Der stumme Handlungsreisende
sagte sie: »Du
wirst sicher hier drin schlafen wollen, oder, Daddy? Oder wäre es dir
lieber, wenn ich es täte?«
»Nun entschließen
Sie sich schon endlich, Miss«, sagte der Lieferant ungeduldig.
»Ich muß nach Hause.«
»Ich weiß, daß
Sie das müssen«, sagte sie. »Aber ich habe Ihnen doch
etwas dafür versprochen, daß Sie heute abend noch herkommen. Könnten
Sie jetzt bitte das Bett aus dem Karton holen, damit wir es uns ansehen können?
Ich hole derweil meine Handtasche.«
Sie verschwand im Wohnzimmer
und kam mit einer fest geballten Faust zurück. Deren Inhalt sie dem
Lieferanten aushändigte.
Er warf einen Blick darauf, lächelte
und half uns, bevor er ging, sogar noch, die Pappkartonschnitzel und das
Klebeband aufzusammeln.
Sam schien sehr zufrieden mit
sich. »Der Toaster kam mir nicht so dringend vor, also wird er mit
der regulären Zustellung gebracht. Wahrscheinlich am Mittwoch. Kopf
hoch, Daddy. Es ist doch nur Geld. Schon mal was von Umverteilung des
Reichtums gehört?«
*
Linn Pighee wachte gegen
sieben Uhr auf. Wir hörten sie einen kleinen Schrei ausstoßen,
aber noch bevor wir entschieden hatten, wer von uns zu ihr gehen sollte,
erschien sie in der Schlafzimmertür. Sie sah so aus, als stünde
sie nun fester auf ihren Füßen als bei irgendeiner anderen
Gelegenheit an diesem Tag. »Mein Gott«, sagte sie. »Wo
bin ich? Was ist das hier?«
»Das ist Daddys
Appartement hinter seinem Büro«, sagte Sam und hüpfte zu
ihr hin. »Hallo. Ich bin Sam. Er ist mein Vater.«
Linn runzelte die Stirn und
legte den Kopf schief. »Das ist Ihre verkrüppelte Tochter?«
»Jedes Kind mit mir als
Vater muß als Krüppel durchgehen.«
Sie nickte langsam. Dann trat
sie, zum Zeichen, daß es ihr besser ging, betont energisch ins
Zimmer.
»Hungrig?« fragte
Sam.
»Ein wenig.«
»Ich bin heute
einkaufen gegangen. Es ist jede Menge zu essen da«, und Sam ging in
die Kochecke des Zimmers, um uns was davon zu holen, während Linn
sich hinsetzte.
»Sie wollten mich
sprechen«, sagte sie.
»Fühlen Sie sich
wohl genug dafür?«
»Vorhin jedenfalls
nicht.«
»Ich möchte mir
die verschiedenen rechtlichen Arrangements ansehen, die Sie mit Loftus
haben. Aber ich brauche Ihre Vollmacht schriftlich.«
»Warum?«
»Ihre mündliche
Erlaubnis war nicht gut genug für Ihren Anwalt.«
»Haben Sie ein Blatt
Papier?«
Ich steuerte außerdem
noch einen Stift bei. Nachdem sie damit fertig war, reichte sie mir das
Papier herüber. Darauf stand: »Walter, ich befehle Ihnen, Mr.
Albert Samson alle Familienpapiere sehen zu lassen, die er sehen möchte.
Egal, ob meine oder Johns. Linn Pighee.« Sie datierte das Schreiben.
»Das sollte reichen«,
sagte ich. »Danke.«
»Ist das auch so eine
Angelegenheit, für die meine Schwägerin Sie engagiert hat?«
»Keineswegs«,
sagte ich. »Sie wollte die Erlaubnis, John besuchen zu dürfen,
und mir ist es gelungen, diese Erlaubnis zu bekommen. Nur, daß
gestern nachmittag jemand von Loftus bei ihr war und sie gekauft hat.«
»Gekauft?«
»Ja. Er hat ihr die
Sache ausgeredet und ihr etwas Geld für ihre Mühe gegeben.«
»Das hört sich
nicht besonders gut an«, sagte Linn.
»Es stinkt, nicht wahr?«
sagte Sam. »Ich möchte wissen, was sie da zu vertuschen
versuchen. Sie nicht auch?«
»Immer langsam, Sam«,
sagte ich.
Linn Pighee schien die
unterschwelligen Strömungen zwischen Vater und Tochter zu spüren,
verstand sie jedoch nicht ganz. »Haben Sie hier etwas zu trinken?«
fragte sie schließlich. »Ich meine, etwas wie ein Bier.«
»Ich habe vergessen,
welches zu kaufen«, sagte Sam schnell. »Ich hätte
wirklich auch gern eins.« Sie sah mich durchdringend an. »Und
ich habe schon das Essen besorgt.«
Ich warf ihr einen finsteren
Blick zu.
»Macht nichts«,
sagte Linn. »Ich dachte halt, Sie hätten vielleicht welches da.«
»Ich hätte
wirklich gern ein Bier, Daddy«, sagte Sam. »Und ich weiß,
daß Ray auch gern Bier trinkt.«
»Dann bringt er sicher
welches mit, wenn er kommt.«
»Erwarten Sie jemanden?«
fragte Linn.
»Das tut er bestimmt
nicht. Ich meine, wahrscheinlich nicht. Ich würde ja noch mal
rausgehen, aber ich spaziere nicht gern nach sechs Uhr allein durch die
Straßen.«
»Na schön«,
sagte ich. »Na schön. Mach der Dame etwas zu essen. Tust du
das?«
Ich ging runter, um Bier zu
kaufen. Es
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