Der stumme Handlungsreisende
bewegte. Aber sie ging nicht
hinein. Sie blieb neben der Tür stehen und warf einen Blick auf ihr
Handgelenk. Ich stieg aus und ging den Weg hinauf.
»Mr. Samson?«
fragte die Frau mit gedämpfter Stimme.
»Ja.«
»Hier entlang, bitte.«
Ich folgte ihr in die Richtung, aus der ich sie hatte kommen sehen.
Wir gingen um die Ecke und
kamen an einer Garage vorbei zu einem kleinen Aluminiumwohnwagen, der auf
einem betonierten Untergrund stand. Die Wohnwagenfenster waren hell
erleuchtet, und Mrs. Thomas hielt mir die Tür auf, damit ich
hineingehen konnte. »Ich hätte Ihnen schon am Telefon gesagt,
daß Sie hierher kommen sollen und nicht ins Haus«, stellte sie
fest. »Aber es ist immer so umständlich, das zu erklären.«
Wir setzten uns in zwei
stabile Sessel. Sie war etwa vierzig, schätzte ich, hatte sich aber
schlecht gehalten. Ihr Gesicht hing wie in ledrigen Falten von ihrem
Haaransatz herab.
»Ich komme mir so töricht
vor.«
»Das müssen Sie
nicht«, sagte ich, als würde das irgend etwas ändern.
»Ich nehme an, ich hätte
Sie nicht bitten dürfen, den ganzen Weg hierherzukommen, ohne
eigentlich zu wissen, ob Sie überhaupt etwas für mich tun können.«
Ich bemühte mich nach Kräften,
verständnisvoll auszusehen. »Im Fernsehen kam heute abend
sowieso nichts Gescheites«, sagte ich. »Am Telefon sagten Sie,
Sie hätten ein Problem?«
»Ich… ich…«,
sagte sie. »Ich bin wirklich töricht, nicht wahr?«
»Es ist immer schwer,
einen Anfang zu finden«, kam ich ihr zu Hilfe.
»Oh, ich weiß
durchaus, wo ich anfangen muß«, sagte sie. »Das ist es
nicht. Wissen Sie… meinem Bruder geht es nicht gut. Er liegt jetzt
seit fast sieben Monaten im Entropist Hospital.«
»Das tut mir leid.«
»Ja, hm, mir auch«,
sagte sie.
»Ist er sehr krank?«
»Sehr. Das hat man mir
jedenfalls gesagt. Er hatte einen Arbeitsunfall. Er ist Vertreter für
Loftus Pharmazeutika. Es hat eine Art Explosion in einem Laboratorium
gegeben, und er wurde dabei verletzt.«
»Hört sich so an,
als hätte er ziemliches Pech gehabt. Macht die Gesellschaft
Schwierigkeiten wegen der Arztrechnungen oder wegen der Entschädigung?
Ist das die Art Problem, von der Sie sprechen?«
»O nein, John wird aufs
beste versorgt, da bin ich mir sicher. Er liegt im firmeneigenen Teil des
Krankenhauses, der Loftus-Klinik. Und was die
Entschädigung betrifft, so wird sich wohl seine Frau um diese
Angelegenheiten gekümmert haben. Im Frühjahr habe ich Johns
Rechtsanwalt mehrmals im Haus gesehen.«
»Nun…«,
begann ich ohne bestimmte Absicht.
»Ich möchte John
einfach nur sehen.«
»Ihn sehen?«
»Genau. Die Leute im
Krankenhaus lassen mich nicht zu ihm.«
»Überhaupt nicht?«
»Ich habe es dreimal
versucht. Jedesmal hieß es, daß er keine Besuche haben darf
und daß man es mich wissen lassen werde, wenn die Besuchssperre
aufgehoben wird. Aber das ist bisher nicht passiert. Gestern habe ich
wieder angerufen, aber die Sperre besteht immer noch.« Das Ganze
schien ihr wirklich nahe zu gehen.
»Was für einen
Grund geben die Ärzte an?«
»Sie sagen, sein
Zustand sei so ernst, daß man ihn auf gar keinen Fall dem Risiko
einer Ansteckung aussetzen dürfe.«
»Was für ein
Unfall war das eigentlich? Eine Explosion, sagten Sie?«
»So ist es. Er hatte
Kopfverletzungen.«
»Ich habe nicht viel
Ahnung von diesen Dingen«, sagte ich wahrheitsgemäß.
»Aber daß sterile Bedingungen aufrechterhalten werden müssen,
klingt für mich nicht nach einer Routinebehandlung von Unfallfolgen.«
»Das fand ich auch«,
sagte sie ebenso nachdrücklich wie erleichtert. »Und das ist
auch der Grund, warum ich dachte, daß Sie, jemand wie Sie…«
»Darf seine Frau auch
nicht zu ihm, ich meine, Mrs…?«
»Mein Bruder heißt
Pighee. John Austin Pighee. Der Name seiner Frau ist Linn.«
»Sind Mrs. Pighee die
Besuche bei ihrem Mann ebenfalls untersagt worden?«
»Das weiß ich
nicht«, sagte Mrs. Thomas. »Linn und ich sprechen nicht
miteinander. Obwohl wir beide hier leben…« Sie zeigte mit der
Hand auf das Haus.
»Das Haus gehört
also Ihrem Bruder und seiner Frau.«
»Es gehört meinem
Bruder, ganz recht. Ich habe ihnen früher den Haushalt besorgt, vor
dem Unfall. Aber jetzt geht mich das nichts mehr an.«
»Haben Sie sich
juristischen Rat geholt, Mrs. Thomas?«
»Einmal habe ich mit
Johns
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