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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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mir Tabellen. Ich
     will Tabellen«, sagte ich, »Einkommenstabellen. Die Endsummen,
     Jahr für Jahr, und alle persönlichen Einnahmequellen. Ich will
     Gruppen mit allen Unterlagen, die du finden kannst. Dann die
     Ausgabentabellen. Geh alle eingelösten Schecks durch und ordne sie.
     Dann sieh dir die nicht abgehefteten Rechnungen an, stell fest, ob sie mit den Schecks übereinstimmen.
     Wir suchen nach ungewöhnlichen Dingen, aber wir müssen zuerst
     wissen, was gewöhnlich ist. Eine komplette Analyse also.«
    »Komplett?«,
     fragte sie, ohne recht zu wissen, was ich eigentlich von ihr wollte.
    »Genau. Ich schieb dir
     dein Essen unter der Tür durch, und wenn du Ende der Woche nicht
     fertig bist, bist du gefeuert.«
    »Oh, Daddy!«
    Linn lehnte sich mit
     geschlossenen Augen auf meinem Eßzimmerstuhl zurück.
    »Hat sie Ihnen was zu
     essen gegeben?« fragte ich.
    »Ich bin nicht
     besonders hungrig. Ich esse morgens nicht so gern.«
    »Schwanger?«
    Sie sah mich an, sagte aber
     nichts. Dann legte sie ihren Kopf in den Nacken und sagte: »Ich wäre
     ja so glücklich.«
    Ich machte mir an dem Toaster
     zu schaffen und wärmte Sams Kaffee auf. Dann kämpfte ich mich
     durch die Biervorräte und holte mir einen Orangensaft aus dem Kühlschrank.
     Solchermaßen gestärkt, setzte ich mich an meinen Schreibtisch
     im Wohnzimmer. »Sind Sie jetzt in der Lage, mir ein paar Fragen zu
     beantworten?«
    Ohne die Augen zu öffnen,
     sagte sie: »Ich glaube schon.«
    »Seit er seine Arbeit
     in den Forschungslabors aufgenommen hat, arbeitete John nur noch Teilzeit
     im Verkauf. Das ist jetzt - hm, ungefähr zwei Jahre her. Warum ist
     sein Einkommen nicht gesunken? Ich bin seine Einlagen durchgegangen, und
     sie steigen regelmäßig an, ohne den kleinsten Knick, der darauf
     hinweist, daß er irgendwann sein Arbeitsschema geändert hat.«
    »Ich weiß nicht«,
     sagte sie. »Über seine Geldangelegenheiten weiß ich nicht
     Bescheid.«
    »Wissen Sie, wieviel er
     verdiente?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Na schön«,
     sagte ich. »Dann noch etwas anderes. Hatte er einen Wagen?«
    »Natürlich.«
    »Wo ist er?«
    »Ach, du liebe Güte!«
     sagte sie. Dann zögerte sie. »Steht er denn nicht in der
     Garage?«
    »Nein. Da ist nur
     Ihrer. Der Ford gehört doch Ihnen, oder?«
    »Ja. Sein Wagen steht
     nicht in der Garage? Oh, Moment mal. Es war ein Firmenwagen - könnte
     das etwa damit zu tun haben? Ich habe einfach nie darüber
     nachgedacht. Ich habe auch nicht nachgesehen.«
    »Sie waren nicht in der
     Garage, seit es passiert ist?«
    »Nein«, sagte
     sie. »Ich denke, der Wagen stand wohl noch auf dem Firmengelände.
     Da haben sie ihn sicher wieder zurückgenommen. Oder so etwas.
     Vielleicht weiß Walter mehr darüber.«
    »Der Anwalt?«
    »Johns gesamte Post
     geht jetzt an ihn.«
    Ich nickte. »Als ich am
     Haus ankam«, sagte ich, »trat Ihre Schwägerin gerade aus
     der Haustür.«
    »Die alte Hexe. Sie hat
     einen Schlüssel. Ich habe abgeschlossen, bevor ich ging, aber sie hat
     einen Schlüssel für die Haustür.« 
    »Was könnte sie im
     Haus gewollt haben?«
    »Herumschnüffeln.
     Sie will das Haus haben. Ich bin sicher, daß es das ist. Sie hat früher
     für uns den Haushalt gemacht. Für John jedenfalls. Alles hatte
     seinen festen Platz. Wie angeschraubt ans Regal. So wie John es gern
     hatte. Seit dem Unfall schleicht sie sich nur noch manchmal morgens
     hinein, wenn sie denkt, ich schlafe noch. Es ist nicht so, als könnte
     ich nicht selbst ein Haus führen, aber sie denkt, John ist von Gott
     persönlich auserwählt, und sie ist alle dreizehn Apostel
     gleichzeitig. Im April habe ich eine Mausefalle aufgestellt. Wenn eine
     Maus reingegangen wäre, hätte ich das Tier für sie in der
     Diele gelassen. Sie hätte es ohne einen Muckser beiseite geschafft.«       
    Das war die längste
     Rede, die ich je von ihr gehört hatte. Und ziemlich unmißverständlich.
     Da sie gerade in so direkter Stimmung war, fragte ich: »Linn, sind
     Sie sicher, daß Sie seit dem Unfall das Haus nicht mehr verlassen
     haben?«
    Diese Frage ließ sie
     hochfahren, und sie sah mich an. »Sie meinen, vor gestern?«
    Ich nickte.
    »Natürlich bin ich
     mir da sicher.«
    »Auch nicht, um Essen
     zu kaufen oder so etwas?«
    »Das erledige ich
     telefonisch; ich lasse mir alles liefern. Was soll die Frage, Mr. Albert?
     Ich sollte doch wohl wissen, ob ich draußen gewesen bin oder nicht.«
    »Nicht mal bis zur
    

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