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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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nennen?«
    »Sind Sie ein Agent?«
    »Jawohl, das bin ich.
     Und dürfte ich jetzt bitte Ihren Namen erfahren?«
    Ich nannte ihn.
    »Und Ihre Adresse, Mr.
     Samson?«
    Ich nannte sie.
    »Also gut. Wie kann ich
     Ihnen helfen?«
    »Es handelt sich um
     einen Mann, der möchte, daß ich ihm bei einer ziemlich fragwürdigen
     Sache helfe.«
    »Fragwürdig?«
    »Illegal«, sagte
     ich. »Und ich möchte es nicht tun, aber er sagt, er arbeitet für
     das FBI an einem geheimen Projekt.«
    Es entstand eine Pause.
     »Wie alt sind Sie, Mr. Samson?«
    »Vierzig. Warum?«
    Und dann rundheraus: »Sind
     Sie nüchtern?«
    »Und ob ich das bin. Für
     mich hört sich die Sache auch nicht besonders gut an.«
    »Na schön. Weiter.«
    »Er sagt, es handelt
     sich um ein sehr großes, wichtiges, geheimes Projekt. Was ich wissen
     will, ist, wie ich herausfinden kann, ob er mir die Wahrheit sagt.« 
    »Ich kann es Ihnen
     sagen«, sagte der Agent. »Er tut es nicht.«
    »Er ist ziemlich überzeugend.
     Und er hat irgendwelche Ausweise.«
    »FBI-Papiere?«
    »So sieht es aus, aber
     ich weiß nicht, woran ich. erkennen soll, ob die Papiere echt sind.
     Und er hat ein paar Briefe aus Washington. Unterschrieben und alles. Er
     hat sie mir gezeigt.«
    »Wie heißt dieser
     Mann, Mr. Samson?« Die Stimme klang nun ein winziges bißchen
     interessierter.
    »Rush«, sagte
     ich. »P. Henry Rush.« Ich nannte ihm die Adresse auf der
     Roland Road. »Er ist Direktor bei Loftus, hier in Indianapolis.«
    Ich war wohl etwas übereifrig.
     Die Stimme sagte: »Sie hören sich an, als hätten Sie etwas
     gegen diesen Mann, Mr. Samson. Ist das so?«
    »Sehen Sie«,
     sagte ich, »ich versuche lediglich herauszufinden, ob ich ihm
     glauben und meinem Land helfen soll oder ob er nur versucht, mich ziemlich
     weit an der Nase herumzuführen. Er sagt, das Projekt sei zu groß,
     als daß Ihr Büro davon Kenntnis hätte, aber er hat die
     Polizei auf seiner Seite - die glauben ihm.«       
    Mein Agent antwortete nicht
     sofort. Ich wußte jedoch, was das Schweigen mir sagen wollte. Es war
     durchaus möglich, daß das, was ich beschrieb, der Realität
     entsprach. Schließlich sagte er: »Das fängt langsam an,
     sich ziemlich ernst anzuhören, Mr. Samson.«
    »Wissen Sie irgend
     etwas über diesen Mann? Weiß überhaupt jemand etwas? Gibt
     es eine Möglichkeit, das zu überprüfen?«
    »Ich… ich glaube
     nicht, daß es sehr wahrscheinlich ist, daß der Mann für
     uns arbeitet. Wir würden sicher über jede Operation in unserem
     Gebiet Bescheid wissen. Und Sie können versichert sein, daß das
     FBI sich nicht in illegale Aktionen verwickelt. Das überlassen wir
     den Kriminellen.«
    »Irgendwie überzeugen
     Sie mich nicht richtig«, sagte ich.
    »Aber ich glaube, es wäre
     ratsam, der Sache nachzugehen.«
    »Da stimme ich Ihnen zu«,
     sagte ich wahrheitsgemäß.
    »Können Sie jetzt
     in unser Büro kommen? Wo sind Sie, Mr. Samson?«
    Ich war mir nicht sicher, ob
     ich auf der Stelle zum FBI gehen wollte. »Ich bin in Muncie«,
     sagte ich. »Aber ich mache mich gleich auf den Weg.«
    Ein paar Minuten blieb ich in
     der Zelle sitzen und dachte darüber nach, was ich als nächstes
     tun sollte. Dann hielt ich mir die Fakten vor Augen und machte mich für
     die schwere Aufgabe, die vor mir lag, bereit.
    Ich ging zurück zu dem
     Mann hinter der Theke. Er spitzte einen Bleistift an. »Das ist
     bestimmt ein sehr spitzer Bleistift, den Sie da haben.«
    Er blickte zu mir auf. Mein
     Eis am Stiel war weg. Das machte mich wütend. Ich nahm einen
     Zehndollarschein aus meiner Brieftasche. Den legte ich auf die Kasse. Dann
     zeigte ich mit dem Finger auf den Mann, was ziemlich rüde ist. Und
     sagte: »Ich bin ein gefährlicher Verbrecher. Ich werde von der
     Polizei gesucht. Ich will sie anrufen und mich stellen. Geben Sie mir
     Wechselgeld für das Telefon. Geben Sie es mir jetzt.«
    Er zögerte. Dann legte
     er den Bleistift weg und gab mir Wechselgeld. Ich schob ihm die zwei
     Vierteldollar zurück und sagte: »Mehr.«
    »Wenn Sie die Cops
     anrufen wollen, gibt es eine Notfallnummer, und Sie bekommen Ihr
     Zehncentstück zurück.«
    »Vielleicht will ich ja
     auch die Telefonseelsorge anrufen«, sagte ich.
    »Ich wollte ja nur
     helfen.« Das war genau die Art von Hilfe, die ich jetzt schon seit
     einer Woche bekam. Mit den notwendigen Voraussetzungen für zehn
     Ortsgespräche ausgerüstet, ging ich zurück zur
     Telefonzelle. Der erste

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