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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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bewegte. Aber sie ging nicht
     hinein. Sie blieb neben der Tür stehen und warf einen Blick auf ihr
     Handgelenk. Ich stieg aus und ging den Weg hinauf.
    »Mr. Samson?«
     fragte die Frau mit gedämpfter Stimme.
    »Ja.«
    »Hier entlang, bitte.«
     Ich folgte ihr in die Richtung, aus der ich sie hatte kommen sehen.
    Wir gingen um die Ecke und
     kamen an einer Garage vorbei zu einem kleinen Aluminiumwohnwagen, der auf
     einem betonierten Untergrund stand. Die Wohnwagenfenster waren hell
     erleuchtet, und Mrs. Thomas hielt mir die Tür auf, damit ich
     hineingehen konnte. »Ich hätte Ihnen schon am Telefon gesagt,
     daß Sie hierher kommen sollen und nicht ins Haus«, stellte sie
     fest. »Aber es ist immer so umständlich, das zu erklären.«
    Wir setzten uns in zwei
     stabile Sessel. Sie war etwa vierzig, schätzte ich, hatte sich aber
     schlecht gehalten. Ihr Gesicht hing wie in ledrigen Falten von ihrem
     Haaransatz herab.
    »Ich komme mir so töricht
     vor.«
    »Das müssen Sie
     nicht«, sagte ich, als würde das irgend etwas ändern.
    »Ich nehme an, ich hätte
     Sie nicht bitten dürfen, den ganzen Weg hierherzukommen, ohne
     eigentlich zu wissen, ob Sie überhaupt etwas für mich tun können.«
    Ich bemühte mich nach Kräften,
     verständnisvoll auszusehen. »Im Fernsehen kam heute abend
     sowieso nichts Gescheites«, sagte ich. »Am Telefon sagten Sie,
     Sie hätten ein Problem?«
    »Ich… ich…«,
     sagte sie. »Ich bin wirklich töricht, nicht wahr?«
    »Es ist immer schwer,
     einen Anfang zu finden«, kam ich ihr zu Hilfe.      
    »Oh, ich weiß
     durchaus, wo ich anfangen muß«, sagte sie. »Das ist es
     nicht. Wissen Sie… meinem Bruder geht es nicht gut. Er liegt jetzt
     seit fast sieben Monaten im Entropist Hospital.«  
    »Das tut mir leid.«
    »Ja, hm, mir auch«,
     sagte sie.
    »Ist er sehr krank?«
    »Sehr. Das hat man mir
     jedenfalls gesagt. Er hatte einen Arbeitsunfall. Er ist Vertreter für
     Loftus Pharmazeutika. Es hat eine Art Explosion in einem Laboratorium
     gegeben, und er wurde dabei verletzt.«
    »Hört sich so an,
     als hätte er ziemliches Pech gehabt. Macht die Gesellschaft
     Schwierigkeiten wegen der Arztrechnungen oder wegen der Entschädigung?
     Ist das die Art Problem, von der Sie sprechen?«
    »O nein, John wird aufs
     beste versorgt, da bin ich mir sicher. Er liegt im firmeneigenen Teil des
     Krankenhauses, der Loftus-Klinik. Und was die
     Entschädigung betrifft, so wird sich wohl seine Frau um diese
     Angelegenheiten gekümmert haben. Im Frühjahr habe ich Johns
     Rechtsanwalt mehrmals im Haus gesehen.«
    »Nun…«,
     begann ich ohne bestimmte Absicht.
    »Ich möchte John
     einfach nur sehen.«
    »Ihn sehen?«
    »Genau. Die Leute im
     Krankenhaus lassen mich nicht zu ihm.«
    »Überhaupt nicht?«
    »Ich habe es dreimal
     versucht. Jedesmal hieß es, daß er keine Besuche haben darf
     und daß man es mich wissen lassen werde, wenn die Besuchssperre
     aufgehoben wird. Aber das ist bisher nicht passiert. Gestern habe ich
     wieder angerufen, aber die Sperre besteht immer noch.« Das Ganze
     schien ihr wirklich nahe zu gehen.
    »Was für einen
     Grund geben die Ärzte an?«
    »Sie sagen, sein
     Zustand sei so ernst, daß man ihn auf gar keinen Fall dem Risiko
     einer Ansteckung aussetzen dürfe.«
    »Was für ein
     Unfall war das eigentlich? Eine Explosion, sagten Sie?«
    »So ist es. Er hatte
     Kopfverletzungen.«
    »Ich habe nicht viel
     Ahnung von diesen Dingen«, sagte ich wahrheitsgemäß.
     »Aber daß sterile Bedingungen aufrechterhalten werden müssen,
     klingt für mich nicht nach einer Routinebehandlung von Unfallfolgen.«
    »Das fand ich auch«,
     sagte sie ebenso nachdrücklich wie erleichtert. »Und das ist
     auch der Grund, warum ich dachte, daß Sie, jemand wie Sie…«
    »Darf seine Frau auch
     nicht zu ihm, ich meine, Mrs…?«
    »Mein Bruder heißt
     Pighee. John Austin Pighee. Der Name seiner Frau ist Linn.«
    »Sind Mrs. Pighee die
     Besuche bei ihrem Mann ebenfalls untersagt worden?« 
    »Das weiß ich
     nicht«, sagte Mrs. Thomas. »Linn und ich sprechen nicht
     miteinander. Obwohl wir beide hier leben…« Sie zeigte mit der
     Hand auf das Haus.
    »Das Haus gehört
     also Ihrem Bruder und seiner Frau.«
    »Es gehört meinem
     Bruder, ganz recht. Ich habe ihnen früher den Haushalt besorgt, vor
     dem Unfall. Aber jetzt geht mich das nichts mehr an.«
    »Haben Sie sich
     juristischen Rat geholt, Mrs. Thomas?«
    »Einmal habe ich mit
     Johns

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