Der stumme Handlungsreisende
nennen?«
»Sind Sie ein Agent?«
»Jawohl, das bin ich.
Und dürfte ich jetzt bitte Ihren Namen erfahren?«
Ich nannte ihn.
»Und Ihre Adresse, Mr.
Samson?«
Ich nannte sie.
»Also gut. Wie kann ich
Ihnen helfen?«
»Es handelt sich um
einen Mann, der möchte, daß ich ihm bei einer ziemlich fragwürdigen
Sache helfe.«
»Fragwürdig?«
»Illegal«, sagte
ich. »Und ich möchte es nicht tun, aber er sagt, er arbeitet für
das FBI an einem geheimen Projekt.«
Es entstand eine Pause.
»Wie alt sind Sie, Mr. Samson?«
»Vierzig. Warum?«
Und dann rundheraus: »Sind
Sie nüchtern?«
»Und ob ich das bin. Für
mich hört sich die Sache auch nicht besonders gut an.«
»Na schön. Weiter.«
»Er sagt, es handelt
sich um ein sehr großes, wichtiges, geheimes Projekt. Was ich wissen
will, ist, wie ich herausfinden kann, ob er mir die Wahrheit sagt.«
»Ich kann es Ihnen
sagen«, sagte der Agent. »Er tut es nicht.«
»Er ist ziemlich überzeugend.
Und er hat irgendwelche Ausweise.«
»FBI-Papiere?«
»So sieht es aus, aber
ich weiß nicht, woran ich. erkennen soll, ob die Papiere echt sind.
Und er hat ein paar Briefe aus Washington. Unterschrieben und alles. Er
hat sie mir gezeigt.«
»Wie heißt dieser
Mann, Mr. Samson?« Die Stimme klang nun ein winziges bißchen
interessierter.
»Rush«, sagte
ich. »P. Henry Rush.« Ich nannte ihm die Adresse auf der
Roland Road. »Er ist Direktor bei Loftus, hier in Indianapolis.«
Ich war wohl etwas übereifrig.
Die Stimme sagte: »Sie hören sich an, als hätten Sie etwas
gegen diesen Mann, Mr. Samson. Ist das so?«
»Sehen Sie«,
sagte ich, »ich versuche lediglich herauszufinden, ob ich ihm
glauben und meinem Land helfen soll oder ob er nur versucht, mich ziemlich
weit an der Nase herumzuführen. Er sagt, das Projekt sei zu groß,
als daß Ihr Büro davon Kenntnis hätte, aber er hat die
Polizei auf seiner Seite - die glauben ihm.«
Mein Agent antwortete nicht
sofort. Ich wußte jedoch, was das Schweigen mir sagen wollte. Es war
durchaus möglich, daß das, was ich beschrieb, der Realität
entsprach. Schließlich sagte er: »Das fängt langsam an,
sich ziemlich ernst anzuhören, Mr. Samson.«
»Wissen Sie irgend
etwas über diesen Mann? Weiß überhaupt jemand etwas? Gibt
es eine Möglichkeit, das zu überprüfen?«
»Ich… ich glaube
nicht, daß es sehr wahrscheinlich ist, daß der Mann für
uns arbeitet. Wir würden sicher über jede Operation in unserem
Gebiet Bescheid wissen. Und Sie können versichert sein, daß das
FBI sich nicht in illegale Aktionen verwickelt. Das überlassen wir
den Kriminellen.«
»Irgendwie überzeugen
Sie mich nicht richtig«, sagte ich.
»Aber ich glaube, es wäre
ratsam, der Sache nachzugehen.«
»Da stimme ich Ihnen zu«,
sagte ich wahrheitsgemäß.
»Können Sie jetzt
in unser Büro kommen? Wo sind Sie, Mr. Samson?«
Ich war mir nicht sicher, ob
ich auf der Stelle zum FBI gehen wollte. »Ich bin in Muncie«,
sagte ich. »Aber ich mache mich gleich auf den Weg.«
Ein paar Minuten blieb ich in
der Zelle sitzen und dachte darüber nach, was ich als nächstes
tun sollte. Dann hielt ich mir die Fakten vor Augen und machte mich für
die schwere Aufgabe, die vor mir lag, bereit.
Ich ging zurück zu dem
Mann hinter der Theke. Er spitzte einen Bleistift an. »Das ist
bestimmt ein sehr spitzer Bleistift, den Sie da haben.«
Er blickte zu mir auf. Mein
Eis am Stiel war weg. Das machte mich wütend. Ich nahm einen
Zehndollarschein aus meiner Brieftasche. Den legte ich auf die Kasse. Dann
zeigte ich mit dem Finger auf den Mann, was ziemlich rüde ist. Und
sagte: »Ich bin ein gefährlicher Verbrecher. Ich werde von der
Polizei gesucht. Ich will sie anrufen und mich stellen. Geben Sie mir
Wechselgeld für das Telefon. Geben Sie es mir jetzt.«
Er zögerte. Dann legte
er den Bleistift weg und gab mir Wechselgeld. Ich schob ihm die zwei
Vierteldollar zurück und sagte: »Mehr.«
»Wenn Sie die Cops
anrufen wollen, gibt es eine Notfallnummer, und Sie bekommen Ihr
Zehncentstück zurück.«
»Vielleicht will ich ja
auch die Telefonseelsorge anrufen«, sagte ich.
»Ich wollte ja nur
helfen.« Das war genau die Art von Hilfe, die ich jetzt schon seit
einer Woche bekam. Mit den notwendigen Voraussetzungen für zehn
Ortsgespräche ausgerüstet, ging ich zurück zur
Telefonzelle. Der erste
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