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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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verwenden können.«
    Sie begann zu weinen. »Ich
     dachte, ich würde es sinnvoll verwenden.«
    Linn erschien an der Tür
     und sagte: »Ich habe mich einen Augenblick aufs Bett gesetzt, um
     mein Gleichgewicht wiederzufinden.«
     Sie warf mir ihre Schlüssel zu. Dann bemerkte sie Sams Schnüffeln.
     »Was ist passiert?« fragte sie. »Was ist los?«
    »Nur eine kleine väterliche
     Lektion, daß man sich besser um seine eigenen Angelegenheiten kümmert«,
     sagte ich.
    »Oh, bitte nicht«,
     sagte Linn leidenschaftlich. »Ich möchte wirklich, daß
     Sie alles über John herausfinden, was Sie können. Ganz bestimmt.
     Sie hat nur in Worte gefaßt, was bereits in mir war. Bitte schimpfen
     Sie deshalb nicht mit ihr. Bitte nicht. Sie haben so wenig Zeit mit ihr.
     Das ist immer so. Bitte, tun Sie das für mich. Ich möchte Sie
     engagieren. Wirklich.«
    Sie setzte sich auf den Rand
     des Schreibtischs neben der Schlafzimmertür und begann ebenfalls zu
     weinen. Sam ging zu ihr hinüber, und sie fielen einander in die Arme.

 
    16
    Ein paar Minuten vor acht
     tauchte Raymond McGonigle auf.
    »Lange nicht gesehen,
     wie?« sagte ich.
    »Dein alter Herr ist
     ein komischer alter Herr«, sagte er zu Sam.
    Linn stand von ihrem Stuhl
     auf und sagte: »Ich bin sehr müde.«
    »Das ist Ray McGonigle«,
     sagte Sam. »Das ist Linn Pighee.«
    »Pighee?« fragte
     McGonigle.
    »John Pighees Frau«,
     sagte Sam. »Der Mann, der bei dieser Explosion verletzt wurde.«
    »Oh«, seine Augen
     weiteten sich und wurden dann schmal. »Erfreut, Sie kennenzulernen.«
     Er schüttelte ihr die Hand.
    »Sie wohnt im
     Augenblick hier«, sagte Sam.
    »Ich gehe zu Bett«,
     sagte Linn und verließ das Zimmer.
    »Nach dreizehneinhalb
     Monaten zwischen daheim und Sir Jeff«, sagte Ray, »sind Sie
     beide für mich der Himmel auf Erden.«
    »Bier?« fragte
     Sam.
    »Ja, bitte. Mann, das
     bei Loftus ist wirklich keine reine Freude. Ihr Mann hat Glück, daß
     er da raus ist.«
    »Ach, wirklich?«
    »Nun ja, ich weiß
     nicht«, sagte er. »Vielleicht hatte er es ja auch besser als
     ich.«
    »Ich bin mir nicht im
     klaren darüber, wieviel er eigentlich dort gearbeitet hat«,
     sagte ich. »Hat er Teilzeit gearbeitet oder Vollzeit?«
    »Das kann ich nicht
     sagen, weil er meistens zu anderen Zeiten gearbeitet hat als ich -
     nachmittags und abends -, aber für Teilzeit war er ziemlich viel da.
     Ich weiß immer noch nicht, woran er eigentlich gearbeitet hat. Heute
     habe ich ein paar Techniker gefragt, und sie wußten es auch nicht.
     Ich glaube nicht, daß ich das noch lange aushalten werde. Meine
     einzige Chance besteht darin, zu einem der Feldversuche irgendwo versetzt
     zu werden. Sonst halte ich das einfach nicht durch.«
    »Feldversuche ?«
    »Sie probieren neue
     Medikamente an Menschen aus, da unten in Afrika und so. Wenn sie nicht für
     Versuche in den Krankenhäusern hier geeignet sind.«
    »Wie in ihrer Klinik im
     Entropist Hospital.«
    »Ja, ich glaube wohl.«
    »Was passiert da
     eigentlich?«
    »Das weiß ich
     auch nicht. Eine Art Unfallforschung, glaube ich.«
    »Aber Sie arbeiten doch
     mit Dr. Merom zusammen?«
    »Ja, manchmal schon.
     Weshalb fragen Sie?«
    »Ist sie nicht zuständig
     für die Arbeit in der Entropist Klinik?«
    »Ist sie das? Wenn ja,
     dann verbringt sie da bestimmt nicht viel Zeit, weil sie nämlich eine
     Reihe von Projekten in Forschung Drei leitet.«
    Es klopfte an der Tür.
    Ich stand auf, um zu öffnen.
     Sam holte Ray noch ein Bier. Es war meine Herzdame mit ihrer Tochter Lucy.
     Ich stellte die beiden vor. Sam stellte sich selbst und Ray vor, der
     fragte: »Und wer ist das, bitte?«
    »Das ist Daddys
     Freundin.«
    »Ach, wirklich?«
     fragte er und warf einen Blick in Richtung Schlafzimmertür. »Wow.
     Das ist wirklich eine irre Bude hier. Sie sind ein komischer Mann, Mann.«
    »Wem gehört das
     neue Bett im Büro, Albert?« fragte meine Herzdame.
    »Mir«, sagte ich.
     »Das ist eine lange Geschichte.«
    Dann erzählte ich sie.
     Auch wie es dazu kam, daß eine fremde Frau in meinem anderen Bett
     schlief. Ich habe nur eben einen Spaziergang im Wald gemacht, ja? Und als
     ich zurückkam, hatte nicht nur jemand meinen ganzen Haferbrei
     aufgegessen, sondern…
    Meine Herzdame glaubte mir,
     auch wenn Ray McGonigle es nicht tat.
    *
    Ich war schon vor neun aus
     den Federn. Früh für einen Sonntag. Früh für jeden
     Tag.
    Und anstelle eines Gruppenfrühstücks
     nahm ich Linn Pighees

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