Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
Vom Netzwerk:
weil sie wusste, was dieser Staub noch vor wenigen Minuten gewesen war. Versuchen Sie nicht, diese Tür zu öffnen, hatte er ihr am Eingang zum Kraftwerk in Atlantis gesagt. Würden Sie versuchen, sie aufzubrechen, die Maschine darin würde zu Schutt zerfallen, lange bevor die Tür nachgäbe. … Versuchen Sie nicht, diese Tür zu öffnen, dachte sie, aber ihr war bewusst, dass das, was sie jetzt sah, die bildliche Verkörperung eines anderen Imperativs war: Versuche nicht, Zwang auf einen Verstand auszuüben.
    Die Männer gingen schweigend rückwärts aus dem Raum und weiter in Richtung der Eingangstür, blieben aber einer nach dem anderen an verschiedenen Stellen im Raum unsicher stehen, als hätte die abfließende Flut sie dort zurückgelassen.
    „Also“, sagte Galt, indem er seinen Mantel nahm und sich dem Anführer zuwandte, „gehen wir.“
    *
    Drei Stockwerke des Hotels Wayne-Falkland waren leer geräumt und in ein Feldlager verwandelt worden. Mit Maschinengewehren bewaffnete Wachposten standen an jeder Ecke der langen, mit Samtteppichen ausgelegten Flure. Wächter mit Bajonetten standen auf den Absätzen der Feuertreppen. Die Aufzugtüren des neunundfünfzigsten, sechzigsten und einundsechzigsten Stockwerks waren mit Vorhängeschlössern verriegelt. Eine Tür und ein Aufzug blieben als einzige Zugänge offen, von Soldaten in voller Kriegsmontur bewacht. Sonderbar anmutende Männer lungerten in den Eingangshallen, Restaurants und Geschäften im Erdgeschoss herum: Ihre Kleidung war zu neu und kostspielig, ein vergeblicher Versuch, die üblichen Gäste des Hotels zu imitieren, denn sie passte den stämmig gebauten Gestalten nicht recht und war überdies an Stellen ausgebeult, an denen die Anzüge von Geschäftsmännern im Gegensatz zu denen bewaffneter Gangster normalerweise nicht ausgebeult sind. Mehrere Wachposten mit Thompson-Maschinengewehren standen an jedem Ein- und Ausgang des Hotels sowie an strategisch wichtigen Fenstern zu den angrenzenden Straßen hin.
    In der Mitte dieses Lagers, im sechzigsten Stock, in der sogenannten königlichen Suite des Hotels Wayne-Falkland, saß inmitten von Satinvorhängen, Kandelabern aus Kristallglas und einer Sammlung von Skulpturen von Sämännern John Galt auf einem Brokatsessel, bekleidet mit Hemd und Hose, ein Bein auf ein samtenes Fußkissen ausgestreckt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und blickte zur Decke.
    In dieser Haltung fand Mr. Thompson ihn vor, als die vier Wachposten, die seit fünf Uhr morgens vor der Tür der königlichen Suite gestanden hatten, sie um elf Uhr öffneten, um Mr. Thompson hineinzulassen, und sie anschließend wieder verschlossen.
    Mr. Thompson verspürte einen Anflug von Unsicherheit, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, seinen Fluchtweg abschnitt und ihn mit dem Gefangenen allein ließ. Doch er besann sich auf die Zeitungsschlagzeilen und Radiostimmen, die seit Sonnenaufgang im ganzen Land verkündeten: „John Galt ist gefunden worden!“, „John Galt ist in New York!“, „John Galt hat sich der Sache des Volkes angeschlossen!“, „John Galt berät sich mit den Führern des Landes und arbeitet auf eine rasche Lösung all unserer Probleme hin!“, und er redete sich ein, dass er daran glaubte.
    „So, so, so!“, sagte er strahlend, als er auf den Sessel zumarschierte. „Sie sind also der junge Bursche, der den ganzen Ärger losgetreten hat. – Oh“, sagte er dann plötzlich, als er von Nahem die dunkelgrünen Augen sah, die ihn beobachteten. „Nun, ich … Ich bin vor Freude, Sie kennenzulernen, ganz aus dem Häuschen, Mr. Galt, ganz aus dem Häuschen.“ Dann fügte er hinzu: „Ich bin Mr. Thompson, wissen Sie.“
    „Guten Tag“, sagte Galt.
    Die ungehobelte Art, in der Mr. Thompson sich auf einen Stuhl fallen ließ, vermittelte eine zwanglose geschäftliche Umgangsform. „Nun, glauben Sie ja nicht, Sie seien in Haft oder dergleichen Unsinn.“ Er zeigte auf das Zimmer. „Dies ist kein Gefängnis, wie Sie sehen. Sie sehen, dass wir Sie gut behandeln werden. Sie sind ein wichtiger Mann, ein äußerst wichtiger Mann – und wir sind uns dessen bewusst. Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause. Bestellen Sie, was Ihnen beliebt. Feuern Sie jeden Lakaien, der nicht pariert. Und wenn Ihnen die Nase irgendeines unserer Militärjungs draußen nicht passt, lassen Sie es uns nur wissen – wir werden postwendend einen anderen an seine Stelle setzen.“ Er hielt erwartungsvoll inne. Er erhielt keine Antwort.
    „Wir haben

Weitere Kostenlose Bücher