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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Geländereifen.
    »Ich habe da nämlich eine Theorie über Männer mit so fetten Reifen«, sagte sie. »Die muss ich mal Amy erzählen und fragen, was sie davon hält.«
    Er betrachtete sie misstrauisch. »Wo ist Devon?«
    Courtney ließ den Blick über die leere Straße gleiten. Kein Streifenwagen weit und breit. Ringsum Stille statt Blaulicht. Es war nicht mal ein Cop im Donut-Laden an der Ecke. Dabei war der in jedem Film doch als Erster am Tatort. Courtneys Herz begann zu klopfen.
    »Ich habe ihn zum Donut-Holen geschickt«, sagte sie mit einem Lächeln. »Bestimmt bringt er dir auch ein paar mit.«
    Er stierte auf ihre Handtasche. »Gib mir die Kamera.«
    Sie schrak zurück. »Das ist keine Kamera.«
    »Das Telefonteil eben. He, ich bin nicht blöd, ja!«
    Er machte Anstalten, nach der Tasche zu greifen, aber sie trat einen Schritt nach hinten. Da schnellte sein Arm vor und riss ihr die Tasche von der Schulter.

    »He!« Sie versuchte, ihre Handtasche zurückzubekommen, aber er hielt sie mit dem Ellenbogen auf Distanz, während er darin herumwühlte. Der Inhalt purzelte auf den Boden: ihre Sonnenbrille, Lippenstifte, ein Wildleder-Etui mit einer achthundert Dollar teuren Haarschere.
    »Finger weg! Das sind meine Sachen!« Sie packte die Tasche und versuchte, sie ihm zu entwinden, doch nur Sekunden später lag sie mitten auf der Straße am Boden. Einen Moment lang war sie vor Überraschung wie gelähmt, aber dann rappelte sie sich auf. Eine graue Limousine kam mit quietschenden Reifen vorm Haus zum Stehen. Die Polizei. Endlich!
    Will Hodges sprang aus dem Auto, und Courtney lief zu ihm. »Nimm den Mann da fest! Er hat mich geschlagen! Meine Nachbarn ebenfalls. Und er hat meine Handtasche gestohlen!«
    »Scheißdreck!«
    Will funkelte Amys Freund böse an. Da stand der Idiot mit Courtneys Tasche in der Hand.
    »Stellen Sie sich mit dem Gesicht zum Auto«, brüllte Will.
    Der Mann fauchte. »Wer sind Sie denn?«
    Will zückte seinen Dienstausweis. Courtney nutzte die Gelegenheit, um ihre Handtasche zurückzuerobern, und sammelte ihre Sachen ein.
    Will wandte sich an sie. »Ins Auto!«
    »Wie bitte?«
    »Ins Auto. Augenblicklich. Oder ich nehm dich fest.«
    »Mich? Wieso denn nicht ihn?«

    Will drehte ihr den Rücken zu. »Beide Hände aufs Dach. Und die Beine auseinander.«
    Es schien, dass Amys Freund die Prozedur schon kannte. »Das ist totaler Quatsch, Mann! Die hat meinen Wagen beschädigt!«
    Will blitzte Courtney an und öffnete die Hintertür seines Wagens. »Ich sag’s nicht noch mal.«
    Sie stieg ein. Ihre Hände zitterten vor Zorn, während sie in der Tasche kramte und das Handy ausmachte. Sie verhaften. Das war doch ein schlechter Scherz. Die Polizeisirene, die in der Ferne erklang, wurde lauter, während Will Amys Freund Handschellen anlegte. Courtney spähte aus dem Autofenster und sah, dass Amy und Devon auf der Veranda standen und die Szene beobachteten. Amy sagte etwas zu ihrem Sohn, der daraufhin ins Haus trottete. Sie lief auf die Straße, wobei sie den Aufschlag ihres Frottee-Morgenmantels zusammenhielt.
    Courtney versuchte, die Autotür zu öffnen, doch sie war versperrt. Will musste sie gehört haben, weil er sie drohend ansah. Unglaublich.
    Durch die getönte Scheibe sah sie, wie zwei Uniformierte mit dem Paar sprachen. Amy sah besorgt aus, aber Courtney glaubte nicht, dass ihre Sorge Devon galt. Wahrscheinlich hoffte sie, dass ihr Freund nicht mitgenommen würde.
    Courtney betrachtete Wills Rücken und dachte daran, wie sich die breiten Schultern gestern Abend angefühlt hatten. Und dann fiel ihr ein, dass die Notrufleitstelle wohl niemanden aus dem Morddezernat geschickt hätte, um einen Streit zu schlichten. Er
war auf dem Weg zu ihr gewesen. Ihr Puls raste noch mehr.
    Schließlich führten die Streifenpolizisten Amys Freund zu ihrem Wagen. Amy stand händeringend daneben, bis einer der Polizisten mit einem Klemmbrett zu ihr zurückkam.
    Will setzte sich an das Steuer des Taurus.
    »Was ist da los?«, fragte sie.
    Ohne ein Wort zu sagen, ließ er den Motor an.
    »Will? Was ist los?«
    Er drehte sich zu ihr um und schüttelte den Kopf. »Legst du es wirklich darauf an, verhaftet zu werden?«
    Ihr fiel die Kinnlade herunter.
    »Tu dir einen Gefallen und sag nichts, bis wir im Revier sind.«
    »Bin ich jetzt etwa verhaftet?«
    Statt zu antworten, legte er den Gang ein.
    »Will! Was zum Teufel ist los? Der Typ ist auf mich losgegangen. Und auch auf Devon. Wahrscheinlich sogar auf seine

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