Der süße Hauch von Gefahr
herbeigeführt hast.« Mit nachdenklichem Blick bemerkte er:
»Wenn du nicht gewesen wärest, wenn du nichts unternommen hättest, um Thalias Briefe zurückzubekommen … Ich will mir gar nicht vorstellen, wie anders das alles geendet hätte.« Er lächelte traurig.
»Du bist tapfer gewesen und besonnen, hast die ganze Zeit über nicht den Kopf verloren. Willst du mir da bitte erlauben, wenigstens einen Rest meiner Männlichkeit zu bewahren, indem ich Ormsby selbst entgegentrete?«
Nach diesen Worten blieb Juliana nichts anderes übrig, als ihm beizupflichten. Ihre Augen folgten ihm, als er die Stufen hinabstieg; ihr entging nicht, dass er fester auftrat, sich aufrechter hielt. Ihr Vater war nicht wie Asher, aber er war ein guter Mensch, ein fürsorglicher, liebevoller Vater, und sie wusste, dass er sich selbst mit Schuldvorwürfen überhäuft hatte wegen der schlimmen Sache mit Thalias Briefen. Bis jetzt jedoch hatte sie nicht erkannt, wie sehr er sich seiner Tatenlosigkeit und Ohnmacht schämte. Ein leises Lächeln spielte um ihre Lippen. Ormsby seiner Wege zu schicken war sicherlich genau das, was ihrem Vater guttäte.
Asher war nur wenige Minuten damit beschäftigt, den Tag zu planen, der sich vor ihm erstreckte. Es war noch früh, aber er wusste, dass seine Großmutter auf sein würde. Ein Morgenritt nach Burnham und die beiläufige Erwähnung, dass er morgen nach London reisen müsse, würde seinen Aufbruch am nächsten Tag weniger überraschend erscheinen lassen. Nachdem er seine Großmutter besucht hatte, würde er nach Apple Hill reiten und auch dort die anstehende Reise erwähnen; außerdem würde er dort erfahren können, wie der Abend mit Ormsby verlaufen war. Er grinste. Danach, überlegte er weiter, würde es den Tag hübsch abrunden, wenn er kurz auf Kirkwood vorbeischaute. Da er schwerlich einfach so dort aufkreuzen konnte, verfasste er eine kurze Nachricht und trug Hannum auf, sie so bald, wie es die Höflichkeit zuließ, am Vormittag zuzustellen.
Er schaute an sich herab auf seinen Rock, die Hosen und seine Stiefel. Ein Bad und ein Wechsel in frische Kleidung waren eindeutig angesagt.
Trotzdem war es immer noch früh, als Asher auf Burnham eintraf; Dudley brachte ihn ins Frühstückszimmer. Er sah fesch aus in seinem dunkelblauen Rock und den taubengrauen Pantalons; sein Halstuch war ordentlich gebunden, seine Stulpenstiefel waren glänzend poliert, und er leistete seiner Großmutter auf deren Einladung hin bei einer Tasse Kaffee Gesellschaft, während er sie von seinem Plan, nach London zu reiten, unterrichtete. Seine Großmutter zeigte keine Überraschung, als er erwähnte, dass er am nächsten Tag in die Hauptstadt wolle – viel mehr war sie daran interessiert, wann er zurückkommen wollte. Apoll lag selig schlummernd auf ihrem Schoß, nachdem er von seinem weichherzigen Frauchen mehrere Scheiben Schinken erbettelt hatte, während Mrs Manley ihren Enkel anschaute und wissen wollte:
»Aber du wirst so rechtzeitig wieder hier sein, dass du meine Freundin Barbara kennenlernen kannst, ja?«
Eine möglichst unschuldige Miene aufsetzend, rief Asher:
»Oh, aber natürlich! Darauf gebe ich dir mein Wort!« Und damit waren alle Überlegungen, sich zu verkriechen, bis Mrs Sherbrook und ihr Sohn wieder fort waren, durchkreuzt.
Mrs Manley schaute ihn an, spielte geistesabwesend mit den seidigen Schlappohren ihres Hundes, und Asher musste sich zusammenreißen, um nicht wie ein beim Lügen ertappter Bengel unruhig auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen.
»Nun gut«, sagte sie leichthin, »dann sehe ich dich nach deiner Heimkehr.«
Dem viel zu scharfen Blick seiner Großmutter glücklich entronnen ritt Asher nach Apple Hill. Als er dort ankam, unterrichtete Woodall ihn nach einer herzlichen Begrüßung, dass der Oberst noch nicht aufgestanden war, John aber ein Stück die Straße hinab zu finden sei, wo er die Hopfenfelder inspizierte.
Asher fand seinen Halbbruder ohne Schwierigkeiten; die Hopfenfelder mit ihren ordentlichen Reihen hoher Stangen und den dazwischen gespannten Rankschnüren sah man schon von Weitem. Nach den grasbewachsenen Hügeln und den Apfel- und Kirschgärten, an denen er vorübergekommen war, waren sie kaum zu übersehen. Er zügelte sein Pferd, ließ es anhalten, saß ab und band die Zügel an einen alten Apfelbaum, den man nicht gefällt hatte, als John die Felder für sein Experiment mit dem Hopfenanbau anlegen ließ.
John stand ein wenig abseits ins Gespräch mit einem
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