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Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Titel: Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Münster
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Sie schließt sich automatisch.“
    „Vielen Dank.“ Sie musste ihm nicht sagen, dass sie lieber allein sein wollte. Er hatte ihre Abfuhr verstanden.
    Sekunden später schloss sich die Aufzugtür hinter ihm und Emily war allein in dem schmalen Flur. Dieser Umstand war ihr plötzlich unbehaglich , und sie nahm ihn geradezu körperlich wahr . Wenn der Aufzug nun nicht mehr funktionierte, saß sie allein in dem Kellerloch fest. Es gab keinen anderen Ausgang und so, wie die Wände aussahen, schien es auch keine separate Frischluftzufuhr zu geben. Obwohl es dafür erstaunlich neutral roch. Bevor eine erneute handfeste Panikattacke Besitz von ihr ergreifen konnte, schüttelte Emily die Gedanken ab, atmete einmal tief durch, zog die schwere Kassette aus dem Schließfach und begab sich damit zu dem kleinen Pult am rückwärtigen Ende des Flurs.
    „Die Stunde der Wahrheit, liebe Emily.“
    Sie atmete noch einmal tief durch , ließ die Luft langsam durch den Mund entweichen und öffnete dann den Deckel der Schatulle. „Was...?“
    Entgeistert nahm sie einen kleinen Flakon aus Glas in die Hand, in dem sich eine klare Flüssigkeit befand. Hatte ihre Mutter etwa Parfum in ihrem Schließfach aufbewahrt? Emily hatte eher mit Wertpapieren oder wertvollen Schmuckstücken gerechnet.
    Sie stellte das Behältnis zunächst beiseite und langte mit der Hand weiter in die Kassette hinein. Als nächstes zog sie einen Rosenkranz heraus . Er war wunderschön gearbeitet. Doch er war nicht, wie üblich, mit Holzperlen versehen , sondern vollkommen aus Silber gemacht , versehen mit winzigen silbernen Rosenblüten in bestimmten Abständen .
    „Was zum Teufel…?“ Emily verschlug es die Sprache als sie zum Schluss auch noch ein Kreuz aus dem Fach zog, ebenfalls aus Silber. Es passte gerade eben in ihre Hand und war überraschend schwer. Massives Silber. Die Erbin des Sammelsuriums legte das Kreuz zur Seite und sah sich den Flakon noch einmal genauer an. Sie öffnete den Verschluss und roch vorsichtig an der Flüssigkeit, stellte jedoch zu ihrer Überraschung fest, dass es nur Wasser war. Als sie den Flakon wieder geschlossen hatte und ihn herumdrehte, fand sie schließlich des Rätsels Lösung. Auf dem uralten Etikett eines Devotionaliengeschäfts war, etwas zerkratzt, die Inhaltsbeschreibung noch zu lesen: geweihtes Wasser.
    „Mama? ! Warum zum Teufel bewahrst du Weihwasser und Kreuze in deinem Schließfach auf? Ist das ein schlechter Scherz?“ Sie verfluchte ihre Mutter heimlich dafür, dass sie ihr nicht mehr antworten konnte. Und dass sie nicht einfach in ihren Brief geschrieben hatte, was sie ihrer Tochter so verzweifelt mitzuteilen versuchte .
    Wütend hob Emily die Schließfachkassette an und schüttete sie kopfüber aus. Und tatsächlich segelte noch ein einsamer , kleiner Zettel heraus. Emily hob ihn auf. Ihr Gesichtsausdruck wurde noch verwirrter, als sie die handschriftliche Notiz las: Familiengruft, Highgate Cemetary. Edward Paul George Watson. Sie hatte keine Ahnung, wer dieser Mann war.
    „Na toll. Eine Schnitzeljagd. D as hätte mir in meiner Kindheit Spaß gemacht. Jetzt brauchst du´s nicht mehr zu veranstalten , Mama . Der Zug ist abgefahren ! “
    Wütend und enttäuscht verließ Emily , den Fund aus dem Schließfach in ihrer Handtasche, den engen Flur schließlich, nachdem sie die Kassette zurück in die Wand geschoben und das Fach zugedrückt hatte.
    Oben angekommen wandte sie sich wieder dem Bankangestellten zu, der sie nach unten begleitet hatte.
    „Ich brauche das Schließfach nicht mehr. Muss ich irgendwo eine Kündigung unterschreiben? Außerdem möchte ich bitte Einsicht in das Konto meiner Mutter haben, da ich schon mal hier bin.“
    Der Mann nickte und bat die junge Frau zu einem der Tische, an denen man zu Beratungszwecken Platz nehmen konnte. Nach wenigen Minuten hatte er das Kündigungsformular für das Schließfach fertig ausgefüllt und legte es ihr zur Unterschrift vor. Danach tippte er zügig auf der Tastatur des Computers herum, um das Konto von Emma Watson aufzurufen.
    „Ich habe hier zwei Konten. Auf dem einen wurden ihre Alltagsgeschäfte abgewickelt. Der aktuelle Kontostand beträgt 275 Pfund. In einer Woche würde ihr Gehalt überwiesen. Bitte informieren Sie den Arbeitgeber Ihrer Mutter über den Tod, damit wir Rückbuchungen vermeiden.“
    „Das hat ihr Anwalt bereits getan , glaube ich . Was ist das andere für ein Konto?“
    „Ein Sparkonto. Auf diesem befindet sich eine Summe von …

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