsse des Hauptstromes, recht lieblich

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